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Alt 29.04.2010, 02:31
Mike 23 Mike 23 ist offline
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Boot Infos

Willy wird gewassert

Hi Skipper,

hat etwas gedauert doch nun folgend unser "persönliches" Märchen welches vermutlich die meisten hier vor uns ähnlich erlebt haben.

Die beeindruckende Zahl von Clicks, und die vielen soo sympatischen Antworten, PN `s auf unserem kleinen Baubericht haben mich motiviert nun auch die Jungfernfahrt zu Wortualisieren. Leider nicht so knackig und komprimiert wie geplant. Denn...
Frei nach Altmeister J. W. von Goethe : wenn ich mehr Zeit gehabt hätte wärs noch kürzer geworden.

... Mit gehts wie den meisten, Zeit ist ein knappe Gut. - leider.




Wahnsinn wie unser Willy übers Wasser fährt. Das nächtelanges Grübeln ob 6 PS mit 2 Personen fürs Gleiten ausreichen ist wie weggeblasen. Mann das ist ein irres Gefühl Wahnsinn…

Vater hat mit seinem Standartsatz recht: je länger man etwas begehrt, je mehr dafür getan wird, je länger es dauert umso größer und intensiver die Freude wenn man am Ziel ist. Jetzt ne Kurve nach links cool …

Hey Passi, .. klasse ich fahre einen Kreis, …….. Haaalllooo .. Passi,…. hui über die eigenen Wellen springen der Hammer.. Passi,.. jemand zupft am Ärmel, ….der Rechte Arm am Gashebel…wir sind gleich da,… wie … Lachen he Passi du träumst..
Ich öffne die Augen…sitze im Auto.. neben mir auf dem Rücksitz vom Ford Galaxy Kai und Nici.


Mutter liebevoll, guten Morgen mein Schatz ..du hast geschlafen. Und Vater .. wir sind gleich da.
Alle lachen na gut geschlafen? Ich muss gähnen puh da habe ich doch tatsächlich wieder mal geträumt. Nicht das erste mal, es ist auch kaum mehr auszuhalten, endlich die erste Fahrt in unserem Willy steht kurz bevor.

Kai plappert … heute brechen wir den Rekord, man bin ich noch müde. Zwei mal wurde der Bootsaufbau geübt das erste Mal dauerte es über 3 Stunden dann hatte Vater jedem eine Hauptaufgabe, quasi als Pate, zugeordnet. Der kleine Niki muss die Paddel anbringen, ich den Alu-Holzboden zusammenfügen und halbaufgeblasen einsetzen, Vater pumpt und montiert den Motor. Mama den Steuerstand und Kai ist für die Montage der Sitzboxen zuständig. So haben wir für den letzten Probe-Aufbau nur wenig mehr als 2 Stunden benötigt.

Ich höre die entschiedene Stimme des Vaters.. „Jungs ihr kennt die Regel „ Klar - es war ausgemacht zuerst den Wohnwagen aufbauen dann Willy.


Seit vielen Jahren wird am Saisonanfang, meistens Ostern, der Wohnwagen gemeinsam aufgebaut. Das abbauen erledigt Dad immer alleine. Mum besteht aber darauf dass alle gemeinsam den Wohnwagen aufbauen wir wohnen ja auch gemeinsam drin.

Oft haben wir verhandelt ausnahmsweise dieses Jahr -erst das Boot dann den Wohnwagen- .. doch die Eltern waren unerbittlich und keiner unserer Verhandlungsbemühungen war erfolgreich. Auch der Kompromissvorschlag - Boot und Wohnwagen - gleichzeitig nämlich
-Eltern Wohnwagen - Kinder Boot wurde abgelehnt.

Zum Glück liefert ein Service den Wohnwagen nach der Winterpause direkt an den Campingplatz. Ich habe mal gehört wie Vater sagte dass die Firma ein Bombengeschäft macht da die meisten Dauer – Wohnwagenplätze am Bodensee jedes Jahr im Herbst abgebaut werden müssen und erst ab Ostern wieder aufgebaut werden dürfen. Witzig dass die Ämter das mir Umweltschutz begründen. Durch dieses Gesetz setzt sich doch zwei mal im Jahr eine Karawane von tausenden von Wohnwägen in Bewegung….



Wir sind am Campingplatz angekommen. Großes Hallo… na auch wieder da, gut über den Winter gekommen, …ach ihr habt schon aufgebaut.. nein …an Ostern war es uns dieses Jahr noch zu kalt…

Nun geht es los. Wie immer Routine, Stützen runter Mutter kontrolliert mit der Wasserwaage, Dach einkedern, Gestänge ran, Holzboden aus dem Winterquartier mit Schubkarre holen. Die Vorzelt – Seitenteile mit Reisverschlüssen anbringen, Heringe kloppen …Wir Kinder arbeiteten wie verrückt. Mutter und Vater sehen sich verblüfft an, zwinkern sich zu und denken ich sehe das nicht.

Selbst für die leckeren Brötchen mit Leberkäse und Senf machen wir keine Pause…. wir verdrücken sie während des Arbeitens.
Die Eltern hatten am ersten Tag den Wohnwagen, am zweiten Tag den Bootsaufbau geplant.
Heimlich habe ich längst mit Kai abgemacht sooo schnell zu arbeiten dass Willy bereits am ersten Tag gewassert wird. Nun meine irgendwie dass die Eltern uns durchschaut haben. Selbst der kleine Nici half was er konnte. Er putzt übereifrig mit seinen Läppchen den ganzen Wohnwagen von außen sogar mehrfach natürlich nur .in der Höhe die ein vierjähriger erreichen kann. .hei ... Rekordzeit… alles ist montiert und an seinem Platz.



Sofort klettere ich auf den Anhänger um die Plane zurückzuschlagen …werde aber von den Eltern gestoppt. Nun macht aber mal ne Pause. Mutter lacht…ihr habt ja schon ganz rote Köpfe. Kommt alle her und setzt Euch. Mum hat jedem einen Obstteller geschnippelt auch für meinen Campingplatzkumpel Marcel, der eifrig mitgeholfen hat. Natürlich wird wieder darüber geredet wer als erster fahren darf. Zum x-ten Mal werfen wir eine Münze Kai sagt: jetzt gilt `s endgültig.

Puh- Zahl- ich habe gewonnen. Ist ja auch richtig - nur ich darf das Schiff führen. Kai ohne mich darfst du eh nicht fahren bis du 14 bist. Er schmollt. Mensch Kai du bist zweiter ist doch auch O. K. wir können noch sooo oft fahren. Mutter lenkt ab. Schaut mal was ich hier habe. Sie kommt mit 2 Funkelnagelneuen 10 l Benzin Kanister vom Anhänger. Das ist ein Geschenk von Oma und , gestiftet unter der Bedingung dass sie ein Bild mit Euch drei Seebären bekommt. Toll Oma und Opa- ich werde ne Bilderserie für sie machen- nicht nur eines- schnell mein Handy… ich knipse wie Mutter mit laaangen Armen da steht versucht die schweren mit Benzin gefüllten Kanister in die Höhe zu heben. Sieht lustig aus.


So jetzt aber los, im nu waren alle Utensilien aus dem Anhänger geladen und es ging ans Werk. 1 Stunde 53 min später war -natürlich ohne Pause- alles montiert.



Nun ist er also gekommen, der große Moment. Ich könnte zerspringen vor Glück .. Ich zwinge mich ruhig und gleichmäßig zu atmen….alles geschieht wie ferngesteuert… Benzin in die Tank, … achtung nichts verschütten …. So.. fast voll .. ich kann mich nicht konzentrieren… Tank zuschrauben ….Tankschlauch einstecken…. Verbindung prüfen…hei Passi viel Glück beim Stapellauf…. Marcel winkt rüber …ich nicke ihm zu …er zeigt beide Daumen hoch…ich nicke, forme meine Lippen zu einem tonlosen – d a n k e – er versteht, …steht einige Meter links… er weiß wie ich fühle… hat’s gut …das 100 PS Rib seines Vaters ein Wahnsinn.. allerdings Willy ist meines zumindest darf ich es fahren… ….wo sind meine Gedanken…hier genau bei diesem Ausschnitt an der vorderen Sitzbox habe ich mir damals mit der Laubsäge in den Finger gesägt..…….dürfen wir auch mal mitfahren………einige Kinder schauen mit respektvollem Abstand dem Treiben zu…....Mutter versteckt sich hinter der Videokamera, ….. hätte mir Vater damals erlaubt die el. Stichsäge zu benutzen währe das nicht passiert…Vater macht Fotos, spricht mit einem Wohnwagennachbar …man gerade mal ein Jahr her als ich hier am Platz das erste mal in einem Schlauchboot saß und nun…… besitzen wir selber eines….. der Finger ist damals schnell verheilt… nur einmal Handball Training versäumt… braucht ihr noch Hilfe beim Schieben fragt ein anderer bekannter vom Platz …. Vater winkt ab,…ruft…. das ist unser „holy Moment“ lacht, und zwinkert …den genießen wir alleine…gut ich will nicht noch mehr Zuschauer haben. … was war das… hat da Vaters Stimme nicht etwas gezittert ? wenn dann…, entweder weil er traurig ist weil aus mir kein Modellflieger wurde wie er es sich immer gewünscht hat … oder … weil er ergriffen ist.

Pah… er tut immer so unbeteiligt und cool …dabei habe ich mal gehört wie unsere Mum Omi erzählt hat dass er, nachdem wir ins Bett mussten, oft noch bis 2: 00 Uhr nachts an Willy gearbeitet hat. Besonders der Träger war wohl sehr schwierig…seine Erfahrung von den Modellflugzeugen war dabei angeblich hilfreich … aber gelohnt hat sich das..finde ich zumindest … ..Pa faselt immer so einen Spruch seines Vaters nach „ Blut ist dicker als Wasser“ ….Ma hat mir das dann mal erklärt : Die Familie als Gemeinschaft gibt uns Kraft… na ja.. ….dauert es noch lange…natürlich wieder…unser Kai…Typisch Mr. Ungeduld… eigentlich kann ich das alles immer noch nicht glauben…aber .. was jetzt kommt …habe ich mir mindestens hundert Mal in Gedanken durchgespielt.


Willy steht fertig aufgebaut, getankt auf dem Slippwagen kurz vor dem Wasser.

Der kleine Nici rennt ständig um Boot und Slippwagen herum .Mama steht regungslos am Ufer,. Papa zwinkert mir lächelnd zu. Andere Kinder des Campingplatzes sehen zusammen, tuscheln,

Vater ruft: hei Kapitän - ich schaue zu ihm rüber…er kommt langsam auf mich zu … bleibt vor mir stehen…Pascal: ab jetzt : dein Kommando… er drückt mich ungewohnt fest und legt den Zündschlüssel in meine Hand. …süß …er hat so eine art -kleine Boje- daran gebunden sicherlich dass er nicht untergeht wenn er mal ins Wasser fällt. Mum ergänzt bitte sei vorsichtig.

Ich sage mit möglichst lauter, bestimmter Stimme: Kay und Dad hinten schieben Ma, Nici seitlich ziehen. Willy bewegt sich, beginnt nach einigen Metern zu schwimmen, der Slipwagen schwimmt hoch jedoch hat er keinen Kontakt mehr zum Boden. Mama den Slippwagen ans Ufer, Kai ab ins Boot und backbord hinsetzen … ä ….wo ist das noch mal ….na links …. ruft jemand vom Strand. So jetzt den Motor herunterklappen und rein ins Boot. Papa schiebt uns noch etwas raus und verabschiedet sich mit seinem blöden: Sir, gute Fahrt Sir …dabei salutiert er lachend … warum muss er nur immer alles so theatralisch machen.


Trotzdem cool dass er soviel für unser Boot gemacht hat….. Choke ……Schlüssel rein …drehen …den Startknopf drücken… der Motor läuft…..30 lange Sekunden warmlaufen so das genügt…einkuppeln …. Gas etwas nach vorn… wir fahren….. gut….zuerst senkrecht raus…. wie schätze ich die 300 Meter.. … OK hier der Pfahl – also 70 m haben wir na ein bisschen mehr Gas geht schon der Motor wird lauter …Willy schneller.. so schätze das sind 300 m Kurs Mainau und dann….. DEN HEBEL AUF DEN TISCH jaaa ruft Kai der bisher -ungewöhnlich still- neben mir gesessen hatte. Kai hält seine Kappe fest und ….wir warten …kommt Willy ins gleiten?.......Willya wird schneller ..... ganz langsam … senkt sich der ….… Bug …UND .. u n s e r … W i l l y ……… g l e i t e t.


Mal rechts und links gesteuert ne schnelle Kurve und das bei Vollgas irre. Fünf Minuten müssten um sein… ca die halbe Strecke bis zur Mainau …Gas langsam raus ….Leerlauf… - Motor aus…Ruhe…. …wir treiben nur noch einigen Wellen die ans Boot klatschen… leiser werden... ….ich nehme das CB Funkgerät, das Vater noch aus seiner Jugend hatte, Handquetsche nennt, aus der Halterung.
Kanal 20 Frequenz Modulation. Ich bin sicher am Campingplatz steht Vater mit dem Fernglas an der CB Feststation die er extra für diesen Zweck in Ebay geschossen hat.

WD 9598 ruft Uferwache (noch einmal) WD 9598 ruft Uferwache. Stille…
Vater hat auf diesen Ruf beim verabredeten ersten - Pflicht- Funkspruch bestanden. Wohl aus Nostalgie zu einer Serie aus seiner Kindheit die er damals sonntags mit seinen 3 älteren Geschwistern regelmäßig gesehenen hat. „ Flipper „ oder so ähnlich. Ein -Porter Riggs- hat da wohl immer so gefunkt. Eigentlich hieß es ja : WD 9598 ruft KÜSTENWACHE aber wir haben den Ruf geändert- nicht dass Verwechslungen mit der echten Küstenwache auftauchen.

Es dauert einige Sekunden ….bestimmt muss Vater erst das Fernglas weglegen…..dann die Antwort …hier Uferwache, hier Uferwache, .. Hallo Käptn, … Sir…, , klappt alles ?
Witzig wie die Stimme Vaters aus dem Lautsprecher krächzt, Kai reist mir das Funkgerät aus der Hand, ja alles super …..darf ich jetzt fahren. ? Ich höre wie Mutter sich über Kai`s Temperament freut, lacht, während Vater ins Mikrofon spricht: …Also Kai das musst du mit deinem Skipper ausmachen, so geplant war es. Dad spricht weiter: Pascal …du ..bist am Ziel. Gratuliere zu deiner ersten Fahrt als Schiffsführer . Ist alles so wie du es dir gewünscht hast? Jaaa Papa nur viiiiel besser.. Und dann gestehe ich …in Hoffnung dass niemand von den anderen mithört. Du ..Papa, …. ich äh ..ich …also ich .habe … ein.. ein kleines .. bisschen …geweint ….vor Glück.
Mutter hat wohl das Mikrofon an sich genommen denn aus dem Funkgerät kam lachend, …Hey Pascal….dein Vater auch und zwar als Du losgebraust bist … und …von uns ...allzeit gute Fahrt ach .. übrigens Pascal: wir sind stolz auf dich….Ende.. Uferwache.


Kai faselt dann noch irgendwas ins Mikrofon: Hey Mama… hier auf dem Wasser geschieht alles in Echtzeit nur …..viel viel schneller… so ein Quatsch wo er das mal wieder aufgeschnappt hat.


Indessen war ich auf den Backbordsitz geklettert, Kai nahm steuerbord platz und gab gas.
Wahnsinn ………….wie unser Willy übers Wasser fährt….
Angehängte Grafiken
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Geändert von Mike 23 (29.04.2010 um 02:51 Uhr)
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