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Alt 03.11.2020, 12:07
The_Brave The_Brave ist offline
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Neugierig las ich soeben den Fred durch und war einerseits angetan und inspiriert von dem Mut des Erstellers aber auch gewarnt von den Beiträgen der Erfahrenen. Menschen die beruflich zur See fahren haben oft ein anderes und vor allem, weniger romantisches oder verklärtes Bild von der „See“.
Insbesondere die Mannschaften der DGzRS wissen dazu interessante Erfahrungen zu schildern, denn ich war so frei die Frage zu stellen, wie gefährlich das ist, wenn einer alleine mit einem 4 Meter Rib nach Helgoland fahren will.
Antwort.
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen sich überschätzen und dann fahren wir raus und bergen sie, wenn sie noch leben. Die Nordsee ist kein Spielplatz. Das vergessen einige.

Das Prinzip Hoffnung kann man ja für sich als ausreichend beschreiben, nur sinnvoll ist das nicht. Es ist eine Wette, wie beim Glücksspiel. Ich könnte ja im Auge des Orkans mit einer Cessna starten und immer nur im Auge des Orkans fliegen, dann dürfte alles gut gehen. Ich bin ein erfahrener Pilot. Oder sieht da jemand ein Problem?

Mal abgesehen von all den triftigen Einwänden, warum das gefährlich ist (unmöglich ist es sicher nicht), so bleibt bei egal welcher Bootsgröße eine Restgefahr.
Flugzeugunglücke ereigneten sich in der Regel durch eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände, obwohl alle Systeme an Bord redundant sind.

Einer will mit seinem Schlauchboot alleine raus fahren, okay. Wie stelle ich mir das vor? Die Karte auf dem Schoß, den Kompass in der linken den Stift und das Geodreieck in der rechten Hand? Ich würde ja nachts fahren, dann muss keiner das elend sehen. Eine zufällige Welle, die etwas größer ist und Zack ist der Kompass weg, das Funkgerät hat schwimmen gelernt oder die Karte/das Navi in der Hand gehört den Krabben?

Der Motor setzt aus, warum auch immer und wenn das Boot nicht mehr gleitet, sondern im Wasser treibt, ist so ne Nussschale ganz schön wackelig. Hatte ich selbst gerade erst in Frankreich mit so nem kleinen Ding. Manche Dinge muss man eben ausprobieren, S-Bahn surfen, Freeclimbing, nem Tiger am Schwanz ziehen, usw.


Wahrscheinlich kannst du hundert mal mit dem kleinen Boot raus fahren und es passiert - nichts. Und das wünsche ich auch jedem! Nur, wenn irgendwas passiert, egal was, dann bist du in dem kleinen Ding verloren und die selbstaufblasende Rettungsweste sorgt dann immerhin dafür, dass du vielleicht nur unterkühlt in deiner Nussschale sitzt und um Hilfe betest. Ich habe mal mehrere Stunden in dem Rettungsboot aus dem Schleudersitz auf der Nordsee verbracht. Offensichtlich habe ich überlebt, aber brauche ich das nochmal?
Ich traf mal einen, der sich mit seinem nackten hintern auf einen Kaktus gesetzt hat. Das dauerte, bis die alle Stacheln aus seinem Allerwertesten gezogen hatten und dann habe ich ihn gefragt, warum es das gemacht hat. Er sagte, dass er das vorher für eine gute Idee hielt. Nun, daran war soweit nichts auszusetzen.
Ich muss immer noch an den Tiger denken...
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