Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 12.02.2015, 11:41
Benutzerbild von the_ace
the_ace the_ace ist offline
Nordseespezi
Treuesterne:
 
Registriert seit: 02.02.2004
Beiträge: 3.841
abgegebene "Danke": 113

Boot Infos

Ich denke aber, das ganze ist schon sehr komplex.
Man müsste genau beleuchten, wie weit die Verantwortung des Kapitäns überhaupt geht und ob er mit dem erneuten Entern des Schiffes überhaupt etwas hätte ausrichten können.
Alls das wissen wir nicht (ich zumindest).
Wie angemessen da eine Strafe ist würde nicht beurteilen wollen - zumal es sicher hilfreich wäre, selbst einmal eingesessen zu haben. Auch hier bei mir Fehlanzeige.

Feigheit ist verachtenswert, aber nicht strafbar. Einzig und allein sein Verantwortungsbereich kann hier als Grundlage herangezogen werden.

Was fest steht ist, dass er diesen Unfall provoziert hat. Die Frage ist, wo der Unterschied zu einem Unfall ist, bei dem beispielsweise ein Schiff einen Eisberg rammt, der Kapitän 50% der Besatzung und Fahrgäste verliert aber selbst mit dem Leben davonkommt obwohl er als Letzter von Board geht.
Niemand wird verlangen, dass er durch geflutete Gänge taucht.

Da sind auch massig Leute tot. anderes Verhalten - gleiches Ergebnis.
Rechtfertigt das 16 Jahre Knast - oder gar über 30?
Ich weiss es nicht.

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass das Handeln von Herrn S. zutiefst verwerflich ist und ganz sicher in irgend einer Form bestraft gehört.
Wieviel Einfluss er nach dem Unfall noch selbst hätte nehmen können weiss ich nicht. Genau daher bin ich da persönlich mit solchen Äusserungen etwas vorsichtig.

Der Hauptauslöser für das Unglück war das Ändern der Route, was meiner Meinung nach grob Fahrlässig war und für mich die grössere Gewichtung bei der Strafmassfindung ausmachen sollte. Auch hier ist das Schwierig.
Der Eine fährt mit seinem Dampfer Kohle, der nächste fährt nen Öltanker und Herr S eben ein Passagierschiff. Alle verdienen wahrscheinlich ähnlich viel Geld. Alle könnten theoretisch mal ein Schiff auf Grund setzen.

Der Cpt. Kohledampfers würde dann wahrscheinschlich ne Geldstrafe bekommen,
Herr S bekommt seine 16 Jahre und der Kapitän des Öltankers, der unseren schönen Planeten irreparabel für die Nachwelt geschädigt, und Millionen von Lebewesen und deren Lebensraum vernichtet hat müsste dann ja zerhackt, gevierteilt und verbrannt werden, denn ein Meer ist ja durchaus kostbarer als 30 (poplige) Menschen.

Versicherungen und Fluggesellschaften rechnen tatsächlich so, deswegen sind Fallschirme für Passagierflugzeuge auch zu teuer. Mal ein paar (poplige) Tote bei einem Absturz sind billiger als die Anschaffung und die permanente Wartung von Fallschirmen und entsprechenden "Auswurfmechnismen" für die Passagieren. Man geht dann noch davon aus, dass es sowieso nicht alle Schaffen, also lässt man es ganz. Man nimmt also den Tod von Menschen aus Kostengründen in Kauf. Sowas ist auch im Jahre 2015 legal.

Schwere Thematik wie ich finde. Mit Logik allein ist dieses Problem nicht zu lösen (sieht man ja in meinen nicht ganz ernst gemeinten Ausführungen), da spielen auch Verhältnismässigkeit und Ethische Grundsätze ne Rolle. Ein schönes Thema für ein Forum. Hier ist ja der ein oder andere Hobbysokrates dabei
__________________
Gruß
Frank



Um Links zu sehen, bitte registrieren
Mit Zitat antworten