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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausrüstungspflicht / Sicherheitsausrüstung


rotbart
27.04.2007, 14:38
Hi
hier wird immer wieder gefragt was man an Bord haben MUSS und was man braucht, daher hier ein Versuch etwas Ordnung ind die Fragen und Antworten zu bringen :

A) Ausrüstungspflicht die Boote über die wir hier reden (soweit sie nicht gewerblich vermietet werden) sind NICHT AUSRÜSTUNGSPFLICHTIG, das bedeutet die übliche SOLAS konforme Ausrüstung muß nicht an Bord sein.
ABER
einzelne Staaten oder auch Bundesländer legen in IHREM Hoheitsgebiet u.U. Mindestausrüstungen fest. Auch bei Binnengewässern mit mehreren Anreinerstaaten kann eine generelle Regelung festgelegt werden .

B) Sicherheitsausrüstung ist hierbei eigentlich das falsche Wort, denn Fender, Leinen, Bootshaken, Anker etc. etc. sind normale Ausrüstungsgegenstände, die eigentlich zum Boot gehören, je nach Grösse und Fahrtgebiet, es ist also Bootsausrüstung.

Auch die echten Sicherheitsausrüstungen kann man in Kategorien einteilen :
1) Persönlich Sicherheitsausrüstung
Hierzu zählt die Rettungsweste unbedingt mit einem Signalgerät versehen, (Trillerpfeife, Signalspiegel, u.U. Signalgeber, Notsender je nach Fahrtgebiet), das Lifebelt (sicher nicht auf kleinen Schlauchbooten anwendbar), also alles was man "am Mann/Frau" trägt.

2) Mittel zur Alarmierung also alle die Dinge die man benutzen kann um andere aufmerksam zu machen und Hilfe zu holfen, dazü gehören in aller erster Linie :

Funkgeräte ( GMDSS)
pyrotechnische Signaleinrichtungen (Fackeln, Raketen,Rauchkerzen)
Schallsignale
Flaggensignale (NC)
bei kleinen Entfernungen auch beidarmiges Winken (sog. "lahme Mücke")

3) Mittel zur Vorbeugung/Selbsthilfe also die Dinge, die man an Bord hat als Ausrüstung um größere Probleme zu verhindern, diese Liste ist nun schier endlos, beginnt mit dem Rettungsring und Feuerlöscher, dem Quickstop, den Lenzpumpen und endet vielleicht mit dem Treibanker.

Die Frage was ist sinnvoll wird von der Bootsgrösse und dem Fahrtgebiet abhängen (und natürlich auch den vorgegebenen Regeln) man sollte daher besser fragen: was ist unverzichtbar ?

Meiner Meinung nach unverzichtbar sind (a) RETTUNGSwesten, zumindest mit Trillerpfeife und u.U. Nachtlicht etc. (wenn man denn Nachts unterwegs ist) und (b) pyrotechnische Signale .
Ich kann verstehen, wenn der Skipper eines 3,80 Schlauchis nicht auch noch eine Kal. 4 Pistole kaufen will, aber dann bitte eine Mindestausstattung an Raketen, Fackel, Rauchtöpfe etc, aber richtige, die Nico Dinger sind nun wirklich kein Ersatz.
Flaggensignale könnt ihr (mangels Mast) sowieso nicht setzen, Funkgeräte sind dann wohl nur was für größere Boote (Platz / Strom) und EPIRB an der HR Küste halte ich für einen Aprilscherz.

Bleibt das große Gebiet (c) Vorbeugung : sinnvollerweise ein Feuerlöscher (heute ja auch vielfach Pflicht) wenn es einen Motor gibt. Ein Rettungsring ist natürlich auch gut, aber nicht lebensnotwendig wenn der/die POB eine Rettungsweste trägt (trotzdem ist er oft Pflicht)

und nun spiele ich mal den Advokatus Diabolus : Alles andere , ja sogar der Anker hängen vom Platz, dem Fahrtgebiet, Eurem eigenen Verantwortungsgefühl für Euch und Eure Mifahrer/Familie ab und natürlich davon wie gut Ihr versichert seit:ka5: :ka5:
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Das ALLERWICHTIGSTE aber ist Gegenmaßnahmen zu üben :
Wer hier hat schon mal mit einem MOB von 70+ kg MOB geübt, wer hat schon mal eine Rakete / Rauchfackel benutzt / wer hat schon einmal mit einem Feuerlöscher ein Feuer bekämpft ????

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Nun werden sich einige wundern warum ich nichts über Navigation und Seekarten gesagt habe :

ist auf einem 3,80m Schlauchi eine echte Papierkarte wohl etwas umbequem
muß man damit umgehen können
die meisten fahren sowieso nur nach GPS
==> eine Ersatzbatterie für das GPS wäre wichtig :ka5:

und solange Ihr nicht ausrüstungspflichtig seid - ist ja alles OK (juristisch)
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Nun weis ich das mir einige erklären ich hätte das wichtigste vergessen, aber sei's drum - wenn sich eine Diskussion ergibt kann man später ja mal eine Empfehlungsliste aufstellen.

Markus[LB]
27.04.2007, 16:39
Sehr gut geschrieben @rotbart,

nur in einem Punkt stimme ich nicht überein: "pyrotechnische Signale", also ich mach mich in einem 3m Schlauchboot nicht lächerlich und schieße irgendwelche Raketen in den Himmel... da zück ich lieber das Handy und hole so Hilfe von Land! :futschlac :lachen78: :futschlac

Außerdem so eine Rakete kann ein Schlauchboot vielleicht sogar versenken... (Treffer!) :chapeau:

Ob die Rettungsweste eine Trillerpfeife hat (haben die ja meist) oder nicht, ist eigentlich auch egal... irgendwie kommt man sich doch lächerlich vor, mit so einer Pfeife im Mund (als erwachsener Mensch) und man weiss sowieso, die Pfeife hört man sowieso nicht weit. Für manche mag allerdings so eine Pfeife eine beruhigende Wirkung haben.
Ich habe noch nirgends gelesen:"Schiffsbrüchiger wurde dank Trillerpfeife gefunden!" :lachen78: :futschlac :lachen78:

Zur Navigationsausrüstung: Kennt man das Revier nicht, schaut man vor Fahrtantritt schon mal in eine Seekarte und schaut mal, ob es viele Unterwasserhindernisse gibt. Kennt man das Revier, dann kann man sich sowieso anhand des Festlandes sehr gut orientieren. Da ich die Küste sowieso immer in Sichtweite habe, brauche ich das GPS nur um zu wissen, wie schnell ich bin (sollte es doch mal überraschend neblig werden, dann find ich auch noch Land...).

Wer einen Feuerlöscher an Bord hat, sollte den natürlich bedienen können. Wenn man "falsch" löscht, dann ist das Pulver weg, bevor das Feuer aus ist. Das ist richtig... vor allem Öl- oder Benzinbrände sollte man an Bord eines Bootes löschen können, das sind denke ich die gefährlichsten.

Gruß Markus

Berny
27.04.2007, 18:02
Das mit den pyrotechnischen Signalen ist gar nicht so ohne:
Beispiel: mit deinem Motor ist was, du bist etwas von der Küste entfernt, eine Strömung treibt dich Richtung Meer.

Viele viele Boote fahren herum, aber alle zu weit weg, dass sie dein Winken wahrnehmen können.

Das von dir so lächerlich gemachte Teil ist nicht größer als 2 AA-Batterien, irgendwo wasserdicht im Rucksack verstaut, herausgerissen und die rote Patrone abgeschossen.

Was soll da so lächerlich sein ?

Siehe auch da:
http://www.compass24.de/cgi-bin/abnetshop.pl?ARTNR=275008
http://www.awn-shop.de/Signalgeber_150-M_-_Clip/0200260/produktdetails.html

thball
27.04.2007, 18:31
']Sehr gut geschrieben @rotbart,

nur in einem Punkt stimme ich nicht überein: "pyrotechnische Signale", also ich mach mich in einem 3m Schlauchboot nicht lächerlich und schieße irgendwelche Raketen in den Himmel... da zück ich lieber das Handy und hole so Hilfe von Land! :futschlac :lachen78: :futschlac

Außerdem so eine Rakete kann ein Schlauchboot vielleicht sogar versenken... (Treffer!) :chapeau:


Hallo Markus,

Berny hat vollkommen recht. Was soll an Pyrotechnik lächerlich sein? Es gibt wenig sinnvolleres. Mich wundert es immer, dass es so wenig verwendet wird in Notlagen obwohl es doch die einzige Möglichkeit ist, Hilfe aus unmittelbarer Nähe anzufordern.

War schon öfters in der Nähe von Unglücksfällen (Segler über Bord, 2x sogar mit Todesfolge). War die zweimal nicht mehr als 2-5 km weg. Habe von beiden Fällen erst Tage drauf in der Zeitung gelesen. Und wieso? Weil niemand Rot geschossen hat. Will zwar nicht behaupten, dass dadurch jemand gerettet hätte werden können, aber geholfen hätte ich mit Sicherheit wenn ich ein Notsignal gesehen hätte.

Wenn Du Angst um Dein Boot hast nimm ein Nico-Signal, da versenkst Du Dein Boot garantiert nicht (funktioniert nur vertikal)! :lachen78:

thball
27.04.2007, 18:37
wer hat schon mal eine Rakete / Rauchfackel benutzt / wer hat schon einmal mit einem Feuerlöscher ein Feuer bekämpft ????


Hallo Roland,

ich weiß ja, dass Du nichts von den Nico-Signalen hältst und gegen eine Fallschirmrakete mit 300m Steighöhe können sie auch nicht anstinken, aber besser als nichts allerweil und in direkter Küstennähe (mit viel Verkehr) m.E. auch ausreichend.

Aber dass hier jemand ehrlich diese Frage beantwortet erwarte mal lieber nicht - man darf die Dinger nicht einmal zu Sylvester abschießen! :lachen78:

attorney
27.04.2007, 21:15
Hi,

ich kann Rotbart nur zustimmen.

ergänzen würde ich noch: Ersatzschraube mit Splint, Signalhupe und ein Bootsmesser.

Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich im Leukermeer, auf der Mosel, auf dem Attersee oder in Küstenregionen unterwegs bin.

Ich finde nichts der genannten Sicherheitsausrüstung lächerlich und ich hatte alles in meinem 3,30m Schlauchboot dabei, als wir im südfranzösischen Mittelmeer umherschipperten. Hat zwar viele Diskussionen mit meiner Frau gegeben, weil sie das ganze Gerödel eben auf anderen Sportbooten nicht gesehen hatte und es sehr eng im Boot war. aber ein unvorhergesehener Wetterumschwung oder ein Motorausfall ist auf dem Boot was anderes als im Auto.

Es wäre mal eine Anregung, sich auf einem Forumstreffen einen halben Tag Zeit zu nehmen und gewisse Sachen wie MOB, sicheres Ankern, praxisnah gemeinsam zu üben. Im wirklichen Notfall kommt, - wenn man gewisse Sachen nicht einigermaßen beherrscht, schnell Panik auf, die die Sitiation dann noch erheblich verschlimmert. Man muss ja nicht gerade ein Feuer legen oder Raketen zu Übungszwecken abschiessen

Viele fahren mit der Einstellung - "wird schon nichts passieren" unbekümmert durch die Gegend. Ich selber kenne viele Maßnahmen nur von der Theorie anlässlich meiner Prüfungsvorbereitungen zu den Scheinen.

Einen Rettungsring mit dem Bootshgaken beim MOB-Manöver im Hafen aufzufischen oder einen erwachsenen Mann bei Seegang wieder ins Boot zu buxieren sind Unterschiede wie Tag und Nacht.

Oder plötzlicher dichter Seenebel auf der Ostsee oder auch Bodensee und das GPS findet vor lauter Suppe keinen Sateliten mehr ! Ich möchte mal wissen, wer dann noch der Situation gewachsen ist ?

Wenn man nicht nur Baggersee, Lahn und kleine Flüsschen befährt, muss man im eigenen Interess und der seiner Passagiere zumindest den Notlagen ausrüstungsmäßig und vom Handling her gewachsen sein, die nicht so ungewöhnlich sind. Da ist es doch letztendlich Wurscht, ob es Verordnungen oder Gesetze gibt, die mir diese Selbstverständlichkeit vorschreiben.
Im Haftungsfalle fällt es ohnehin unter die Norm der seemännischen Sorgfaltspflicht.

Gruß
Rainer

Dani
27.04.2007, 21:34
'](..) also ich mach mich in einem 3m Schlauchboot nicht lächerlich und schieße irgendwelche Raketen in den Himmel... da zück ich lieber das Handy und hole so Hilfe von Land! :futschlac :lachen78: :futschlac

Ob die Rettungsweste eine Trillerpfeife hat (haben die ja meist) oder nicht, ist eigentlich auch egal... irgendwie kommt man sich doch lächerlich vor, mit so einer Pfeife im Mund (als erwachsener Mensch)
Mensch Markus (*g*) - du sollst nicht gut ausschau'n sondern, wenns pressiert, gerettet werden. Den Vorredner/schreiber kann ich, der viel weniger Erfahrung hat, nur beipflichten :chapeau:
Wenn du in Not bist, isses sch..egal ob du im 3-Meterboot mit der Leuchtknarre doof ausschaust - am wenigsten interessierts dich im Notfall selber.

Ujevic
27.04.2007, 22:54
Zeit...nehmen und gewisse Sachen wie MOB, sicheres Ankern, praxisnah gemeinsam...üben. Klasse Idee.
:chapeau:

rotbart
27.04.2007, 23:04
']Sehr gut geschrieben @rotbart,

nur in einem Punkt stimme ich nicht überein: "pyrotechnische Signale", also ich mach mich in einem 3m Schlauchboot nicht lächerlich und schieße irgendwelche Raketen in den Himmel... da zück ich lieber das Handy und hole so Hilfe von Land! :futschlac :lachen78: :futschlac
So Du dann Verbindung hast, das handy geladen und nicht nass ist und Du die Nummer der Hilfe kennst und perfekt ausländisch redest mag das ja OK sein:smileys5_ :smileys5_


Ob die Rettungsweste eine Trillerpfeife hat (haben die ja meist) oder nicht, ist eigentlich auch egal... irgendwie kommt man sich doch lächerlich vor, mit so einer Pfeife im Mund (als erwachsener Mensch) und man weiss sowieso, die Pfeife hört man sowieso nicht weit. .................
Ich habe noch nirgends gelesen:"Schiffsbrüchiger wurde dank Trillerpfeife gefunden!" :lachen78: :futschlac :lachen78:
Das ist leider FALSCH eine Trillerpfeife trägt wesentlich weiter als eine Stimme und ob das lächerlich ist , dürfte im Ernstfall unerheblich sein:cognemur: Weiter hast Du leider Unrecht, in etlichen Fällen kann man die Hilfe der Trillerpfeife (Bootsmannspfeife) nachlesen, ein Schallsignal am Mann ist u.U. lebensrettend - kostet nix und Du must damit ja kein Hochzeitsphoto machen.

rotbart
27.04.2007, 23:07
Zitat von attorney
Zeit...nehmen und gewisse Sachen wie MOB, sicheres Ankern, praxisnah gemeinsam...üben.Klasse Idee.
:chapeau:

Möglich , aber leider beim letzten Versuch auf unfruchtbaren Boden gefallen:cognemur: