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Takabanaan 02.03.2024 23:05

Vom Fußgänger zum lederhäutigen PowerCAT-Skipper ;)
 
Servus miteinander,

nachdem uns das Schlauchbootforum vor einem Jahr sehr bei der Entscheidung für unser erstes Boot geholfen hat, möchten wir gern etwas zurückgeben – und Euch unsere Reise vom Fußgänger zum Luftboot-Skipper schildern.

Es kommen nun ebenso unvermeidlich wie unregelmäßig einzelne Episoden auf Euch zu. Jeweils geschrieben, wenn etwas Zeit war.

Mit der Hoffnung, dass alles erzählt ist, bevor die Zeit zum Lesen saisonbedingt eh wieder vorbei ist.
Und es irgendjemand interessiert… 😊


Servus,
die FannTomms

Takabanaan 02.03.2024 23:10

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1 Pandemische Katalyse des Unvermeidlichen

In so einer Pandemie kommt man schon auf verrückte Gedanken. Keine Ahnung, was unseren Urgroßeltern so während der Letzten eingefallen ist. Aber bei uns setzte sich nach Jahrzehnten unterschwelliger Gärung die Erkenntnis durch, dass wir bestimmt schon als Skipper auf die Welt gekommen waren – und uns daher auch endlich das erste Boot anschaffen sollten.

Die Tatsache, dass wir als reine Landeier auf die Welt gekommen – und mehr als ein halbes Jahrhundert auch so gelebt hatten – irritierte uns dabei nicht im Geringsten. Zu lang hatten wir von den Uferkneipen dieser Welt den sorgsam davor vertäuten Privatyachten schmachtende Blicke zuwerfen müssen:

Takabanaan 02.03.2024 23:12

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Bei neuen Spielsachen gefällt uns immer direkt das Teuerste am Besten. Das kennen wir schon, und dazu brauchen wir keinerlei Sach- und oder Fachkenntnis: rein instinktiv haben unsere ersten Bauchentscheidungen bzgl. Neuanschaffungen auf unbekanntem Terrain stets existenzgefährdendes Potenzial:

Alpsee 02.03.2024 23:17

Na dann bin ich mal gespannt was da kommt

Takabanaan 02.03.2024 23:21

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Genau genommen wäre „Einkäufer für finanziell Unabhängige“ für uns ein prima Beruf. Nur den gibt’s nicht. Und da nicht selber zugehörig bleibt uns nichts Anderes übrig, als irgendwo auf dem letzten Drittel der eigenen Karrieren mit der Machete des Verstandes einen Pfad durch das Dickicht der schier unbegrenzten Möglichkeiten bis hin zum Tempel des Erschwinglichen zu hauen.


2 Was geht und rockt trotzdem

Wir begruben also zuerst den Plan eines bescheidenen 70ft Power Catamarans, den wir eigentlich unbe-unbedingt haben mussten. Nur um dann einzusehen, dass man sich auch nicht zwingend direkt als erstes Fahrzeug einen 50ft Einbaum anschaffen muss – auch wenn ein zugegeben sehr gelungenes Foto eine noch so elektrisierend-vitalisierende Wirkung hatte.

Als dann noch so unwichtige und im Grunde lästige Details wie Anschaffungs- und laufende Kosten, Führerschein und Liegeplatz, mitkonkurrierende andere Hobbies und und und für Irritationen sorgten, landeten wir irgendwann in der Realität der weichrümpfigen Schlauchbootwelt. Die wir bis jetzt eher für motorisierte Fender gehalten hatten.
Entdeckten dieses Forum, meldeten uns an, lasen uns ein.
Und lernten.
Demut.

Und wurden kleiner und kleiner, geradezu erschreckend nahe an Schüchternheit grenzend. Denn Schlauchboote rocken. So richtig.

Lassen Dich jenseits der proseccierenden shiny people fast so nah ran ans Wasser kommen wie die SUPisten. Bieten Dir dabei den Komfort eines Bootes. Und auf Wunsch entweder verdrängende Entschleunigung, oder dahingleitenden Speed.

Und plötzlich waren Schlauchboote in der Wahrnehmung sexy. Und in einem trotzigen, unbeirrbar postpubertären, und dennoch unausweichlich prämenopausalen Aufzucken wollten wir fröhlich-fachfremd und ausdrücklich ahnungslos versuchen, trotzdem dem Katamaran-Konzept mit all seinen Eigenarten auch im Schlauchbootsegment treu zu bleiben - falls möglich.

Rückenwind bekamen wir dabei vom anderen Ende der Welt. Hier ließ ein kleines, sympathisches Völkchen mit der gummierten, zweigetakteten Miniaturausgabe der ach so beeindruckenden CAT-Yachten schlichtweg Unmögliches Realität werden. Nämlich die Nutzung als Wasser-, Renn- und Luftfahrzeug in Einem, was wieder Öl in unser Gedankenfeuer goss:

Takabanaan 02.03.2024 23:26

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Quelle des Fotos aus dem letzten Beitrag (das mit den Fotos vom PC einfügen habe ich noch nicht richtig raus): New Zealand Thundercat Racing Nationals 2018

Wir lernten weiter, dass die „zivilen Verwandten“ dieser Hochleistungs-Streitwagen zu Wasser auch exportiert werden – sogar bis nach Deutschland. Und sich in unserer Nähe ein sehr netter Händler befand, mit dem sich nach fernmündlichem Kennenlernen eine elektrisch angetriebene Probefahrt auf der Donau aushandeln ließ. Begeistert wählten wir direkt – was sich wenig später als vorschnell herausstellen sollte - unseren Avatarnamen hier im Forum entsprechend angepasst an den Hersteller der Wunschvorstellung eines gelben Bootes aus seiner Hand. Au Banaan.


3 Der Beginn einer neuen Zeit: die Probefahrt

Und keine vier Wochen später, genau am Geburtstag des weiblichen FannTomms, adelten wir diesen persönlichsten aller Feiertage durch die Jungfernfahrt zweier FannTomms in einem solchen Boot. Mit uns als Skipper und Skipperine. Und machten unsere ersten wackligen Fahrversuche auf der Donau, fest und sicher eingekeilt zwischen zwei weichen, rosa Bananenwürstchen:

Takabanaan 02.03.2024 23:29

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Die Aufmerksamkeit aller Ufersäumenden war uns ob der fröhlichen Farbwahl bei unserer ca. 10minütigen Forschungsexpedition absolut sicher. Zumal wir ohne Nachzudenken direkt mit der Strömung Strom ("Gas") gaben, also Geschwindigkeit aufnahmen - Wahnsinn, wie offensichtlich schnell dieses Boot mit einem 1kW-E-Motor fährt. Und uns dann nach ca. 500 m stromabwärts beim anschließenden Umkehrversuch, dann gegen die Donauströmung, die Zeit doch irgendwie lang wurde. Und ich fast schon bereute, dass ich kein Rasierzeug mit an Bord genommen hatte. War ich mir doch nicht sicher ob wir den Startpunkt 500 m voraus wirklich vor Morgengrauen erreichen würden.

Irgendwie landeten wir dann doch auch gegen diesen Donau-Jetstream und ohne wirkliche Ideallinie wieder am Startpunkt an, um dem Händler sein Boot zurück zu geben, welches er uns in einem Anflug von Gottvertrauen und Menschenkenntnis in die Hände gegeben haben musste. Sichtlich in Stimmung, und ihm ein erleichtertes Lächeln aufs Gesicht zaubernd. Beim anschließenden Debriefing in den heiligen Bootshallen gab es dann noch eine Einordnung des gerade Erlebten und Getesteten in einen größeren Kontext. Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit war ihm dabei sicher. Wir konnten im Vergleich mit anderen Schlauchbooten konventionellerer Bauweise die unterschiedlichen Qualitäten von Material und Konstruktion selber in Augen- (und Hand-)schein nehmen. Und waren plötzlich gar nicht mehr so vom Hersteller der rosa Würste überzeugt.


4 Wasser im Wein, und ein Winter voller Kopfarbeit

Was der Händler stehen ließ. Wir erfuhren, dass ihm sogar selbst einige grundsätzliche Möglichkeiten für Verbesserungen aufgefallen waren. Und merkten, dass sich dieser fachkundige und authentische Mensch hinsichtlich einer klaren, uneingeschränkten Kaufempfehlung relativ zurück hielt. Verkehrte Welt, aber wir Anfänger waren dankbar für dieses hohe Maß an Transparenz und Fairness.

Wir verbrachten Herbst und Winter mit dem Studium der Schlauchbootwelt – sowohl die klassischen Modelle mit Aufblas- und festem Modulboden, als auch die Inflatable CATs. Lasen uns ins Schlauchbootforum weiter und weiter ein, nervten Euch alle via Threads zu Motorarten, Motorisierungen, Gleitfahrt-Voraussetzungen, nicht zuletzt Vornamen 😊, vor allem aber im Austausch per PNs mit unzähligen Fragen.


5 And the winner is: TrueKit Discovery 330

Wir entschieden uns dann zum Frühjahr 23, nach unzähligen wertvollen Tipps und Starthilfen, und immer mehr kreisenden Gedanken genau um ein Boot, für ein 3,30m langes TrueKit Discovery in rot mit 9,9 PS Verbrenner zu treffen. Dieses Boot sollte klein genug sein, um es inclusive Motor in unserem PickUp-Truck zu transportieren, den wir von Frühjahr bis Herbst dank PopUp (-PopDown) - Wohnkabine auf der Ladefläche als schlechtwege- und saharataugliches Wohnmobil nutzen.

PopDown zum Fahren:

Takabanaan 02.03.2024 23:35

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PopUp zum Wohnen:

Takabanaan 02.03.2024 23:37

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6 Schön gedacht, aber

Der Plan war, dafür den Platz hinter den Vordersitzen zu nutzen, wo einmal eine Sitzbank ihr Dasein frönte. Die hatten wir für einen Offroad-Trip durch Slowenien kurzerhand rausgerissen, um den Raum anderweitig nutzen zu können. Und weil es sich um ein Fahrzeug mit amerikanischen Wurzeln und dadurch auch -Dimensionen handelt, war der Platz der ehemaligen sogenannten Notsitze mit einem noch zu bauenden Verstaumöbel dafür ausreichend. Denn „PowerCAT“ und Motor mussten sich ihren Platz doch „nur“ mit dem – zugegebenermaßen üppigen – Reservereifen teilen:

Takabanaan 02.03.2024 23:39

Die Tatsache, dass wir den Motor erst einmal dort hochwuchten mussten, hatten wir dabei aber genauso erfolgreich verdrängt wie der Umstand, dass ein Außenborder vielleicht wasser-, aber nicht gasdicht ist („Das bißchen Müffeln…“). Sowie, dass es außer Pumpe, Sitzbank (mit auf der Rückseite aufgebrachten Aufklebern für die gängigsten Schilder, Knoten und Signale), Tank, etc. noch weiteres Zubehör zum Boot gibt, was sich mit der Zeit fast unmerklich in den eigenen Besitz drängt.

Und das Ansammeln von Zubehör geht schneller als man denkt, quasi ohne Hingucken: Slipräder, Motorwagen, Flaggenmästchen, Klappanker, Taue, Taschen, Ersatztank (weil der mitgelieferte Tank keine Füllstandsanzeige hat, der Lump…), Schwimmwesten, Neoprenschuhe, um nur einige der Dinge zu nennen, die plötzlich auch mit wollten. Ohne also das Ungemach zu ahnen, was wir hier bereits allein durch unseren Plan heraufbeschworen, verbrachten wir den Winter 22/23 fröhlich-unschuldig damit, andere CAT-Hersteller zu studieren und den Anbieter / das Forum nach dem richtigen Motor zu löchern.


Sodele, das war erst mal der erste Schwung.
Fortsetzung folgt!

Servus,
FannTomm

siegi 03.03.2024 06:43

Das ist und wird bestimmt eine unterhaltende Story- sehr lustig untermauert...

Auf mehr Bilder ich mich freue :biere:

Danke :chapeau:

boboo 03.03.2024 07:01

dankend und wartend auf die Fortsetzung... :chapeau::biere:

Hansi 03.03.2024 09:34

Bin schon gespannt wie es weitergeht :chapeau:

Takabanaan 21.03.2024 23:04

7 Es wird ernst – Mr. Postman bringt zwei „Päckchen“

Dies, und wie wir zum ersten Mal dann DAS BOOT im Wohnzimmer aufbauten ist hier (Um Links zu sehen, bitte registrieren) nachzulesen. Seite 1 beschreibt noch mal die von Euch unterstützte Entscheidungsphase en detail.
Ab Seite 2 geht’s dann um den Erst-Aufbau um Ostern 23.

Aber Schnee von gestern, nach eben jener Episode der ersten österlichen Testfahrt auf dem heimischen Wohnzimmerteppich (leicht gekräuselt, so um die 4 Beaufort) ging´s weiter mit einem Ausflug zum Motorhändler unseres Vertrauens. Es war nichts Geringeres unser Ansinnen als den Motor mit Öl zu befüllen und erstmalig in einer Wassertonne zu starten.

Und während der betriebsbereite Motor die ersten Viertakt-Einheiten seines Lebens in die Welt hinaussang, stimmten wir, andächtig die Leibesfüllen wiegend, mit rituellen Gesängen für ein kleines bißchen Extra-Power mit ein…

Takabanaan 21.03.2024 23:06

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Der nächste Schritt bestand in der Anbringung von Kennzeichen und Namen, praktischerweise bei höheren Temperaturen im Garten durchgeführt. Dabei konnten wir dann auch gleich die möglichst kraftfreie Anbringung des Motors am Heckspiegel einstudieren. Denn lässt man den Motor einfach vom Motorwagen auf den Spiegel sinken, sitzen die Befestigungsschrauben nicht so tief wie sie könnten.

Takabanaan 21.03.2024 23:07

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Ein „Höherlegen“ des Bootshecks durch Wohnmobil-Auffahrrampen bringt jedoch Abhilfe, wie wir kurzerhand improvisierten. Während der anschließenden Nachtlagerung bei tiefen Temperaturen hatten die Aufkleber Zeit genug, ihren Verbund mit dem Gewebe bei unterschiedlichen Ausdehnungen weiter zu intensivieren.

Takabanaan 21.03.2024 23:08

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Was folgte war besagte Erkenntnis, dass sich mittlerweile zu viel Geraffel rund ums Boot angesammelt hatte, um dies alles noch in unseren Truck zu bekommen. Nach viel hin- und her überlegen investierten wir erneut, nach Boot und Motor nun in einen kleinen schlechtwegefähigen Anhänger – den wir uns ohnehin seit Jahren zulegen wollten. Nun denn, so sei es, wer Boot fahren will darf unerwartete Kosten offensichtlich nicht scheuen. Aber das wird bestimmt bald besser (…) – und ein herzliches willkommen an unser neues Familienmitglied!

Takabanaan 21.03.2024 23:09

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Nun galt es natürlich noch ein wenig rückwärts fahren zu üben. „Dank“ der relativ kleinen Rückspiegel, dem wegfallenden Innenspiegel und der im Baujahr unseres Trucks noch nicht erfundenen Park Distance Control war mit aufgesatteltem Schneckenhaus die sensorische Rückmeldung all dessen, was hinter uns lag, primär hässlich-akustisch, lange bevor es optisch wurde. Wir schraubten daher endlich auch längere Spiegel an unseren über 20 Jahre alten Truck, was wir ohnehin immer schon mal machen wollten. Himmel, was dieses neue Hobby alles für Bewegung in längst verkrustete Gutmensch-Vorsätze brachte!

Takabanaan 21.03.2024 23:14

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Das professionelle Beladen unseres neuen Familienmitglieds wiederum erschöpfte sich bei soooo viel Platz erst einmal nach dem Zufallsprinzip: Motor mitten rein und mit Schwerlastgurten über Kreuz fest spannen. Danach den Rest drumherum einfach so schnell es geht reinwerfen, und direkt darauf Klappe zu mit Schwung, noch bevor der Hänger merkt dass er voll ist.

Takabanaan 21.03.2024 23:16

Und in den nächsten Beiträgen kommt dann endlich richtiges Wasser ins Spiel!

Comander 22.03.2024 08:07

Da würde sich doch an der Kante des Trucks eine Camera anbieten,:gruebel: wir hatten das Thema einmal.................
https://schlauchboot-online.com/atta...5&d=1711058978 ich glaube mit der Reichweite haberts noch ein wenig :gruebel:

Takabanaan 24.03.2024 19:01

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@Harry
An der Kante vom Truck ne Kamera anbringen ist eine Idee, die wir irgendwann aber wieder verworfen haben. Ohne jetzt in eine neue Diskussion hineinzugleiten… 😉


8 Die Jungfernfahrt

Kaum zu glauben aber wahr: irgendwann war es dann so weit. Gestiefelt, gespornt und gesattelt ging es in das große Abenteuer Jungfernfahrt. Wir fuhren an einen Campingplatz, der wunderschön direkt an einer Mainschleife liegt, mit eigener Slipstelle. Die, wie wir hofften, der einsamste Ort des gesamten Campingplatzes sein möge. Und kamen bei absoluter Windstille und spiegelglatter Wasseroberfläche an. Und inspizierten schon mal das Ufer.

Flugs das Klappdach aufgestellt und es sich gemütlich gemacht, konnten wir trotz der typischen Abendgemütlichkeit „inhouse“ kaum den Beginn des nächsten Tages erwarten.

Takabanaan 24.03.2024 19:02

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Und wachten denn auch schon so früh auf, dass die Sonne sich noch keinen Weg durch den Bodennebel gebrannt hatte. So gab es ein erst herzhaft dann obstiges Heldenfrühstück zur blauen Morgenstunde, während uns der Basilikum im Spülstein argwöhnisch beäugte. Keine Stunde später schälte sich ein stahlblauer Himmel aus der momentan noch so trägen Mainschleife, und der Fluss erwachte langsam zum Leben.

Takabanaan 24.03.2024 19:04

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Hier sollte es also sein. Hier würden wir gleich zum ersten Mal als verantwortliche Wasserfahrzeugführer… …einfach nur mega Gaudi haben. Dennoch sollte man natürlich alle Möglichkeiten nutzen, das Revier vor Aufbruch kennen zu lernen.

Und so fassten wir den selbstlosen Entschluss, als Touristen getarnt die weiße Flotte zu entern und weder Kosten noch Mühe zu scheuen, um als Undercover-Skipper in spe mitten unter die touristischen Fußgänger zu mischen. Um kühn nach Stromschnellen, Pygmäen und Anacondas Ausschau zu halten, während sich Urlauber in Sicherheit wiegend über das Buffet hermachten.

Um die uns umgebende Menschenmasse nicht in Unsicherheit zu wiegen, machten wir zum Schein mit. Und um die Illusion perfekt zu machen, langten wir dabei sowohl bei Speis als auch Trank kräftig zu.

Takabanaan 24.03.2024 19:08

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Hier sollte es also sein. Hier würden wir gleich zum ersten Mal als verantwortliche Wasserfahrzeugführer… …einfach nur mega Gaudi haben. Dennoch sollte man natürlich alle Möglichkeiten nutzen, das Revier vor Aufbruch kennen zu lernen.

Und so fassten wir den selbstlosen Entschluss, als Touristen getarnt die weiße Flotte zu entern und weder Kosten noch Mühe zu scheuen, um als Undercover-Skipper in spe mitten unter die touristischen Fußgänger zu mischen. Um kühn nach Stromschnellen, Pygmäen und Anacondas Ausschau zu halten, während sich Urlauber in Sicherheit wiegend über das Buffet hermachten.

Um die uns umgebende Menschenmasse nicht in Unsicherheit zu wiegen, machten wir zum Schein mit. Und um die Illusion perfekt zu machen, langten wir dabei sowohl bei Speis als auch Trank kräftig zu.

Frisch zurückgekehrt am Campingplatz bezog denn auch die Rennleitung am Ufer Stellung. Um uns zu zeigen, dass sie unser Ernährungsverhalten sehr wohl im Auge hätte. 😊

Takabanaan 24.03.2024 19:10

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Wir wichen aus und machten uns erst einmal an den kalorienzehrenden Bootsaufbau, alles natürlich mit schierer DIY-Muskelkraft statt feiger Gebläseunterstützung.

Und voilà, da war es – unser Boot, in ganzer Pracht, friedlich äsend vor dem Truck und doch Schmetterlinge im Bauch vor lauter Vorfreude:

Takabanaan 24.03.2024 19:11

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Es folgten diverse Lektionen zum Land-Transport, zum zu-zweit-zu-Wasser-lassen-ohne-ausreichende-Taue, sowie dem Timing beim Slipräder-einholen und Außenborder-ablassen. Und Ähnlichem, woran man nie im Vorfeld gedacht hätte. Und, da es dabei keine Zeugen gab können wir guten Glaubens behaupten, das ging fast wie von selbst.

Und da sind wir, erstmals mit unserem Power-Cat im Wasser. Ein Wahnsinn, dass ein Boot welches gefühlt noch um Ostern herum das ganze Wohnzimmer einnahm, nun auf dem Wasser plötzlich alle Üppigkeiten verlor und eher so knapp saß wie ein gut passender Lederhandschuh.

Comander 24.03.2024 19:30

Als ich 2004 mein Bombard C4 das erste mal wasserte, gabs eine Rede mit viel Glückwünsche und dann einen Spritzer Sekt auf die Bootshaut:biere: hat mir 10 Jahre lang Glück gebracht :chapeau:

Takabanaan 24.03.2024 19:33

:chapeau:

Aber weiter im Text...

Auf ging´s, stromabwärts der nächsten Schleuse entgegen. Die ersten beiden Einfahrstunden brav nach Handbuch mit maximal Viertelgas, während wir uns an den prominenten und etwas räudigen aber wohltuenden Sound des Verbrenners gewöhnten. Sowie an das Trägheitsmoment eines Fahrzeugs ohne rechte Bodenhaftung. Bewegung nach allen Seiten (außer oben und unten, jedenfalls meistens), je nachdem in welches Fahrwasser man gerade geriet. Wie ungewohnt sich so etwas beim ersten Mal anfühlt, wahrhaft mit einem selbstgelenkten Fahrzeug in einem Medium zu schwimmen!

Takabanaan 24.03.2024 19:34

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Auf ging´s, stromabwärts der nächsten Schleuse entgegen. Die ersten beiden Einfahrstunden brav nach Handbuch mit maximal Viertelgas, während wir uns an den prominenten und etwas räudigen aber wohltuenden Sound des Verbrenners gewöhnten. Sowie an das Trägheitsmoment eines Fahrzeugs ohne rechte Bodenhaftung. Bewegung nach allen Seiten (außer oben und unten, jedenfalls meistens), je nachdem in welches Fahrwasser man gerade geriet. Wie ungewohnt sich so etwas beim ersten Mal anfühlt, wahrhaft mit einem selbstgelenkten Fahrzeug in einem Medium zu schwimmen!

Und schwierig. Anstrengend. Die Augen und Ohren überall. Blick voraus, zur Seite und wahrscheinlich auch nicht blöd nach hinten. Jedenfalls während Viertelgas… So dass ich nach 10 min fand, es sei nun an der Zeit, mich von diesem überaus anstrengenden Job zu erholen. Vollumfänglich an Takabanaan2 zu übergeben, und dann konsequent die Füße gen Himmel zu strecken – CAT sei dank.

Takabanaan 24.03.2024 19:37

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Keine Sekunde zu früh, denn nach der nächsten Biegung tauchte plötzlich wieder die weisse Flotte auf. Hatten sie uns doch durchschaut, und – was noch schlimmer war – aufgestöbert! So wie es zumindest wirkte hielten sie eisern auf uns zu. Das Schlucken fiel zunehmend schwerer, je größer die Bedrohung am Horizont wurde. Unsere erste Begegnung im Wasser mit Gegenverkehr. Und dann noch so ein riesiger Ömmes. Stahl gegen Gummi, wer da wohl gewinnen mochte.

Ich war nur froh, dass ich mich früh genug aus der Verantwortung gezogen hatte 😉 . Wie tief der Fluss hier wohl sein mochte? Gut dass wir Schwimmwesten anhatten. Ob hier die Anacondas waren? Die Orcas, oder nur die Riffhaie? Und überhaupt: ob wir daheim Herd und Licht ausgemacht haben? – Seltsam, was man so alles denkt im Angesicht der nahenden Bestie Ausflugsdampfer.

Takabanaan 24.03.2024 19:39

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Und dann passierte sie uns. Vollkommen unspektakulär. Ich hatte es gar nicht mitbekommen, als sich ihr Bug unmerklich zur Seite gedreht haben musste und sie uns nicht mehr aufs Korn nahm.

Und gerade als ich mich locker machte, meine Frau Käptn anstrahlte und tief Luft für irgendwas Sinnstiftendes holte, kamen die Heckwellen. Und wir nahmen die Stärkste genau im rechten Winkel. Sollte ich mich auch vorher noch gefragt haben, ob wirklich genug Druck in den Schläuchen war – ja, wir hatten alles richtig gemacht.

Das Boot wurde ein Stück nach oben geworfen, ich gleich hinterher, und sah mich sodann in der Situation, meine Landung irgendwie im und nicht neben dem Boot zu arrangieren.

Takabanaan 24.03.2024 19:41

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Und jetzt ging´s jetzt richtig los mit dem Berufsverkehr. Als nächste Lektion ein Flüssiggas-Schubverband. Schon kühner peilten wir nun eigenständig einen Kurs an ihm vorbei an – inclusive Blickführung. Bloß nicht in den Gegenverkehr gucken, wie beim Motorradfahren in der Kurve. Kann hier bestimmt auch nicht schaden. Und was ist das überhaupt für eine Bugwelle, die dieser Kahn da vor sich herschiebt? So einen hatte die weiße Flotte definitiv nicht…

Tatsächlich glitt dieser Brocken aber völlig unaufgeregt längs uns. Und ebensowenig gab es anmerkenswerte Wellenereignisse. Dieser Grad von hydrodynamisch gelungenem Unterwasserschiff hinterließ doch einen tiefen Eindruck bei uns, und den Rest dieses Tages verbrachten wir damit, zunehmend Routine zu bekommen – und Stunde drei bis fünf des Einfahrens zu absolvieren, in denen wir bereits kurzzeitig bis zu Halbgas gehen sollten.

Takabanaan 24.03.2024 19:43

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Bei der Gelegenheit zahlte es sich aus, dass wir einen Abschnitt des Flusses gewählt hatten, in dem es kein Tempolimit gab. So konnten wir uns voll und ganz auf die richtige Geschwindigkeit sowie einen möglichst geschmeidigen Ablauf inclusive fahrstabiler Fahrerwechsel konzentrieren – anspruchsvoll, zumindest zu Beginn.

Takabanaan 24.03.2024 19:44

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Am Ende dieser fünf Stunden auf dem Wasser kamen wir maximal müde zurück zur Slipstelle, die mittlerweile von nach Sonnencreme riechenden Zeitgenossen quer durch alle Stufen von Alter und menschlicher Reife (zum Teil entkoppelt) gut bevölkert war.

Jene waren gelangweilt eislutschend auf der Suche nach neuen Sensationen, und hätten es vermutlich ganz supi gefunden, hätten wir uns als Unterhaltungsprogramm angeboten.

Takabanaan 24.03.2024 19:46

Dies instinktiv begreifend landeten wir zunächst einmal zum Vertäuen an, um uns zu kramen und anschließend mit Einem an Bord zum Motor hoch- und Slipräder runterklappen, und Einem an Land die Taue haltend. Um das Boot anschließend vorsichtig und entschlossen zugleich mit einer kräftigen, beherzten Bewegung an Land zu bugsieren. Und die Umherstehenden mit einem sehr lauten „Noch Fragen?“ – Blick zu versorgen.

Beim Verlassen dieser Szene versuchten die zaungästigen Kids uns dennoch staccato-artig mit Kommentaren zu bepflastern wie „Bei Euerm Boot fehlt der vordere Rand“ oder „Seid Ihr von der Feuerwehr?“ und Ähnlichem. Ich machte den Fehler und beantwortete irgendwann eine Frage. Bingo, und hing drin. Für eine Antwort gab es fünf neue Fragen, für zwei Antworten zwölf usw. Ein blödes Spiel, zu dem uns die anwesenden Eltern ob unser mangelnden Erfahrung mit dieser Altersgruppe nur mitfühlend anschauten.

Und während wir das Boot wieder zusammen packten, stellten wir uns die Frage, wie es wohl beim nächsten Mal sein würde, wo man dann langsam auf Vollgas steigern sollte. Wäre es dasselbe? Oder doch anders? Würden wir gar ins Gleiten kommen, oder war der Motor doch zu schwach?

Und was hatte es eigentlich zu bedeuten, dass beim Annähern an Halbgas die Drehzahl zweimal plötzlich sprunghaft angestiegen und der Vortrieb zeitgleich zusammengebrochen war?

Gerade dieses Thema würde uns in den nächsten fünf Fahrstunden noch intensiver begleiten. Aber davon wussten wir am Main noch nichts – die zweite Hälfte des Einfahrens fand acht Wochen später an der Donau statt. Doch davon das nächste Mal.

Takabanaan 22.04.2024 19:15

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Die letzten fünf Stunden Motor einfahren verlegten wir an den schönen Yachthafen Donautal (mit benachbartem Campingplatz). Es gibt dort kein Tempolimit auf dem Wasser, so dass ein sich langsam steigerndes, vorschriftsmäßiges Massieren des Gasgriffs ohne schlechtes Gewissen problemlos möglich sein sollte. Und würden wir beim erstmaligen Aufdrehen von Halb- auf Dreiviertel- oder gar Vollgas zweifellos die Schallmauer durchbrechen, so wären wir wahrscheinlich Vieles. Doch zumindest keine Gesetzlosen.

Am Ankunftstag betrachteten wir zunächst das geschäftige Treiben an dieser extrem emsigen Slipstelle aus sicherer, Aperol-gestützer Deckung, um am nächsten Tag nicht wie zwei Vollidioten dazustehen. Das dortige Sitzen entfaltete eine zauberhaft leichtfüßige Stimmung, zweifellos von mehr Lehrwert als Häme begleitet. Es schien, als könne man Slippen mit dem Auto auf alle möglichen Arten falsch, aber nur auf Eine richtig machen. Und natürlich versuchten wir keine Miene zu verziehen, weil wir nicht am nächsten Tag beim Rollentausch wieder erkannt werden wollten. Ab und an ein verschwörerischer Blick zugeworfen, das musste hier reichen.

Takabanaan 22.04.2024 19:19

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Zurück am Campingplatz erschuf der weibliche Captain einmal mehr aus profaner, heimischer Gartenmaterie ein kulinarisches Wunderwerk. Und unter Sternen entfaltete sich anschließend das Spiel der Könige, begleitet von vergorenem Traubensaft und Schmetterlingen im Bauch ob der neuen Abenteuer, die uns nun wohl am – sagenhaft sonnigen – verlängerten Wochenende um den 3. Oktober 2023 erwarten würden.

Takabanaan 22.04.2024 19:21

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Am nächsten Morgen – der über uns schwebende Truck war tapfer bei uns geblieben - hatte zunächst Morgennebel eine dicke Watteschicht über die Landschaft gebettet. Schwache Geister hätten hier unter Umständen Zweifel an der Wahl des Zieles gehabt, doch gestützt durch unsere störrische Beharrlichkeit beim unbeirrbaren Fixieren des Himmels trocknete die immer noch kräftige Oktobersonne den Nebel von oben nach unten einfach weg. Das hinreissend rustikale Frühstück kurz davor hatte uns ohne Zweifel Superkräfte verliehen.

Takabanaan 22.04.2024 19:22

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Flugs wurde das Boot wieder aufgebaut, immer noch mit Muskelkraft. Schließlich wollten wir das Schlauchbootfahren wo möglich als „Sportart“ betreiben. Ebenso muskelkräftig rollten wir es danach auf den Sliprädern vom Campingplatz zum Hafen, um uns dort vom Hafenmeister in die Reihe der Slipwilligen einreihen zu lassen.

Dass wir dabei als erkennbar tiefenentspannte, autofreie Fußgänger-Slipper ganz nach hinten in die Reihe sortiert wurden störte uns nicht im Geringsten. Konnten wir doch auf diese Weise noch einmal erneut dem Treiben zuschauen, bevor die Augen der gesamten Welt sich schlussendlich auf uns richten würden.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:53 Uhr.

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