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rotbart 05.01.2009 11:16

Ankergewicht, Ankergeschirr
 
Hi
Ich habe extra einen neuen Thread aufgemacht, da ja oft die Frage nach Anker und Ankergewicht aufkommt.
Wovon also hängt das notwenige Ankergewicht ab ? Sicher nicht vom Gewicht des Bootes , sondern von der Form des Bootes, den Aufbauten und natürlich vom Wind. Der Anker soll ja nicht das Gewicht des Bootes aushalten, sondern den Winddruck auf Boot und Aufbauten.
Bei gleichem Wind erzeugen die hohen Bordwände und die Aufbauten einer Motoryacht sicher mehr Zug auf das Ankersystem, wie ein RIB mit seiner niedrigen Form und den abgerundeten Schläuchen.
Wie groß ist nun die Zugkraft ? Eigentlich bräuchte man den CW Wert des Bootes, aber gehen wir von einem CW Wert von 1 aus, dann übt ein Quadratmeter Fläche bei Windstärke 8 einen Zug auf den Anker von ca. 250 N aus.

Ein korrekt eingegrabener Pflugschar-Anker hält einen Zug von ca. dem 30ig fachen seines Gewichtes aus, ein 8 Kg schwerer Anker demzufolge ca. 240 N

Da immer der Bug des Bootes in den Wind zeigt, bezweifle ich stark ob diese Zugkraft bei einem RIB überhaupt zustande kommt, es sei denn man hat große Aufbauten (Steuerstände):ka5: konsequenter Weise müsste man dann einen Windabweiser vor den Steuerstand setzen:futschlac vielleich ein klappbares Sonnendach:futschlac:futschlac

Bedenken muß man, dass das ganze Geschirr also Wirbelschäkel zwischen Anker und Kettenvorlauf / Kette / Wirbelschäkel zwischen Kette und Ankerleine / Kausch der Leine / Leine / Festmacher (Poller) an Bord diesen Zug aushalten müssen, nach dem alten Spruch, das System ist nur so stark, wie sein schwächstes Glied :ka5: Würde man mit dem System an Land Lasten heben müsste (als Sicherheit) die 5-fache Bruchlast ansetzen, bei Leine und Kette sicher keine Problem u.U. aber den Schäkeln !!!!

Warum Kettenvorlauf / Bleileine ? Der Ankerstock soll im Idealfall flach auf dem Boden liegen und die Kette auch, um den Zug parallel zum Boden auf den Anker zu leiten, nur so gräbt er sich ein.
Weiter sorgt die Kette oder lange Leine für eine Dämpfung der "Ruckbewegungen" durch Wellen, eine schwere Kette sorgt ausserdem dafür dass der Bug nicht (bei jeder kleinen Welle) ruckartig nach oben gerissen wird.
Deswegen gilt die Regel für die ausgesteckte Länge der Ankerkette/Leine
schönes Wetter mit Kette 3 x Wassertiefe , mit Leine 5 x Wassertiefe, mit Kettenvorlauf, Vorlauf plus 3 x Wassertiefe Leine ausgeben.
schlechtes Wetter bis zu 10 x Wassertiefe im Zweifel mehr.

Doch lieber ein Bojenstein ? Ein Bojenstein (Betonklotz) hält nur sein Gewicht und maximal das 1,5 fache seines Gewichtes wenn er sich am Grund festgesaugt hat, um 8 kg Pflugschar-Anker zu ersetzen, bräuchte man also einen Betonklotz von 250 kg:cool::cool:

Woher weis man eigentlich wieviel Leine "draussen" ist ?
Eine Sache für den Winter, man nehme ein farbiges Tape und wickele es bei 10m einmal, bei 20m zweimal etc. um die Ankertrosse bei 15 / 25 m das gleiche mit einer anderen Farbe - schon ist das Tau markiert, für Ketten gibt es farbige Reiter oder die Ankerwinsch zählt mit :biere:

Fortnox 05.01.2009 11:21

Da man im Urlaub ja nicht den Herd bzw. die Küche mitnehmen kann ergibt sich das von selbst.

Falls Du verstehst was ich meine :lachen78:

Ein Problem wäre es evtl. wen sie zuviel Auftrieb hat, aber ansonsten? funktioniert doch gut :chapeau:

thball 05.01.2009 13:01

Hallo Roland,

was hältst Du davon noch zusätzlich einen Ruckdämpfer einzubauen?

Ingo 05.01.2009 14:16

Ruckdämpfer
 
Hi,

habe mir mal ein ca. 4 Kg Bleigewicht gegossen, daß bei Bedarf bei 5 oder 10m Leinenlänge mit Karabiner eingehängt wird.

Noch'n Tipp: Nach Ankerausbringung kurz den Rückwärtsgang 'rein; Anker zieht sich fest und Kontrolle.

rotbart 05.01.2009 14:28

Zitat:

Zitat von Ingo (Beitrag 187293)
Hi,

habe mir mal ein ca. 4 Kg Bleigewicht gegossen, daß bei Bedarf bei 5 oder 10m Leinenlänge mit Karabiner eingehängt wird.

Noch'n Tipp: Nach Ankerausbringung kurz den Rückwärtsgang 'rein; Anker zieht sich fest und Kontrolle.

Rückwärts gehen sollte man eigentlich immer, das gehört doch zum Manöver:confused-:confused-
  1. Man stoppt man das Schiff mit dem Bug im Wind auf.
  2. Erst wenn das Schiff keine Fahrt voraus mehr macht, lässt man den Anker Hand über Hand auf den Boden (nicht "fallen" lassen!)
  3. Dabei nimmt man leichte Fahrt rückwärts auf.
  4. Während dem rückwärts gehen fiert man die Kette/Trosse weiter, sie soll leichten Zug haben, damit der Anker sich richtig dreht und eingräbt.
  5. Nachdem 3 x Wassertiefe (5x bei Leine) gesteckt ist belegt man und geht auf Zug um zu kontrollieren ob der Anker hält. (Festen Punkt an Land beobachten)
  6. Das war's nun kommt der Ankerdrink oder was auch immer.

rotbart 05.01.2009 14:34

Zitat:

Zitat von thball (Beitrag 187288)
Hallo Roland,

was hältst Du davon noch zusätzlich einen Ruckdämpfer einzubauen?

Hi Tom
So'n Gummiteil ?

Nicht sinnvoll, der Ruckdämpfer wäre das Gewicht, wie bei Ingo und hält gleichzeitig die Leine/Kette unten. Oben kann Du höchstens ein Teufelskralle einhängen wenn Du eine Ankerwinsch und Kette hast.
Teufelskralle = Kralle mit Leine dran hängt man vor dem Bug in ein Kettenglied und belegt auf Poller => entlastet die Winsch und dämpft. Das ist aber mehr für Segelyachten gedacht.

Ingo 05.01.2009 15:04

[QUOTE=rotbart;187294]Rückwärts gehen sollte man eigentlich immer, das gehört doch zum Manöver:confused-:confused-

Du hast es ja - wie immer - trefflich beschrieben wie es sein sollte; nur sieht man öfters ganz was anderes.
Bei meinem letzen Törn in der Türkei, wir liegen friedlich in einer kleinen Bucht,
kommt ein 50 ft. MoBo mit Riesenwelle da reingerauscht, unter Getöse wird der Anker fallen gelassen und die gesamte Crew springt zur offenbar dringenden Abkühlung ins Wasser.
Derweil schwoit der Kahn um seine Kette und schrappt mit seinen Antrieben und häßlichem Geräusch über die Felsen.
Mein Mitleid hat sich sehr in Grenzen gehalten.....

rotbart 05.01.2009 15:13

Zitat:

Zitat von Ingo (Beitrag 187303)
Zitat:

Zitat von rotbart (Beitrag 187294)
Rückwärts gehen sollte man eigentlich immer, das gehört doch zum Manöver:confused-:confused-

Du hast es ja - wie immer - trefflich beschrieben wie es sein sollte; nur sieht man öfters ganz was anderes.
Bei meinem letzen Törn in der Türkei, wir liegen friedlich in einer kleinen Bucht,
kommt ein 50 ft. MoBo mit Riesenwelle da reingerauscht, unter Getöse wird der Anker fallen gelassen und die gesamte Crew springt zur offenbar dringenden Abkühlung ins Wasser.
Derweil schwoit der Kahn um seine Kette und schrappt mit seinen Antrieben und häßlichem Geräusch über die Felsen.
Mein Mitleid hat sich sehr in Grenzen gehalten.....

:biere::biere::biere::biere::biere:

Mitleid was ist das in solchem Fall:confused-:confused-:biere::biere::biere::biere:
und damit das hier niemand passiert habe ich es ja aufgelistet:ka5::futschlac:ka5:

thball 05.01.2009 17:34

Zitat:

Zitat von rotbart (Beitrag 187296)
So'n Gummiteil ?

Nicht sinnvoll, der Ruckdämpfer wäre das Gewicht, wie bei Ingo und hält gleichzeitig die Leine/Kette unten. Oben kann Du höchstens ein Teufelskralle einhängen wenn Du eine Ankerwinsch und Kette hast.
Teufelskralle = Kralle mit Leine dran hängt man vor dem Bug in ein Kettenglied und belegt auf Poller => entlastet die Winsch und dämpft. Das ist aber mehr für Segelyachten gedacht.

Hallo Roland,

die Kralle kann man bei einem Rib vergessen - beim Segeln dafür selten ohne (wenn ich über Nacht liege). Ich dachte mehr zur Entlastung der Bugöse...

Aia 05.01.2009 19:26

Zitat:

Zitat von rotbart (Beitrag 187278)
Wie groß ist nun die Zugkraft ? Eigentlich bräuchte man den CW Wert des Bootes, aber gehen wir von einem CW Wert von 1 aus, dann übt ein Quadratmeter Fläche bei Windstärke 8 einen Zug auf den Anker von ca. 250 N aus.

Ein korrekt eingegrabener Pflugschar-Anker hält einen Zug von ca. dem 30ig fachen seines Gewichtes aus, ein 8 Kg schwerer Anker demzufolge ca. 240 N

Hallo Roland,
müssten das nicht 2400N bzw. 2500N sein?

reini0077 05.01.2009 19:49

Zitat:

Zitat von Aia (Beitrag 187332)
Hallo Roland,
müssten das nicht 2400N bzw. 2500N sein?

Hallo Roland, du hast recht.

1 kg ist in etwa 10N.

F=m*g= kg * m/s² = 1N

g= 9,80665m/s² (Erdbeschleunigung)

m=F/g ist hier anzuwenden wenn man aus kg Newton haben will.

z.B.
8kg = 80N * 30 fachem seines Gewichtes = 2400 N

lg Reini

Aia 05.01.2009 20:00

jetzt hab ich den Beitrag mehrmals durchgelesen, also irgendwie bei allem Respekt, die Rechnung ist ein Schmarrn.
Ein Schlauchboot ist leicht und hat zB. zu meiner Searay ein höheres Freibord, die Searay ist doppelt so schwer wie ein vergleichbares Schlauchboot. Natürlich brauch ich für die Searay einen schwereren Anker. Es kommt wohl kaum auf den cw Wert des Bootes an. Vielmehr ist es das vom Wind bewegte Wasser welches gegen den Unterwasserteil des Bootes drückt. Also kommt es auf das Gewicht des Bootes an, je mehr Gewicht umso mehr Unterwasserteil und dann die Wellen und dann noch auf einem Fluss...
Oder lieg ich jetzt total falsch, nix für ungut Namensvetter, sei mir nicht böse:biere::biere::biere:

tirador 05.01.2009 20:01

Zitat:

Zitat von Ingo (Beitrag 187293)
Hi,

Noch'n Tipp: Nach Ankerausbringung kurz den Rückwärtsgang 'rein; Anker zieht sich fest und Kontrolle.

Hierbei sollte man aber nicht vergessen das der Anker sich auch, je nach Grund, ordentlich verkeilen kann. :schlaumei

Soll da schon einige Leute gegeben haben die die Leine gekappt haben da der Anker selber zu tief lag. :cognemur:

Gummifetischist 05.01.2009 22:18

Zitat:

Zitat von rotbart (Beitrag 187294)
Rückwärts gehen sollte man eigentlich immer, das gehört doch zum Manöver:confused-:confused-
  1. Man stoppt man das Schiff mit dem Bug im Wind auf.
  2. Erst wenn das Schiff keine Fahrt voraus mehr macht, lässt man den Anker Hand über Hand auf den Boden (nicht "fallen" lassen!)
  3. Dabei nimmt man leichte Fahrt rückwärts auf.
  4. Während dem rückwärts gehen fiert man die Kette/Trosse weiter, sie soll leichten Zug haben, damit der Anker sich richtig dreht und eingräbt.
  5. Nachdem 3 x Wassertiefe (5x bei Leine) gesteckt ist belegt man und geht auf Zug um zu kontrollieren ob der Anker hält. (Festen Punkt an Land beobachten)
  6. Das war's nun kommt der Ankerdrink oder was auch immer.





Jaja die Segler wissen wie man ankert - das ist eine äußerst kurze und sehr effiziente Beschreibung!!!!

Wenn ich mein Boot über Nacht liegen lasse dann mach ich noch was (oder besser gesagt ein klein wenig anders):

6. Nach dem belegen der Leine/Kette lasse ich die Maschine mit hoher Kraft rückwärts drehen (u. U. über längere Zeit auch unter Vollast). Dabei peile ich irgendwas an Land und es darf sich nichts bewegen - erst dann kann ich meinen verdienten Wein am Abend (also bei mir 7.)) wirklich geniessen, weil es halten wird auch wenns windiger wird. Und ich dann nicht in der Nacht jede Stunde nachschauen gehen muß... und nicht schlafen kann....

Mast- und Schotbruch (an die Segler)

Ingo 06.01.2009 00:10

Zitat:

Zitat von Aia (Beitrag 187338)
jetzt hab ich den Beitrag mehrmals durchgelesen, also irgendwie bei allem Respekt, die Rechnung ist ein Schmarrn.
Ein Schlauchboot ist leicht und hat zB. zu meiner Searay ein höheres Freibord, die Searay ist doppelt so schwer wie ein vergleichbares Schlauchboot. Natürlich brauch ich für die Searay einen schwereren Anker. Es kommt wohl kaum auf den cw Wert des Bootes an. Vielmehr ist es das vom Wind bewegte Wasser welches gegen den Unterwasserteil des Bootes drückt. Also kommt es auf das Gewicht des Bootes an, je mehr Gewicht umso mehr Unterwasserteil und dann die Wellen und dann noch auf einem Fluss...
Oder lieg ich jetzt total falsch, nix für ungut Namensvetter, sei mir nicht böse:biere::biere::biere:

Hi,

Du liegst in der Tat ziemlich falsch, ganz entscheidend ist die " Segelfläche ",
die das Überwasserschiff bietet. Eine Welle ist genau genommen nur eine vertikale Wasserbewegung unter dem Schiff; Strömung spielt allerdings schon eine Rolle.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 22:49 Uhr.

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