Servicewüste Deutschland

[Erich der Wikinger]

Hallo, ich wollte Euch heute kurz mal etwas zur Servicewüste Deutschland berichten.

Da ich selber möchte, dass die Kunden bei uns im Einzelhandel kaufen, habe ich bislang nur sehr wenig über Internet, sondern im Fachhandel gekauft.

Zwischen den Lockdowns habe ich zum Ende des alten Jahres ein E-Bike gesucht. Beratung eines namhaften Herstellers total schwach.
Suchte leichtes e-bike mit kleinstem Akku für Unterstützung am Berg,
da das Fichtelgebirge halt gebirgig ist.

Man zeigte mir schwere Bikes mit großem Akku, fahren ist nicht (ach was
habe ich mich nicht klar genug ausgedrück) Also mein Anliegen wiederholt
Erfuhr die Preise, so 3900.- im Schnitt. Eine altes Modell wäre noch zu haben kostet so 2800.- € Müsste ich gleich mitnehmen.

Schließlich abgedampft da so eine Beratung für mich als erfahrenen Verkäufer alter Schule unmöglich ist.

Im neuen Jahr bei namhaften Hersteller in anderer Filiale zwecks Termin exakt 27 mal angerufen. Obwohl Ansage der Geschäftszeiten niemanden erreicht, niemand zurückgerufen. 2 x andere Filiale dran, man meinte die
müssen da sein. War mir dann zu blöd.

Also gegoogelt und ein e-Bike gefunden so wie ich es mir vorstelle. Leicht mit kleinem Akku. Im net bestellt und letzte Woche ist es gekommen.

Die ersten Tests waren erfolgreich und die im net z. T. einzelnen negativen Berichte haben sich bei mir nicht bestätigt. Nach kleinen Umrüstungen (Sattel mit Stossdämpfer und Schutzbleche) bin ich erst mal sehr zufrieden und habe jede Menge Geld gespart.

Vielleicht ist das grad ein schlechtes Beispiel, da die e-bike Szene sowieso brummt und die auf einen Kunden nicht angewiesen sind.
bestellt

Gruß Erich

[jugofahrer]

Erich, volle Punktlandung!

Du wirst Hunderte ähnlicher Erfahrungen zu lesen bekommen, wenn JEDER seine hier schreibt.

Ich war selbst 45 Jahre Verkäufer, erst in Ladengeschäften (Einzelhandel), später Innendienst (Großhandel), dann Key Accounter, (das hieß früher mal Aussendienstler...)

Mein Verständniss von Verkaufen, und deswegen habe ich eine Stammkundschaft aufgebaut und im wesentlichen gehalten, war: Unaufdringlich bleiben, fachlich fundiert beraten, preisflexibel, aber Gewinnmaximiert agieren und vor allem auf den Kunden eingehen.

Warum klappt das Heute in "Fachgeschäften" nicht mehr?
Ganz einfach, meines Erachtens hat das 3 Gründe:

1. Das Personal ist i.d.R. Ungelernt und vor allem Billig
2. Die Leute sind nicht am Umsatz beteiligt, und wenn, dann so schlecht, dass sich der Einzelverkauf nicht für sie lohnt, der einen gewissen Zeitaufwand mitbringt
3. Die Inhaber halten ein gewisses Grundprogramm vor, Artikel, die links und rechts Ihres Portfolios liegen, werden aus Kostengründen nicht vorgehalten, die Kundschaft wandert somit ab in die Onlinebeschaffung.

Ich behaupte, der klassische Einzelhandel (Nicht Dinge des täglichen Bedarfs, Lebensmittel, Kleidung etc.) wird sterben.

[Pepone]

Dann will ich mich mal positiv äußern.

Seit einem Jahr höre ich auch immer ... wegen Corona ..., ob es um Lieferzeiten zu Artikeln, Behördenanfragen oder Bearbeitungszeiten geht. Meine Frau musste gerade nach dem Tod ihres Vaters alles regeln. Also man kann es nicht mehr hören, das " ... wegen Corona ..."

Aber jetzt zum positiven.

Wir wollen den Garten etwas aufhübschen, u. a. mit neuen Sichtschutzelementen, zwei Wasserstelen.
Ich kaufe gerne bei unserem Baufachhandel um die Ecke. Der Chef ist ein netter Kerl und warum soll man die örtlichen Händler nicht unterstützen.

Also Preise eingeholt und vorsichtshalber mal im Internet verglichen. Meine Frau und ich waren uns einig, unser Fachhändler hat sich mit den Preisen vertan.
Also nochmal nachgefragt. Er war an dem Tag voll gestresst, deshalb haben wir ein schriftliches Angebot erhalten.
Man soll es nicht glauben bei den Wassersäulen, Gasfeuerstelle, etc. fast 50 % günstiger. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.
Da gönnt man sich dann auch etwas mehr.

Anderes Beispiel, meine Frau bekommt kurzfristig eine Elektroauto, also soll auch kurzfristig eine Wallbox her.
Die Stadtwerke bieten so etwas auch an, Lieferung unserer Wunschbox ist erst im dritten Quartal möglich.
Also nächster Fachmann, man kommt zu zweit zu einem relativ kurzfristig angesetzten Besichtigungs- und Beratungstermin.

Ende vom Lied: "Ich kann aktuell die Box leider nicht anbieten. Mein Lieferant kann erst in ein paar Woche liefern. Ich will jetzt keine Versprechungen machen, die ich nicht einhalten kann."
Nette Unterhaltung, noch einige Infos erhalten und unser Sohn hat eine Stelle angeboten bekommen.

Am nächsten Tag meldet sich telefonisch der Mitarbeiter der Stadtwerke, "ich kann kurzfristig, also nächste Woche, liefern".

Und siehe da, ich kann die Box tatsächlich heute abholen. Der Anruf des für die Inbetriebnahme beauftragten Elektrikers kam am Montag, obwohl die Box erst am Mittwoch abgeholt werden kann.

Wir haben uns nett am Telefon unterhalten und er schickt sofort jemanden vorbei, wenn die Wallbox angeschlossen ist.

So geht es auch.

[schwarzwaelder50]

Hallo Heinz,
da hast Du aber gerade in einer Branche gesucht, die weit einem Jahr total überlastet ist. E-Bikes gingen weg, wie warme Semmel und haben richtig lange Lieferzeiten. Durch das, das viele Betriebe "Jobrad" anbieten läuft das fast aus dem Ruder. Ein Sohn von mir kaufte sich neulich auch ein "Jobrad" und ging in ein "Fahrradladen" (darf man ja nicht mehr sagen, heißt jetzt Bike-Shop) und suchte sich eines aus. Der Verkäufer sagte gleich, wenn er nichts findet, was gerade im Geschäft steht, beträgt die Lieferzeit 1Jahr!!
Gut, er hatte eines im Geschäft ausgesucht (wollte kein Jahr warten).

[Erich der Wikinger]

Hallo Heinz, schade dass es keinen Danke-Button mehr gibt.

Genauso ist es. Ich habe über 24 Jahre einen Kundenstamm
aufgebaut, erst "innen" dann "Außen" dann in der Leitung.

Meine älteren Kunden verstehen nicht, wie die heute behandelt
werden, aber ich kann mich um solche Sachen gar nicht mehr
kümmern. Dem obersten Boss ist es auch wurscht, da der
Laden in allen Bereichen brummt.

Das kann aber in 6-7 Jahren wieder ganz anders sein -wenn der
Staat keine Kohle mehr hat und viele Branchen auch nicht-
dann heult man den alten Kunden, welche viele Weiterempfehlungen
gegeben haben, sich anderswo umgeschaut haben.

Gruß Erich