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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : von Passau bis ans Schwarze Meer


dragoon
19.09.2006, 13:38
Hallo!
Ein Freund und ich planen noch dieses Jahr mit einem Boot fast Marke Eigenbau von Passau bis zum Donaudelta zu fahren. :attersee:
Nun stellt sich die Frage zu welcher Kategorie Boot wir gehören und was wir für die Reise alles an Papierkram brauchen?
Das Segelboot ist 4,70m lang und ca. 3,60m breit und soll einen kleinen Motor mit unter 2,21kW bekommen. Zur Verdeutlichung habe ich noch 2 Bilder angehängt.

Wäre super wenn Ihr uns helfen könntet was für Papiere wir alles besorgen müssen und zu welchen Problemen es unter umständen auf dieser Reise kommen kann? (evtl. Erfahrungsberichte)

Schon mal vielen Dank im voraus und fröhliches herumschippern :natur016:

DieterM
19.09.2006, 14:18
Hallo Drachen,

wir sind hier ein Schlauchboote-FORUM in das wir Dich gerne als Nichtschlauchbootfahrer willkommen heißen!

Wenn Du so fragst was Du da vorhast, da wärest Du gut beraten Dir einschlägige Fachliteratur zu solchen Touren von Rollo Gebhard oder Beluga im Geobuch Verlag in München zu besorgen, und auch von etlichen anderen, die solche Touren bis ins Schwarze Meer und auch weiter ans Mittelmeer schon gefahren sind. Aber die hatten Schiffe, auf denen man auch leben und schlafen konnte. Siehe hier http://www.geobuch.de/

Mit solchen zerbrechlichen Nu0ßschalen und dann auch noch ohne richtig Gepäckplatz bzw. Nutzlast für die wichtigsten Dinge für so eine lange Fahrt (Zelt, Pantryausrüstung, Gepäck, Kraftstoff usw.) ist die Fahrt von Vorne herein zum Scheitern verdammt.

Würde Dir bzw. Euch empfehlen Euren Spaß auf dem Chiemsee zu haben (dort sind allerdings nur noch 4-Takt Flautenschieber zugelassen und Zulassungspflichtig in Traunstein auf dem Landratsamt. Die internationale Wasserstraße Donau könnt Ihr wohl benutzen mit diesem Wassersportgerät, jd. wird Umsetzen an den Schleusen nötig was Muskelkraft und entsprechendes Slipgerät (noch etwas was mit muß!) benötigt. Denn in die Schleusen dürft Ihr mit so einem "Spielzeug" nicht rein.

Was braucht man noch? Den Eigentumsnachweis mit einer amtlichen Bootszulassung, da Ihr ja Euch international bewegen möchtet, und schließlich hinter Wien in den Osten Europa kommt. Einen Führerschein benötigt Ihr bei der schwachen Hilfsmotorisierung sicher nicht, aber er kann Euch sicher helfen ein bischen schneller als der Strom zu sein, daher 2-4 kmh Stromgeschwindigkeit + ca. 6 kmh zusätzl. Speed.

Aber für mich scheitert ein solches Unternehmen schon gleich hier bei uns in Bayern auf der Donau, da die erste Bug-Welle eines Berufsschiffes Euer Böttchen überfluten wird, spätestens die Heckwelle bringt Euch dann zum Kentern.

Also meine Empfehlung, laßt diese Idee bitte!:cognemur:

KlausB
19.09.2006, 15:42
Hallo,

anders als Dieter bin ich der Meinung, dass das grundsätzlich machbar ist. Jedes Jahr fahren Hunderte von Paddlern bei der TID, der Tour International Danubien, mit. Deren Boote sind kleiner als Euer Segelboot. Ist also machbar...

www.tid.at

Euer Problem ist Euer Gefährt. Vorausgesetzt, es schwimmt, und vorausgesetzt, es wird auch nicht von der ersten Welle eines Frachters versenkt (habt Ihr es überhaupt schon mal ausprobiert?): Man wird Euch wohl kaum in eine Schleuse lassen, und zum Umtragen dürfte es dann wiederum zu schwer sein.

Schreib doch erst mal, was für Erfahrungen im Wassersport Ihr habt? Segler? Paddler? Bootsführerscheine?

Klaus

KlausB
19.09.2006, 15:43
und hier ist noch ein Link zu einer Seite von einem, der auszog, die Donau ebenfalls mit einem recht kleinen Boot zu erobern:

http://www.helmuth-hinterndorfer.com/


Klaus

KlausB
19.09.2006, 15:45
Doris vom blauen Forum hats auch schon gemacht:

http://www.beluga-on-tour.de/

Klaus

HaraldGesser
19.09.2006, 15:59
Alle Achtung, da habt Ihr Euch ja etwas vorgenommen.

Die von Euch angepeilte Strecke ist ja immerhin über zweitausend Kilometer lang.
Wie schnell, glaubt Ihr, werdet Ihr unterwegs sein?
Bei sechs Stunden reiner Fahrt pro Tag und 8Km/h über Grund werdet Ihr rund anderthalb Monate unterwegs sein. Solltet Ihr segeln wollen, und so sieht es ja aus, vielleicht auch etwas länger.
Der Wind kommt ja nicht immer von da, wo man ihn braucht und das Boot sieht aus, als könnte es erst mit Wind aus mindestens 90 Grad etwas anfangen. Aber das ist eine Vermutung.
Länger als sechs Stunden reine Fahrtzeit einzuplanen halte ich für verwegen, der Rumpf sieht nicht aus, als würde er die Wellen sanft schneiden, eher ist man nach dieser Zeit schon ordentlich durchkeklopft.

Wenn Ihr Anfang Oktober losfahrt und ein paar Ruhe- und Besichtigungstage einrechnet könntet Ihr gegen Ende November/Anfang Dezember am Schwarzen Meer eintreffen.

Denn mitrechnen solltet Ihr die längeren Pausen um Euch aufzuwärmen. Der Winter beginnt in Ungarn, mehr noch in Bulgarien, früher als Hierzulande und ist auch erheblich strenger, meist ist die Donau wegen Treibeis dort aber erst im Januar/Februar nicht mehr befahrbar.
Ich bin bei solchen Temperaturen schon gesegelt, allerdings waren die Schiffe zehn Meter länger und hatten komfortable Kajüten in denen man sich wieder aufwärmen und die Kleider trocknen konnte. Zweitausend Kilometer in einer solchen Nußschale bei "Sauwetter", da könnt Ihr hinterher ein Buch schreiben.

Habt Ihr das Boot bei richtigem Wellengang schon einmal ausprobiert? Wie stabil ist es dann?
Wie und wohin verpackt Ihr die gesamte Ausrüstung, damit sie bei einer Kenterung nicht nass wird?
Bedenkt, daß der Motor nach einer Kenterung zum Fahren erstmal nicht mehr taugt, erstmal muss er in eine Werkstatt. Ob man die in Bulgarien findet weiß ich nicht.
Vorausgesetzt Boot mit Motor und Gepäck haben gekentert noch genügend Auftrieb, sonst erübrigt sich das.

Seid Ihr wirklich sicher, daß Ihr das richtige Fahrzeug und vor allem die richtige Zeit gewählt habt? Es macht schon einen erheblichen Unterschied, ob das Wasser zwanzig Grad oder fünf Grad hat. Denn nass wird man bestimmt.


Grüße

Harald

DieterM
19.09.2006, 17:51
Hallo,

anders als Dieter bin ich der Meinung, dass das grundsätzlich machbar ist. Jedes Jahr fahren Hunderte von Paddlern bei der TID, der Tour International Danubien, mit. Deren Boote sind kleiner als Euer Segelboot. Ist also machbar...

www.tid.at

...

Klaus

Hmmm, diese TID, da sind doch die Paddler aber nicht 2 000kkm unterwegs, oder? Auf der Strecke wo sie unterwegs sind fährt sicher ein WOMO oder Gepäckwagen nebenher auf der Straße und hat alles Geraffel dabei was dann für die Übernachtung gebraucht wird.

Unsere beiden Freunde haben sicher keinen Paralelltransport vom Gepäck anLand oder wird das hier vorausgesetzt ohne es zu erwähnen?

Die Beluga-Touren sind bekannt, auch die Binnenlangstrecken-Fahrten von Weltumsegler Rollo Gebhard, aber schau Dir mal an was für respektable Dampfer die unter dem Hosenboden haben. Die beiden wollen doch hier mit einer Nußschale los, wo wohl ein Ausleger zur Kentersicherung angebracht werden soll, aber es bleibt eine Nußschale die sich höchsten für kurze Strecken eignet.

Die Sille ist übrigens nicht nur an der Donau ein klassisches Flußfahrzeug und ehemaliges Fischereifahrzeug, das findet man in ganz Europa in ähnlicher Bauweise. Mit sowas kann man auch lange Strecken auf der Donau zurücklegen und auch gleichzeitig sicher bei Wellengang etliches an Gepäck anBord haben. Auch ohne Motor kann man die Sille über weite Strecken sicher rudern.

Das Ziel ist nicht das Problem, das Böttle das sie sich da ausgesucht haben um die Tour zu realisieren ist das Problem. Schon mit einer Sille mit - http://de.wikipedia.org/wiki/Zille_%28Schiff%29 - Motor und Rudern könnten sie die Tour antreten!:gruebel:

HaraldGesser
19.09.2006, 18:35
Hmmm, diese TID, da sind doch die Paddler aber nicht 2 000kkm unterwegs, oder?

Hallo Dieter,


ein Zitat aus der HP der TID-Paddler:

"Die Tour beginnt in Ingolstadt in Deutschland. Der Start fällt auf den letzten Sonntag im Juni. Das Ziel befindet sich in Silistra in Bulgarien und wird am letzten Samstag im August, also nach 65 Tagen erreicht...
...Manche Langstreckenfahrer sind Zeitkapitalisten wie Pensionisten, Lehrer oder Studenten, die die gesamte Strecke von Ingolstadt bis Silistra in einem Sommer bewältigen können. Andere, gewöhnlich Sterbliche, sammeln in mehreren aufeinander folgenden Jahren TID Teilstrecken."

Bei der Tour sind elf Ruhetage eingerechnet, bleiben noch 54.

Zwar bewegen sich die Paddler nur mit Muskelkraft vorwärts, so sehr viel schneller wird man mit einem solchen Boot aber auch nicht sein.

Zumal die Paddler die langen Sommertage haben, es hier aber Spätherbssttage mit wahrscheinlich schon empfindlich kühler bis richtig kalter Witterung sein sollen.
Dann viele Stunden am Tag nahezu bewegungslos in einem solchen Boot zu sitzen, und das rund einen Monat lang?

Ich sehe in erster Linie das Wetter als das Problem, bei sommerlichen Temperaturen mit Badehose könnte ich mir das eher vorstellen.

Aber vielleicht bin ich ja ein Weichei...



Grüße

Harald

KlausB
20.09.2006, 09:24
Hallo Dieter,

die Paddler der TID können - wenn sie genügend Zeit haben - die Strecke in einem durchfahren. Das sind dann knapp 2000 km am Stück, natürlich mit ein paar Ruhetagen.

Gepäcktransport gibt es nicht; alles, was man braucht, wird im eigenen Boot mitgenommen, sogar Schlafsack und Zelt. Organisiert ist nur der Zeltplatz für die Nacht und das gemeinsame Abendessen. Darüber hinaus bietet diese Fahrt auch größere Sicherheit in Bezug auf Behördenformalitäten, Kriminalität usw. als wenn man auf eigene Faust unterwegs ist. Weiterer Vorteil: Zum teil gibt es sogar Extra-Schleusungen für die Paddler.

Im Boot von Dragoon sehe ich nicht das grösste Problem. Sicher sollte man es mal auf der Donau, bei Wellen der Großschiffahrt und mit Gepäck, ausprobieren, ich bin aber bei einem 4,70 m - Segelboot recht zuversichtlich, dass es das aushält, wenn man vorsichtig ist. Ich paddle ja auch häufiger auf Inn und Donau, es ist erstaunlich, wie gut die schmalen Boote mit den Wellen fertig werden.

Problematischer ist, wie Du schon sagst, das Wetter. Man muss nämlich damit rechnen, nass zu werden, und das geht zwar im Moment noch, aber in ein paar Wochen wird es schon empfindlich kalt. Da würde ich dann schon einen dicken Neoprenanzug empfehlen. Aber auch dieses Problem ist lösbar. Immerhin sind auch schon Leute mit dem Faltboot durch die Magellan-Straße gepaddelt, bei Minus-Graden und Windstärke 5-6.

Worauf es ankommt: Die Sache ernst zu nehmen. Eine solche Tour ist im Suff schnell beschlossen, und auf gehts! Das geht natürlich nicht! Die Tour muss ernsthaft geplant sein, was Boot und Ausrüstung angeht. Und die Teilnehmer sollten wissen, worauf sie sich einlassen, entsprechende Wassersporterfahrung haben, sich auf kleineren Reisen vorbereitet haben.

Ob dies bei Dragoon der Fall ist? Wir wissen es nicht, weil die gelieferten Infos recht dürftig sind. Wenn er aber hier nach Erfahrungsberichten fragt, gehe ich davon aus, dass seine bisherige Vorbereitung eher dürftig war...

Für diesen Fall würde ich einen anderen Fluss für den Anfang vorschlagen. Eventuell auch eine andere Jahreszeit.

Aber grundsätzlich wäre es machbar...

Lieber Dragoon, wenn Du das wirklich durchziehst, sag Bescheid. Eventuell begleite ich Dich mit dem Schlauchboot auf der ersten Etappe (dann kann ich Euch auch rausziehen, wenn es schiefgeht).

Klaus