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Alt 02.02.2017, 12:14
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uli_hd uli_hd ist offline
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Boot Infos

An all die Schlauberger und Lehrbuchtheoretiker, die sicher sind, einzig und allein die richtige Art des Festmachens zu kennen. Ich habe letzte Saison 98 Übernachtungen auf unserem Schiff gemacht, davon 61 in Marinas, an Molen und gesetzten Bojen, den Rest vor Anker. Dabei sicherlich mehr Erfahrung gesammelt, als die letzten 10 Jahre, wo wir zu 80% an unserem Haussteg in Kroatien festgemacht hatten.

Also was Ankerwache betriftt, auch mittels GPS, hab ich keine Belehrungen von Commander oder Visus nötig. Und die ganzen Hinweise ob nun mit langer, oder kurzer Leine festzumachen ist, entsprechen nicht der Praxis. Letztendlich hängt alles mit den Verhältnissen vor Ort zusammen.

Ich gehe mal davon aus, daß sich Dieter's Eröffnungspost auf den Schaden an Joachim's Stingher bezieht. Inwieweit das Boot "zerschellt" sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis, am Telefon haben wir uns nur über beschädigte Unterwasserteile, was schon schlimm genug ist, unterhalten. Vielleicht war zu diesem Zeitpunkt aber auch der ganze Umfang des Schadens noch nicht bekannt?

Dieter geht von einer selbst gesetzten Boje vor dem Strand aus, wie es hier der Fall gewesen sein dürfte. Sein Einwand hier mit einer längeren Vorleine festzumachen ist in diesem Fall sicherlich richtig. Den Hinweis das Boot aus dem Wasser zu holen, kann ich nicht nachvollziehen.

Das mag möglich sein, mit den Bootsgrößen, die Dieter meines Wissens hier im Forum bis dato bewegt hat. Früher haben wir in Spanien auch immer unsere Boote über aufblasbare Rollen hoch genug den Strand hinauf gezogen. Bei Booten jenseits der 2t Größe dürfte das am Strand auf die Schnelle aber nicht zu bewerkstelligen sein. Außerdem ist das Element eines Bootes das Wasser und nicht der Trailer und zudem kann ein Sturm auch schneller aufziehen, als man es den Wettervorhersagen nach, erwarten konnte.

Trotzdem muß ein Boot nicht verloren sein:

1. das Equipment aus Boje, Kette/Leine, Bugöse, Karabiner hält der Belastung stand

2. Ankerwache, sprich man ist bereit auf sein Boot zu gehen -gehört Mut dazu, wenn man trocken an Land sitzt-, abzuwettern, ggfs. das Boot von der Verankerung lösen und in der Welle halten, bis sich der Sturm so weit beruhigt hat, daß man wieder guten Gewissens festmachen kann.

Soweit zum Beginn der Diskussion.

Wie sieht es aber unterwegs aus, wenn ich nicht an meinem Haussteg festmachen kann, auf gesetzte Bojen in einem Bojenfeld, oder Ankern auf unbekanntem Grund angewiesen bin?

Benni führt die TIHA an, ähnlich Verhältnisse wie wir sie auch an unserem Haussteg in Rab kennen. Parallel hintereinander liegende Stege. Bei Bootslängen zwischen 4-5 m war das alles noch kein Probelm, jeder konnte eine entsprechend lange Vorleine ausbringen, und auch die dazugehörige Muringleine hat den Bootsfahrer am dahinter liegenden Steg nicht beeinträchtigt.

Die Boote konnten "tanzen", weil man die Leinen lang genug lassen konnte, denn auch die Muring mußte nicht bis zum dahinter liegenden Steg aus dem Wasser gezogen werden, um Halt zu bekommen.

Heute sind die Boote im Schnitt 1-2 m länger, der Abstand zwischen den Stegen ist aber nicht mitgewachsen. Zwangläufig muß mit kürzeren Leinen gearbeitet werden. Ganz schlimm wird's dann, wenn an den Hausstegen noch Schwimmkörper an der Muring festgemacht werden, damit man diese schon beim Anfahren an den Steg aufnehmen kann, um sie ja nicht vom Steg zum Heck führen zu müssen.

Was bleibt also übrig, entweder ich akzeptiere die kürzere Vorleine, mit ggfs. mehr Belastung für die Klampen bzw. Bugöse, oder ich lege mein Boot außerhalb der Stege vor Anker, bzw. hab die Möglichkeit den Außensteg zu nutzen.

In den von mir vorgefundenen Marinas z.B. Bonifacio sieht es nicht anders aus. Zwischen den Booten von einem zum anderen Steg sind oftmals nicht mehr als 5m Einfahrtsschneisse. Wenn da die Muring richtig angezogen wird, fährt kein Segler mehr dazwischen rein. Da legt dich der Marinero schon mit ganz kurzer Vor-, oder Achterleine an den Steg.

Bojenfelder -Wirtschaftsraum, der Geld bringt-, sind meistens so eng angeordnet, daß ebenfalls keine Luft für lange Vorleinen bleibt, da wird in der Regel so kurz gebunden, daß es dir fast den Bug in die Boje zieht.

Ankerfelder sind in der Regel bis später Nachmittag/Abend so gut belegt, daß zumindest das Ausbringen der 5-fachen Ankerleinenlänge absolut unmöglich ist. Da ist man froh, wenn sich abends die Bucht einigermaßen geleert hat und man den Anker frisch auslegen kann, um ruhig schlafen zu können. Und selbst dann mußt du dir noch Gedanken machen, wo du den Anker auslegst, weil sich ja zwischenzeitlich der Wind von auflandig zu ablandig gedreht und ein Teil der Boote eben nicht mehr da steht, wo sie mittags gelegen haben. Nur wo liegt deren Anker, wenn man selbst genug Kette stecken will.

In GIGLIO lag ich bei 8m Ankertiefe bei 25 m Kette noch nicht so, um ruhig zu schlafen, da waren letztendlich 48m draußen. Für nachts war 7Bf angekündigt und tagsüber sind heftige Fallböen in die Bucht eingefallen. Ich lag 20m unter Land, um den Fallböen aus dem Weg zu gehen, was dann aber nur mit Landleine möglich war.

Also die Örtlichkeiten geben in der Regel die notwendigen Maßnahmen vor und nicht irgendwelche schulmeisterlichen Belehrungen, sprich Theoriewissen.

Gruß Uli
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