Schlauchbootforum

Schlauchbootforum (https://schlauchboot-online.com/index.php)
-   Smalltalk (https://schlauchboot-online.com/forumdisplay.php?f=33)
-   -   Vom Fußgänger zum lederhäutigen PowerCAT-Skipper ;) (https://schlauchboot-online.com/showthread.php?t=42369)

Takabanaan 22.04.2024 19:23

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 3)
Was dann folgte war so herrlich unspektakulär, dass wir im Wasser waren ohne auch nur ein Foto des zweifelsohne epochalen Momentes „Unser erstes Hafenslippen“ gemacht haben zu können. Wir hatten uns inzwischen vier lange Taue besorgt, mit denen wir vom „Land“ aus das Boot tief unter uns bequem an der Hafenmauer entlang und damit aus der hoch frequentierten Slipzone dirigieren können. Um es dann in aller Ruhe und im Anfang notwendiger Bedächtigkeit zu betreten, ohne daneben zu treten. Oder es sich selbständig macht und führerlos unter zweifelsohne grandioser Aufmerksamkeit aller Umherstehenden ins Hafenbecken gleitet.

Langsam nahmen wir auch dieses neue Revier in Beschlag und fuhren erst einmal den Motor gründlich warm. Er klang so herrlich wie eh und je, und es war einfach ein gutes Gefühl als der Fahrtwind wieder über die Haut und in die Frisuren strich.

Takabanaan 22.04.2024 19:24

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
So kamen wir mit zweidrittel geleertem Tank abends zum ersten Mal an einem tatsächlichen Liegeplatz im Hafen an. Mitten unter den „Großen“ und „Weitgereisten“, die weißlich im Abendlicht schimmernd bereits bedächtig Seegras kauend, uns still und leise zunickten, als wir versucht geräuschlos an ihnen vorbei glitten.

Das befürchtete „kollidierende Anlanden“-Anlanden gelang geschmeidiger als gedacht, und mit beherztem Zupacken standen wir am Holzsteg tatsächlich – so ungefähr – in der uns zugedachten Lücke. Die gottlob davor und dahinter leer war. Vielleicht kein Zufall dass der Hafenmeister uns vor Zuweisung des Platzes vorher unauffällig in ein Gespräch über unsere bisherige Erfahrung verwickelt hatte. Immer gut, wenn Einsteiger an Profis geraten.

Takabanaan 22.04.2024 19:26

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 6)
Stolz wie Wulle und auch ein wenig erleichtert packten wir zusammen, und trotteten voller Eindrücke zum Campingplatz. Uns dieser besonderen Situation der noch fehlenden Routine sehr wohl bewusst versuchten wir, die positiven Aspekte dieser Gefühle – das Unerwartete erwartend, die Welt ist nicht groß genug und das eigene Boot voller Möglichkeiten statt Grenzen - auszukosten zu gut es ging. Zu schnell kommt bei vielen neuen Hobbies die unter Sicherheitsaspekten wichtige Routine hinzu, die einen irgendwann den Kitzel der ersten Male wehmütig vergessen lässt.

Wir plünderten die Camperkombüse und bereiteten eine weitere Heldenmahlzeit vor. Und wenn man schon nicht am Mittelmeer ist, kann man sich zumindest so ernähren, um das Erlebnis perfekt zu machen. So ließ es sich mehr als aushalten; den Blick auf die Sterne und die vor uns fest vertäuten Boote gerichtet, während allein der Kirchturm in unserem Rücken uns stundengenau über die dennoch verstreichende Zeit informierte.

Takabanaan 22.04.2024 19:27

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Am nächsten Morgen galt es zum ersten Mal abzulegen von einem echten Liegeplatz, mitten im Hafen. Unserem „PowerCAT“ war diese erste Nacht unter lauter großen Kumpels ausgesprochen gut bekommen, entsprechend selbstbewusst wurden wir dennoch freudig spiegelwedelnd begrüßt.

Zunächst waren aber erst einmal zirkusverdächtige Fingerübungen notwendig, um sich wirklich vom Land lösen zu können. Und mit dem festen Vorsatz, den ganzen Winter über „gscheit Knoten zu üben“ damit sich dies nicht wiederholen müsste, legten wir schließlich besonnen ab. Und glitten knapp über der Wasseroberfläche an den zum Teil hoch aufbauenden, dort liegenden Schönheiten vorbei.

Takabanaan 22.04.2024 19:28

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
Dann eine Rechtskurve, und hinaus ging es auf die Donau. Die uns sofort mit einem mitreißenden Impuls empfing, und es galt nun den eigenen Kurs zu wählen. Bergauf oder bergab, wir entschieden uns auf direktem Weg die nächste gut erreichbare Tankstelle Richtung Kelheim anzufahren, um für mutmaßlich durstige Vollgasepisoden gut gerüstet zu sein. Sicherheitshalber hatten wir uns vorher bereits telefonisch bei der Wasser-Tankstelle angekündigt, was freundlich aber gefühlt auch etwas überrascht quittiert wurde.

Nun legten wir also zum zweiten Mal in einem Hafen an. Dieses Mal nicht am eigenen Liegeplatz, sondern einer semi-öffentlichen Stelle – erst einmal ein erneuter Anlass für Schmetterlinge im Bauch. Aber alles easy, das Boot berührte sanft die uns zugewiesene Stelle. Wir vertäuten das Boot und suchten mit dem Kanister in der Hand den Tankwart auf, der neben der Säule stand. Warum nur musste ich in diesem Moment wohl an einen alten Werbespot von Aral aus dem Jahr 1991 denken, zu dem der Song „I´m Walking“ gespielt wurde?

Takabanaan 22.04.2024 19:30

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Zurück auf dem Wasser, mit satten 12 l Sprit gebunkert und sorgfältig warmgefahrenem Motor machte wir uns dann daran, die letzte Barriere zu durchbrechen: Vollgas! Integralhelm und feuerfeste Rennkombi übergestreift, Frauen und Kinder vom Wasser geräumt, drehten wir das Gas gefühlvoll weiter auf. Dorthin, wo nie ein Mensch zuvor bei unserem Motor gewesen war. Und:

Hm. Der Motor wurde lauter, der Bug reckte sich willig gen Himmel und der Käptn am Heck dafür ein Stockwerk tiefer in den Keller, gefährlich nah am Wasser. Doch am Speed änderte sich erst mal nichts. Dafür hinterließen wir eine beeindruckende Blubberspur, die uns sagte dass hier gerade viel Energie wenig ausrichtet. Gas wieder gefühlvoll zurück, und der Käptn kommt aus dem Keller im selben Moment, wo der Bug wieder Richtung Horizont (und nicht ISS) zielt.

Takabanaan 22.04.2024 19:30

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Nochmal das Ganze. Gas langsam aufziehen, Bug steigt, Heck sinkt, aber es kam erst mal nur Krach statt Speed. So ein bißchen wie in den letzten 70ern, beim Üben der ersten Wheelies mit dem Bonanza-Rad. Wieder runter mit dem Gas, wieder hoch mit dem Heck. Es schien, als ob irgendwie das letzte Quäntchen Dampf fürs Gleiten fehlen würde.

Beim dritten Versuch schnellte beim Gas geben plötzlich die Drehzahl hoch. Gleichzeitig nahm das Boot überraschend Fahrt raus, und die oktobrig frische Donau kam uns im Boot besuchen. Strömte grünlich und kalt einmal komplett durchs Boot, vom Heck zum Bug. Sagte dabei kurz nickend „Hallo“ zu uns, und war auch schon wieder vorn zur Tür raus (bis auf das, was wir mit der Wäsche einfingen).

Hey Man, that´s fresh – aha, das war also der Grund für die Diskussionen bei den Rubberdogs von wegen „Die CATs mit ihrem nur hochgezogenen Bug und ihren offenen Spiegeln sind klassisch erfrischende Sommerboote“. Again what learned, und nun unter der Beobachtung so manch interessierter Zaungäste nicht nur auf dem Wasser sondern auch an einem am Ufer gelegenen WoMo-Stellplatz begannen wir mit den Sitzpositionen zu experimentieren.

Takabanaan 22.04.2024 19:33

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Und fanden durch allerlei Bodenturn-Übungen in Abhängigkeit verschiedener Drosselklappenstände heraus, dass wenn die Besatzung ihre Position weiter nach vorn verlagerte, beim gefühlvollen Aufziehen des Gashahns plötzlich etwas ganz Erstaunliches passierte: zunächst machte der Bug wieder Anstalten zu steigen, wurde daran aber durch die andere Lastverteilung recht schnell daran gehindert. Gleichzeitig blieb der Käptn weitgehend im Erdgeschoss. Den Propeller weiterhin derart parallel unter Wasser gedrückt stellte sich nun auch das Boot wieder parallel zur Wasseroberfläche, nur etwas höher. GLEITFAHRT!!!!

Wir nahmen Speed auf, und das GPS kletterte deutlich auf noch nie erreichte Werte. Und zwar so, dass andere Sportboote achtern auf jeden Fall mehr Mühe hatten, uns einzuholen. Wir strahlten, und gaben kurz unsere Positionen für ein „Gimme Five“ auf. Direkt ging die Drehzahl wieder hoch, das Boot verlangsamte , wir nahmen sofort Gas raus. Und dieses Mal fühlte sich die Verzögerung an wie ein in voller Fahrt geworfener Anker. Erneut kam die Donau kurz und erfrischend durchs Boot „Hallo“ sagen, aber nun hatten wir Blut geleckt.

Noch mal das Ganze, noch mal ein kurzer Anstieg des Bugs, und erneut Gleitfahrt. Dabei das Gewicht so verlagert, dass der Motor nun den Kraftschluss behielt, und die Drehzahl dort blieb wo sie hingehörte – zumindest so lang, bis bei einem der Insassen die Core-Muskulatur versagte, er die Haltung veränderte, und das metastabile, fragile Gleichgewicht abermals kippte.

Wir „flogen“ so stellenweise über eine Minute übers Wasser, rhythmisch spritzte dabei die Gischt seitlich weg (Oh wie geil, das fühlt sich so nah am Wasser an wie Bullenreiten), und erreichten lt. GPS Spitzenwerte von bergwärts 28 km/h ggü. Grund, was zuzüglich der Strömung von 6 km/h satte 34 km/h ggü. Wasser bedeutete. Wir fanden weiter heraus, dass wir ab 27 km/h ggü. Wasser ins Gleiten kommen.

Und kamen ganze vier Mal ins Gleiten, bevor wir aus Treibstoffgründen den „Heimweg“ antraten. Ließen es uns aber nicht nehmen, in voller Gleitfahrt noch mal an diesem WoMo-Stellplatz vorbei zu donnern, deren stumm zuschauende Besiedlung uns all die Male zuvor wahrscheinlich für Hydrodynamik-Studenten im ersten Semester gehalten haben musste. Servus, so geht Power-CAT.

Takabanaan 22.04.2024 19:34

Ooooooooooops, nichts geht mehr.

Ich werde gerade darüber informiert, dass ich 31 MB überschritten habe und keine weiteren Bilder hochladen kann. Jemand eine Idee?

Takabanaan 22.04.2024 19:41

Da ich momentan etwas ratlos bin, aber fast durch bin gibt´s den Rest erst mal ohne (die letzten 7) Fotos:



Nach dieser Klarstellung gegenüber den WoMoNauten ging es dann chillig und smooth mit heraushängenden Beinen Richtung Yachthafen, wo wir anlandeten . Und unser kleines Wasserfahrzeug aus seinem Element entfernten, um es zum Campingplatz zu rollen und dort wieder einzupacken. Und vor der Heimfahrt natürlich bei einer letzten Stärkung aus der Bordküche ein würdevolles Debriefing durchzuführen. Man glaubt ja gar nicht, wie schnell auf dem Wasser die Zeit vergeht. Und dass man auch am 3. Oktober in Bayern noch einen satten Sonnenbrand bekommen kann.

Für den Winter nahmen wir uns vor, eine Hydrofoil-Platte zu installieren. Die berechtigte Hoffnung ist, dass der Propeller dann dauerhaft den Kraftschluss behält, und Gleitfahrt auch in anderen Körperhaltungen als bei unserem neu erfundenen Donau-Yoga möglich ist.

2024 kann kommen!

boboo 22.04.2024 20:22

Zitat:

Zitat von Takabanaan (Beitrag 546043)
(...) Jemand eine Idee?

Ja,
die Leser sollen ein paar Kommentare schreiben, damit die Seite "umspringt".
(es passen 15 Beitraege auf eine Seite, meiner hier ist die Nummer 6)
Auf der neuen Seite kannst Du wieder Bilder hochladen.

SchlauchbootSven 23.04.2024 10:02

Zitat:

Zitat von Takabanaan (Beitrag 546044)
Für den Winter nahmen wir uns vor, eine Hydrofoil-Platte zu installieren.

Mit Hydrofoil (ohne habe ich gar nicht erst versucht) kommt bei mir ab etwa 12 km/h die Gleitfahrt. Das fährt sich dann ganz anders, ist aber auch bei manchen Manövern immer noch recht erfrischend.

dori 26.04.2024 19:19

Super wie ihr die Donau erobert!:cool:

Little1972 27.04.2024 12:40

Schön das ihr so viel Spaß habt..
Ja, das Verhalten ändert sich schon deutlich mit einer Hydrofoil. Welche hast du verbaut?

Takabanaan 29.04.2024 07:15

@Little1972:

Teile-Nr. Y-M5.
Wird sowohl für TrueKit als auch Takacat empfohlen.

Gespannt auf die erste Fahrt damit...

Lieben Gruß, FannTom


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 00:39 Uhr.

Powered by vBulletin
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright © 2005 - 2025 , http://schlauchboot-online.com