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Alt 31.07.2008, 20:42
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neandertaler neandertaler ist offline
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Sodele, ich habe den Bericht durch.

Das finde ich schon mal ganz interessant:

Zitat:
Ein über sechs Stunden anhaltender richtungsstabiler Wind der Stärke 5 bis 6 Bft kann bei ungestörten Tiefwasserbedingungen eine Windsee mit kennzeichnenden Wellenhöhen um 2 m erzeugen.
Es muss also sechs(!) Stunden mit 5 - 6(!!) Beaufort blasen, bis die Wellen eine Höhe von 2 Metern ereichen!


Interessant auch das Fazit. Ursache waren mit größter Wahrscheinlichkeit unzulässige Veränderungen am Aufbau, die das Schiff äußerst instabil machten. Dazu kam dann noch ein Maschinenausfall durch einen Schlauch, der in den Propeller geriet. So nahm das Unglück seinen Lauf:

Zitat:
4. Die Stabilitätswerte des Schiffes haben sich durch Umbauten erheblich verschlechtert, so dass aufgrund von äußeren Einflüssen wie Wind und Wellen das Schiff über Stb -Seite gekentet ist.
Dieser letzte Fall wurde von der BSU eingehend untersucht und mit den im Kapitel 5 durchgeführten Berechnungen als am wahrscheinlichsten angesehen und nachfolgend zusammengefasst:
Die massiven Verschlechterungen der Stabilitätswerte, bedingt durch den Umbau des Schiffes im Jahre 2003/2004, sind ursächlich für eine Kenterung. Die Kenterung wurde durch die äußeren Belastungen aus Seegang, Windeinfluss und Wasser auf dem Hauptdeck ausgelöst. Möglicherweise wurden eine starke Schlagseite und der beschleunigte Untergang des Schiffes durch Übergehen von Ausrüstungsteilen und Eisladung oder das Wassernehmen durch offenstehende Türen und Luken begünstigt. Durch ein Blockieren des Propellers hatte der Schiffsführer keine Chance, das Schiff durch Fahrtbeschleunigung, verbunden mit Kursänderungen, zu stabilisieren.

Das Schiff hatte nach den letzten Umbaumaßnahmen nicht mehr den vorgeschriebenen Stabilitätsumfang von mindestens 60°, sondern lediglich nur noch 33,4°. Durch die Berechnungen unter Kapitel 5 wird nachgewiesen, dass das Schiff durch den zum Unfallzeitpunkt anliegenden Kurs bei achterlichen Wellen alleine durch den Einfluss der vorherrschenden Wellenrichtung, Wellenlänge und Wellenhöhe gekentert sein muss. Die Wellenhöhe war nicht ungewöhnlich, und unter den alten Stabilitätsverhältnissen vor dem Umbau wäre es für das Schiff ertragbar gewesen.

Auf Seite 93 gibt es auch den bemerkenswerten Hinweis, dass dem Schiff durchaus auch seine schiere Größe in Verbindung mit dem veränderten Schwerpunkt zum Verhängnis hätte werden könne:

Zitat:
[...] dass das Schiff instabil ohne positiven Hebelarm ist, wenn sich der Wellenkamm einer 32 m langen und 3 m hohen Welle im Schiffsbereich zwischen 20,0 m und 25,5 m vom hinteren Lot befindet.
Klartext: bei der Wellenlänge und -höhe kippt das Schiff um, wenn es sich mit dem Bug auf dem Wellenberg und dem Heck im Wellental befindet.


Groß = es kann nichts passieren, klein = Lebensgefahr klingt zwar sooooo schön einfach, ist es aber offensichtlich nicht...
Der Kutter ist mit Mann und Maus abgesoffen wie ein Stein. Was für ein Elend, insbesondere für den Azubi, der gerade erst seine Ausbildung zum Fischwirt begonnen hatte.

Viele Grüße,

Oliver

Geändert von neandertaler (31.07.2008 um 20:47 Uhr)
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