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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlingerdämpfer


HCC
17.10.2004, 15:07
Wieder einmal eine Frage, die mir das Web nicht beantworten kann. Und komischerweise halten sich auch die Hersteller von Schlingerdämpfern zurück.

Ich möchte mir einen Schlingerdämpfer für meinen Trailer kaufen. Soweit so gut. Jetzt ist allgemein bekannt, dass der Kugelkopf und die Kupplungskugelpfanne auf Grund der Bremsbacken in der Pfanne nicht gefettet sein dürfen. Bei Fett verliert der Schlingerdämpfer seine Wirkung und Bremsbacken müssen ausgewechselt werden. Also sollte vor jedem Schleppvorgang der Kugelkopf mit 240ziger Schleifpapier gereinigt werden. :schlaumai :schlaumai :schlaumai

Was passiert denn bei Regen ? Jedem ist bekannt, dass auf der Straße immer ein öliger Belag liegt. Mal mehr, mal weniger. Von Pflanzen, Autos, Motoren und und und. Wenn jetzt das leicht ölige Spritzwasser in die Kupplungskugelpfanne spritzt, was zwangsläufig der Fall ist, funktioniert der Schlingerdämpfer immer noch zu 100% ? Die drei bekannsten Hersteller AL-KO, Westfalia und Winterhoff drücken sich vor einer eindeutigen Antwort. Auch der ADAC hält sich mehr bedeckt. :weissnich :weissnich :weissnich

Wie ist eure Erfahrung ?

Christian

stebn
17.10.2004, 16:21
Hallo Christian

Ich glaube darüber brauchst du dir keine Gedanken machen, dass die Kupplung dann schlechtere Eigenschaften hat. Vor jeder Fahrt Flugrost entfernen und gut ist.....

Da ist der Regen bestimmt gefährlicher ( Aquaplaning ).


Gruß Stefan

Berny
17.10.2004, 16:50
Ich denke auch, daß du dir keine Sorgen machen mußt, daß Öl oder dergleiche nur beim Fahren in die Kupplung gedrückt wird. Da müssten schon sehr viele Faktoren zusammentreffen, dass dies der Fall ist. Bei meinen Erfahrungen war der Kopf immer trocken und sauber. Zumindest wäre mir ein Abfall der Leistung nicht aufgefallen.

Die meisten Fehler werden gemacht, daß der Kugelkopf vor dem Anhängen nicht ordentlich gereinigt wird und dadurch die Bremse die Wirkung etwas verliert.

Ach ja, und noch was: in diesem Falle kannst sogar sagen, lieber schlecht gebremst als gar nicht !

So gesehen zahlt sich die Kupplung immer aus !

nordy
17.10.2004, 17:26
Hallo,

der grösste Fehler, den man machen kann:

Ein neue Anhängervorrichtung ohne Entfernen des Lacks am Kugelkopf einsetzen.
Der Lack dringt dann in die rauhen Beläge ein und verändert völlig deren Reibeigenschften.
Bei einer neuen Winterhoffkupplung traten bei mir dadurch sehr lästige Knackgeräusche in der Reibkupplung auf, die erst nach Auswechseln der beiden Reibbeläge und vollständigem Abschleifen des Kugelkopfes weg waren.

Übrigens der WoWa-Händler war völlig ahnungslos !
Bei Winterhoff kannte man das Problem aber und hat anstandslos die Kosten für die Reparatur der Kupplung übernommen.

Verunreinigungen von der Strasse dürften dagegen keine grosse Rolle spielen.

Gruss Nordy

JohnB
17.10.2004, 19:41
Hallo Christian,

Schlingerdämpfer .... Bei Fett verliert der Schlingerdämpfer seine Wirkung und Bremsbacken müssen ausgewechselt werden. Also sollte vor jedem Schleppvorgang der Kugelkopf mit 240ziger Schleifpapier gereinigt werden.


Zum Entfetten reicht doch Reinigen mit Alkohol. Ich putze vor dem Urlaubsbeginn die Kugel und die Bremsbeläge in der Kupplung mit Reinigingsbenzin oder Spiritus (zu Not tut's auch Fensterreiniger). Dann ist dia Anlage hinreichend fettfrei. Jedesmal Abschleifen halte ich für nicht nötig


Was passiert denn bei Regen ? Jedem ist bekannt, dass auf der Straße immer ein öliger Belag liegt. Mal mehr, mal weniger. Von Pflanzen, Autos, Motoren und und und.
Wie ist eure Erfahrung ?


Auch bei übelsten Regenfahrten kann ich bei meinem Gespann (Sharan u 1,6 to Wohnwagen) keine verminderte Dämpfungswirkung feststellen.

DieterM
17.10.2004, 20:39
Hallo Freunde,

ich bin hier einer ganz anderen Meinung als die meisten von Euch. Ein gut abgestimmtes Gespann mit dem gewichtsmäßig richtigen beladenen und ausgelegten Bootstrailer braucht kein Schlingerdämpfer, dazu aber eine gut gefettete Kupplung mit seewasserfestem Fett.

Ein benötigter Schlingerdämpfer ist immer nur ein Hilfsmittel für das Gegenteil in diesem Fall.

Also denkt mal bitte über Eure Trailerauslegungen nach.

HCC
17.10.2004, 23:01
Ein gut abgestimmtes Gespann mit dem gewichtsmäßig richtigen beladenen und ausgelegten Bootstrailer braucht kein Schlingerdämpfer, dazu aber eine gut gefettete Kupplung mit seewasserfestem Fett.

Ein benötigter Schlingerdämpfer ist immer nur ein Hilfsmittel für das Gegenteil in diesem Fall.

Also denkt mal bitte über Eure Trailerauslegungen nach.

Für mich ist das eigentlich nicht eine Frage der falschen Belastung, sondern vielmehr mache ich mir Gedanken, wie ich die Sicherheit beim Fahren mit einem Gespann noch erhöhen kann. Hierbei geht es um meine Sicherheit, aber auch um die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer. Mein Trailer ist so ausbalanciert, dass ich die maximal zulässige Stützlast erreiche.

Trotzdem sehe ich zur Urlaubszeit immer wieder zerrissene Anhänger auf der Autobahn. Sicherlich hat es die unterscheidlichsten Ursachen. Aber es kann nicht schaden, das Maximum an Sicherheit zu investieren.

Und wer sich ein Schlauch mit Motor und Trailer leisten kann, der wird auch noch die paar Teuros für einen Schlingerdämpfer übrig haben.

Kennt ihr die verrückten Holländer und Dänen, die es jedes Jahr auf der Autobahn zerreißt ? :blemblem: :blemblem: :blemblem: :blemblem:

Gruß Christian

Robert
18.10.2004, 08:13
Die Dänen und Holländer die es regelmäßig auf der Autobahn zerlegt sind aber meist flotter unterwegs, als wir ordnungsliebenden Deutschen.

Die meisten Hängerfahrer kriechen mit 80 durch die Gegend. Beim Wohnwagen macht es Sinn, da hoher Schwerpunkt, viel Windfläche und relativ leicht.

Aber mit dem Boot hinten dran sind 100-110 Kmh kein Problem auch ohne Schlingerdämpfer.


Robert

JohnB
18.10.2004, 09:18
Hallo Dieter,


Ein gut abgestimmtes Gespann mit dem gewichtsmäßig richtigen beladenen und ausgelegten Bootstrailer braucht kein Schlingerdämpfer, dazu aber eine gut gefettete Kupplung mit seewasserfestem Fett.

Ein benötigter Schlingerdämpfer ist immer nur ein Hilfsmittel für das Gegenteil in diesem Fall.

Also denkt mal bitte über Eure Trailerauslegungen nach.

Du hast völlig recht, daß ein Gespann, das erst mit Schlingerdämpfer fahrbar wird, ein grundlegendes Problem hat. :hiiilfe:

Aber auch ein gutes Gespann wird mit Schlingerdämpfer nochmals besser. Warum diese zusätzliche Fahrstabilität nicht als Sicherheitsplus nutzen? :)

MichaelH
18.10.2004, 11:00
In einem anderen Thread habe ich gefragt wie schnell die Trailer so gefahren werden. Heraus kam im Schnitt 140km/h. In dem Bereich macht ein Schlingerdämpfer Sinn.

Wenn man so halbwegs erlaubte Geschwindigkeiten fährt und das Gespann richtig balanciert ist, dann braucht man das meiner Meinung nach nicht.

Das wichtigste ist dann genügend Fett auf der Kugel, damit nichts quietscht.

DieterM
18.10.2004, 12:25
Hallo Freunde,

ich stelle fest, das es hier doch Einige gibt, die erkennen was ich meine mit einer richtigen Zugauslegung und volle Sicherheit auch ohne Schlingerdämpfer.

Als Ergänzung möchte ich noch erwähnen, das zu dieser Sicherheit auch die richtige Fahrweise gehört. Sich damit prusten, daß der Zug mit 130-140 kmh gefahren wird halte ich für Schwachsinn. Einen 3-4 Tonnen-Zug mit 80-100 kmh und weiter max. 100-110 kmh auf glatter Autobahn zu bewegen ist vernünftig wenn man die 100 kmh Freigabe hat. Als erfahrener Schwerlastwagenfahrer kann ich jeden nur davon abraten wesentlich schneller zu fahren, denn irgendwann wird er damit nicht mehr heil nach Hause kommen. Das muß aber jeder für sich selber entscheiden, hier sollte damit aber nicht aufgetrumpft werden, denn das ist keine Empfehlung für die vielen jungen Newcomer, die wir hier im FORUM haben.

Robert
18.10.2004, 12:32
@Dieter 100% Zustimmung

Ich glaub das die 140 gelogen sind. Fahre sehr viel und auch ziemlich flott, kenne jedoch kein Gespann mit dem ich auch nur 1 KMH schneller als 120 fahren möchte. Für einen erfahrenen Autofahrer (das sind in meinen Augen die, die mehr als 40.000 per Jahr fahren) halte ich 110 für gut machbar und beherschbar. Ob mit oder ohne 100er Zulassung.

Robert

DschungisKahn
18.10.2004, 16:25
ich hab womo's von knaus mit einem wiking am trailer auf der autostrada gesehen - ich fuhr ca. 100km/h (da bin ich bei 11,5L/100km und frau und kinder können hinten in ruhe kartenspielen) - die gespanne sind vorbeigedonnert.....

es hat keinen sinn etwas von: zugfahrzeug muss mindestens 50% schwerer sein zu posten - wie und wo soll das urlaubsgewicht verstaut werden?? - wenn dann zum normalen urlaubsgepäck im wohnwagen noch ein 200kg Boot (inkl. utensilien) mit muss???

den trailer am jeep sehe ich nicht als problem.

grüsse
dschungiskahn

Berny
18.10.2004, 19:50
Ich hatte leider schon einmal die Erfahrung eines schlingernden WoWa, zum Glück ging es gut aus.

Prinzipiell sage ich, man soll so fahren, daß man ohne Schlingerkupplung auskommen könnte, aber man hat trotzdem eine drauf.

Ich würde nie mehr ohne fahren! (zumindest ab ca 700 Kg, darunter machts nicht wirklich was aus)

Was mir bei den ganzen Beschreibungen abgeht, ist der Umstand, dass der WoWa (wie bei mir damals) auch ins Schlingern kommen kann, wenn ein Bus oder ein LKW vorbeifährt. Da hilft dir die ganze Ausbalanzierung nichts, der Luftstoss schiebt deinen WoWa zur Seite und er fängt zu schlingern an, wenn du etwas zu schnell unterwegs bist, und dies kann schon mal passieren, auch wenn man nicht will. (ich spreche hier von 80 bis 100, da geht das schon los!)

Prinzipiell denke ich machen die meisten Leute den Fehler zu glauben, mit einer Anti-Schlinger Kupplung kann man überhaupt schneller fahren!
Ich habe die Kupplung wegen der Sicherheit, nicht wegen dem Schnellfahren.
Ich beabsichtige nicht schneller zu fahren, aber wenns mal passiert, dann bin ich sicherer unterwegs.

nordy
18.10.2004, 21:07
Zitat von DieterM:

ich stelle fest, das es hier doch Einige gibt, die erkennen was ich meine mit einer richtigen Zugauslegung und volle Sicherheit auch ohne Schlingerdämpfer.
Als Ergänzung möchte ich noch erwähnen, das zu dieser Sicherheit auch die richtige Fahrweise gehört.

Du hättest dann recht, wenn der Fahrer durch die von ihm selbst zu beeinflussenden Vorsichtsmassnahmen (richtige Beladung und Fahrweise) in jedem Fall ein Pendeln des Gespannes verhindern könnte.

Gelingt ihm das immer ?

Wie entsteht Instabilität überhaupt ?

Jeder Einachshänger wird durch seine Masse und Reifenelastizitäten im Bereich seiner Eigenfrequenz Pendelschwingungen um den Kupplungspunkt ausführen.
Diese Bewegungen kommen aber zunächst von alleine wieder zur Ruhe.
Das Gespann ist noch stabil.

Mit zunehmender Geschwindigkeit fährt man immer dichter an den instabilen Bereich heran.
Je kleiner die Masse und umso grösser die Länge des Pendels (Abstand Kugelkopf-Achse) ist, umso höher liegt die kritische Geschwindigkeit, bei der Resonanz eintritt und die grössten Schwingungen auftreten.
Bei Resonanz kommen die Schwingungen nicht mehr von alleine zur Ruhe, sondern ihre Amplituden wachsen theoretisch bis ins Unendliche.

Grundsätzlich kommt es zu den Pendelbewegungen nur, wenn eine äussere Anregung vorliegt (Windstoss, Lenkbewegung).

Was machen die Schlingerdämpfer ?

Sie sorgen dafür, dass die Schwingungen nicht über ein bestimmtes Mass ansteigen und vor allem auch wieder abklingen, indem Pendelenergie in Dämpfung oder Wärme umgewandelt wird.

Je nach Überhang, Steifheit und Gewicht des Zugwagens übertragen sich die Hängerschwingungen mehr oder weniger stark nach vorne.
Es kommt zu einer Koppelschwingung zwischen Zugwagen und Hänger.

Je nach Massenverhältnis und Steifigkeit der Anbindung fachen sich Hänger und Zugwagen gegenseitig zu Schwingungen an.

Fährt man einen schweren hecklastigen Trailer an einem wenig steifen Wohnmobil mit grossem Überhang, so sind diese Koppelschwingungen besonders ausgeprägt.

Es ergibt sich dann ein ausserordentlich schmaler Grat für die Stabilität eines solchen Gespannes.

Fehlen äussere Anregungen (Seitenkräfte) kann man trotzdem noch sehr schnell, unter Umständen auch 140km/h mit ihm fahren.

Aber wehe, es kommt zu einem Windstoss durch einen überholten Lkw oder durch eine garnicht mal so heftige Lenkradbewegung.
Sicherlich wird man unwillkürlich aufgrund der Pendelei die Geschwindigkeit verringern.
Befand man sich aber im sogenannten überkritischen Bereich (also oberhalb der Resonanz), so nehmen die seitlichen Bewegungen trotz Bremsens immer mehr zu, um schliesslich im Resonanzpunkt ihr Maximum zu erreichen.

Der Schlingerdämpfer verschiebt zwar die Resonanz nach oben aber doch nicht so weit, dass das v max des Gespanns im unterkritischen Bereich läge.

Ein Wohnwagengespann (Sharan/Multivan vor 1,5t) ist lange nicht so gefährdet wie ein leistungsstarkes WoMo-Trailergespann.
Der Luftwiderstand bei ihm ist wesentlich höher, normalerweise ist bei 110-120 bei ihm Schluss.
Ausserdem ist gerade ein T4 oder T5 das ideale Zugfahrzeug.
Selbst wenn der 1,5t-WoWa hinter ihm an zu pendeln anfänge, würde der T4 trotzdem unbeirrt seine Spur weiterziehen.

Mit Schlingerdämpfer wird gerade hier der Hänger wesentlich schneller zur Ruhe kommen, was einen unbestreitbaren Zusatzgewinn an Sicherheit bringt.

Auch bei dem WoMo mit Trailer werden ohne Schlingerdämpfer die Folgen weit unangenehmer sein, allerdings ist hier wegen des "Wackelpuddings" der Fahrer weit mehr gefordert als beim T4 mit WoWa.

Die beiden genannten Beispiele sind natürlich Grenzfälle, in der Regel wird man um die 90-100 fahren.
Bei richtiger Beladung und vor allem geeigneten Zugfahrzeugen werden hier auch ohne Dämpfer so schnell keine Probleme auftreten.

Richtige Beladung des Hängers heisst:
Möglichst alles in Achsnähe verstauen, mindestens 50kg Stützlast !

Hat man aber nicht das geeignete Zugfahrzeug, wie wir einmal in dem 190E ist der Grat extrem schmal.
Beim Überholen eines Lkws hatte sich unser 190E ohne Schlingerdämpfer mit dem 1,2t schweren Hänger bei 90 km/h sehr stark aufgeschaukelt.

Warum:
Zu langer Überhang und zu weiche Federung des MB.

Mit Dämpfer wäre das nicht passiert.

Fazit:
Auf jeden Fall mit Schlingerdämpfer fahren, um auf der sicheren Seite zu liegen.


Gruss Nordy

MichaelH
18.10.2004, 23:18
Sehr guter Beitrag Nordy!

Eines möchte ich noch hinzufügen: Der richtige Reifendruck des Trailers ist fast genauso wichtig wie die richtige Stützlast.

Ich pumpe meine Reifen immer bis zu dem Wert auf, der auf den Reifen angegeben ist. Das sind bei mir fast 4 bar. Dann schwabbelt nix mehr hin und her.

DieterM
19.10.2004, 16:31
Hallo Nordy,

Dein Beitrag in dieser Sache ist wirklich ganz große Klasse! :chapeau:

Was den Reifendruck betrifft, würde ich hier den empfohlenen Reifendruck eher wählen, als es Mike macht mit vollem Grenzdruck/Prüfdruck zu fahren, denn die Reifen haben ja auch noch eine Federungsfunktion gegenüber der Trailerfederung.