Einzelnen Beitrag anzeigen
  #87  
Alt 18.01.2022, 09:57
Kairos Kairos ist offline
Erfahrener Benutzer
Treuesterne:
 
Registriert seit: 24.03.2018
Beiträge: 808
abgegebene "Danke": 64

Boot Infos

@Harry: ich unterstreiche alles, was du sagst und wie Christos schon für sich in Anspruch genommen hat: es ist meine Meinung, weil ich es so gelernt, für mich den Sinn dahinter verstanden und genug Situationen erlebt habe, die meinen Respekt vor dem Meer im Nachhinein gerechtfertigt und insgesamt dafür gesorgt haben, dass weder meiner Crew noch mir bisher ernsthaft etwas passiert ist - in unserem Segelklub gibt es bisher zwei Tote: einer wurde auf dem Atlantik von einem Frachter versenkt, als er es einhand probiert hat und vermutlich eingeschlafen ist und die Frau eines Freundes ist beim Schnorcheln in der Bucht von einer Schraube getötet worden ... vermutlich wirkt das nach und mir geht es zu gut, um so etwas für ein bisschen mehr an Spaß auch nur ansatzweise riskieren zu wollen.

Es gibt da ein Lied in einem anderen Zusammenhang: "1000x berührt, 1000x nichts passiert - und dann hat es bumm gemacht ..." - ich und diejenigen, die bei mir an Bord sind sind, sollen auch beim 1001ten Mal noch nach dem Törn ausgelassen in der Conoba feiern können - und wenn ich mir nicht sicher bin, lass ich es im Zweifel und warte auf den nächsten Tag (in meinem Alter muss ich niemanden mehr etwas beweisen - bei jedem Törn gibt es mindestens einen, der glaubt dass man bei jedem Wetter rausfahren kann ... den lasse ich dann meistes am Spifall gesichert den Mast aufentern und in 20m Höhe sich an einem Stück Aluminium festklammernd, das so ca. 5m hin- und herschwankt, relativiert sich plötzlich vieles ... ).
Das Allerwichtigste neben dem Respekt vor der Naturgewalt ist Wissen und Erfahrung, weil man damit viel kompensieren kann - und damit kann es sein, dass die selbe Vorgangsweise von zwei Personen völlig unterschiedlich zu bewerten ist: wenn jemand das Revier kennt, das Wetter lesen kann, sich vorher schlau gemacht hat, mit seinem gut gewarteten Boot umgehen kann, etc kann er genau das machen, was du vorhin geschildert hast, weil er eben weiß, was er tut, bewusst das Risiko abgeschätzt hat und für ihn eben andere Grenzen gelten, als für einen Flachland-Hobbykapitän, der einmal 2 Wochen im Jahr am Meer ist und dann von den Bedingungen völlig überrascht wird und damit auch nicht umgehen kann.
Um ein Beispiel zu nennen: Es gibt das Mini-Transat Rennen, wo gerade mein lieber Freund Christian Kargl mit einem nur 6,5m langen Segelboot den Atlantik überquert - und er weiß genau, was er tut (90% aller anderen Segler würden vermutlich Schiffbruch erleiden!).
Vernünftige Ausrüstung ist dabei eine notwendige Voraussetzung, reicht aber alleine noch nicht: ein unerfahrener, sich selbstüberschätzender Angeber ist auch auf einem 10m Boot potentiell einem höheren Risiko ausgesetzt, als ein erfahrener und gut ausgebildeter Skipper auf einem 5m Boot.

Noch eine Bemerkung zu dem 3-5m Wellen: natürlich kein Problem (außer, dass du leicht seekrank werden kannst), wenn es sich um eine alte, lange Dünung handelt - echte 2m Wellen, die bei wenig Tiefe brechend sind, bei 8 Windstärken (locker bei einer Bora, bei Kanälen durch den Düseneffekt und Kaps durch den Spitrzeneffekt oft schon lokal sehr viel früher und unvermittelt, wenn man es nicht schon vorher anhand der Topographie erkennt) möchte ich in keinem der in diesem Forum üblichen Boote erleben.

Geändert von Kairos (18.01.2022 um 10:12 Uhr)
Mit Zitat antworten