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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Maximale Leistung bei Schlauchbooten – Übermotorisierung


Fastroller
14.09.2007, 14:33
Hallo nur mal eine theoretische Frage:
Mein Fastroller 340 FR Acti-V mit Luftboden darf laut Herstellerangaben mit maximal 15PS betrieben werden. Wären 20PS bei optimalen Bedingungen machbar (ich rede nicht von verantwortbar).
Hat jemand schon Erfahrung mit Übermotorisierung gemacht? :ka5:

Mille
14.09.2007, 17:51
Hallo,

Naja anscheinend bin ich der einzige "Verrückte" hier der sein Schlauchboot schon übermotorisiert hat... :cognemur:
Hab ein MMA 270 (2.7m lang 40kg mit festrumpf) statt den erlaubten 6 PS mit 15 PS ausgestattet, (aber nur weil ich keinen anderen motor auf die schnelle auftreiben konnte) war aber jedpch nur für 3 wochn...
Aber Probleme sind keine aufgetreten auch jetzt nicht im nachhinein!
Da die Boote eigendlich eh sicherheitshalber stärker berechnet sind für den fall der fälle!
Ich würde sagen von 15 auf 20 PS kein Problem nur nicht aus dem stand vollgasgeben! und zärtlich mit dem gashahn spielen! ansonsten spricht meiner meinung nach nichts dagegn! :biere:
Aber wart noch ne andere meinung ab!!!! :chapeau:

MfG Mille

Fujak
14.09.2007, 20:39
Technisch gesehen ist es sicherlich nicht kritisch, wohl aber versicherungstechnisch. Ich hatte dies auch mal überlegt. Meine Haftpflichtversicherung (Bavaria-Versicherungen) sagte mir aber klipp und klar, dass damit der Versicherungsschutz erlischt, es sei denn ich lasse mir speziell für dieses Boot eine neue Konformitätserklärung (vergleichbar mit der ABE fürs KFZ) vom Bootshersteller ausstellen, die eine Übermotorisierung für dieses Boot bescheinigt.
Wenn Du in einen Unfall (egal ob schuldhaft oder unschuldig) verwickelt wirst, kann dies neben der Weigerung der Versicherung auf Schadenskompensation darüberhinaus auch straf- und zivilrechtliche Folgen haben.
Summa summarum: ich würde es nicht riskieren.

Markus[LB]
15.09.2007, 11:40
Hallo,

also ich habe Bekannte, die schonmal ein Boot das auf 6 PS ausgelegt war mit 15 PS motorisierten, die Kinder wollten schneller... aufgrund einer unvorsichtigen Bedienweise des Gashebels und kleiner Wellen überschlug sich dann das Boot. Passiert ist niemandem was, nur eben der Motor war falsch herum im Wasser gelandet, was nicht gerade das allerbeste für ihn ist!

Weitere Bedenken habe ich, ob der Spiegel der Kraft standhält die auf ihn mehr ausgeübt wird... Kurzeitig sicher schon aber auch langfristig? Wie sieht es mit Vibrationen aus? Ist das Boot noch gut steuerbar mit mehr Leistung?
Bekannt ist, dass ab einer gewissen Motorsisierung die Steuerbarkeit des Bootes erheblich leidet! Alles offene Fragen.

Gut ich muss zugeben, wenn all das das einzige wäre, was gegen eine Übermotorisierung sprechen würde, dann wäre das mir egal. Allergrößtes Problem ist der Verlust des Versicherungsschutzes...

Gruß Markus

PS: Kaum ein Hersteller wird bereit sein und sagen: "Hey das von uns produzierte Boot hält auch 20 oder 100 PS, auch wenn wir es verkaufen als eines, das nur 15 PS aushält.... klar das gebe ich schriftlich!"
Die Boote sind eben auf eine Leistung X ausgelegt, da zieht man einen Sicherheitsfaktor Y ab und bekommt dann Leistung Z mit der man das Boot maximal motorisieren darf.

Andreas Blatt
15.09.2007, 11:55
Schau mal bei video.google.de rein und gib folgenden Begriff ein:
Super Skua - Chippo Lakes.
Da siehst Du mal was Übermotorisierung heißt und wie gut so ein Boot dann steuerbar ist. Sieht spektakulär aus - aber ich möchte da nicht drin sitzen.:stupid:
Gruß
Andreas

Fujak
15.09.2007, 12:47
Hi Andreas,

Super-Link. Mein Favorit ist ja dieses hier: http://www.youtube.com/watch?v=7-H4DCUx9QY :lachen78:
Da fehlt es offensichtlich nicht nur bei Boot und Motor an einer gescheiten Trimmung...:gruebel:

@Fastroller: ich hoffe nicht, dass Dich das auf den Geschmack bringt.:zwinkern:

Gruß Fujak

blackmolly
15.09.2007, 16:51
Ich würde auch nicht übermotorisieren, wenn ich nicht gerade Bootsbauer wäre oder so und die Kräfte genau abschätzen könnte. Dein Schiff ist ja ein Luftbodenschiff. Ich meine, die wären sowieso ziemlich ausgereizt.

Aber davon abgesehen - hier wird viel davon gesprochen, daß das verboten wäre. Zumindest für Deutschland möchte ich das nicht glauben. Wenn ich für mein Teil eine Nummer oder ein Flaggenzertifikat kriege, darf ich natürlich fahren. Daß ich nicht versichert bis, ist klar. Aber das muß ja keiner im Inland.
Must hast jeden Schaden, den du verursachst, selber zahlen. Ist natürlich blöd. Aber legal ist es.

Gruß Jörg

Markus[LB]
15.09.2007, 20:59
Hallo Jörg,

die Frage nach den Kräften kann ich beantworten... in dem Fall nicht quantitativ, aber durchaus qualitätiv.

Stellen wir uns vereinfacht den Spiegel vor, an den der Motor geschraubt ist. Alles ziemlich einfach, uns geht es ja ausschließlich darum zu beurteilen, was wird geschehen, wenn wir die Motorisierung ändern.

Hier haben wir das Bild, wie das so aussieht, wenn der Spiegel mit der Last belastet wird, auf die er ausgelegt ist:
http://home.arcor.de/mkisch/boot/3.JPG

Auf die Frage, was passiert, wenn ich 25 % mehr belaste, als vorher:
http://home.arcor.de/mkisch/boot/2.JPG

Wir sehen, die Kräfte nehmen entsprechend zu, was ich bedenklich finde, ist daß auch an den unteren Ecken die Kräfte deutlich zunehmen, da wir hier die Schwachstelle Klebenaht haben. Lasst Euch von den Farben nicht täuschen, Rot ist einfach meine Annahme, was den Spiegel überlastet, da kann aber die Klebenaht schon längst versagt sein.

Wenn wir nur den Spiegel um 100 % überlasten, dann sieht das Bild so aus:
http://home.arcor.de/mkisch/boot/1.JPG

Beeindruckend nicht?
Und das ist nur eine statische Analyse, wenn wir davon ausgehen, daß die Schläge die auf den Spiegel einwirken mit steigender Geschwindigkeit sich in der Intensitivität quadratisch auswirken, gehe ich davon aus, daß man mit "nur" 5 PS mehr als erlaubt die Lebenserwartung des Bootes drastisch senkt!

Gruß Markus

PS: Anders sieht es beim Festrumpf aus und da kann man ja auch mit Leichtigkeit noch etwas verstärken...

blackmolly
15.09.2007, 21:29
Hallo Markus,

finde ich sehr interessant. Aus der Praxis noch einige Anmerkungen.

Ich habe mal ein Schlauchboot überlastet. Der Motor war zwar ok, aber drinnen saßen mehrere sehr gewachsene!!! Personen. Ich denke, daß macht für die Kräfte keinen so großen Unterschied. Der Spiegel ist zuerst OBEN angelöst worden, nicht unten. Unten ist er ja dreiseitig verklebt, das hält recht gut. Überhaupt haben zuerst die Schrauben nachgegeben, mit denen der Spiegel an den "Gummiklebteilen" fixiert war, die am Schlauch seitlich kleben.

Die Luftbodenboote haben noch ein zweites Problem: die können insgesamt wegknicken. Da die Schraube unter dem Boot "drückt", hat sie das Bestreben, den Motor schräg zu stellen. Deswegen steigt ja auch der Bug. Bei stark motorisierten Luftbodenbooten passiert dann etwas anderes: Das Boot wird verbogen, Bug und Heck bleiben unten, die Mitte verbiegt sich nach oben.

Gruß Jörg

Markus[LB]
15.09.2007, 22:31
finde ich sehr interessant. Aus der Praxis noch einige Anmerkungen.

Ich habe mal ein Schlauchboot überlastet. Der Motor war zwar ok, aber drinnen saßen mehrere sehr gewachsene!!! Personen. Ich denke, daß macht für die Kräfte keinen so großen Unterschied. Der Spiegel ist zuerst OBEN angelöst worden, nicht unten. Unten ist er ja dreiseitig verklebt, das hält recht gut. Überhaupt haben zuerst die Schrauben nachgegeben, mit denen der Spiegel an den "Gummiklebteilen" fixiert war, die am Schlauch seitlich kleben.

Die Luftbodenboote haben noch ein zweites Problem: die können insgesamt wegknicken. Da die Schraube unter dem Boot "drückt", hat sie das Bestreben, den Motor schräg zu stellen. Deswegen steigt ja auch der Bug. Bei stark motorisierten Luftbodenbooten passiert dann etwas anderes: Das Boot wird verbogen, Bug und Heck bleiben unten, die Mitte verbiegt sich nach oben.


Hallo Jörg,

mit ist auch schon ein Schlauchboot auseinander gefallen... und das bei einer Motorisierung von 5 PS (zugelassen 15PS). Das Boot wurde sicher nie überlastet, aber der Spiegel löste sich komplett aus dem Gummi und der Gummi vom PVC. Da war das Boot gerade einmal 10 Jahre jung und auch noch selten bewegt (4 Wochen im Jahr). Warum das passierte, keine Ahnung!

Den Effekt, daß sich ein Schlauchboot verbiegt hat man auch mit den Holzeinlegeböden, das habe ich schon mehrfach festgestellt. Vor allem dann wenn man wie ein wilder durch die Wellen rauscht. Im Gegensatz zu einem Festrumpf drückt es den Bug beim Schlauchboot eher weniger unter Wasser, die Wellen üben aber am Bug einen hohe Druck aus und ich vermute alleine schon die Masseträgheit führt dazu, daß das Boot in der Mitte richtig schön durchgebogen wird. Warum bei meinem Boot allerdings die Bodenplatte, die am nächsten zum Spiegel ist schon Überlastungsrisse bekommt verstehe ich nicht ganz, vielleicht durch die Aluprofile an der Seite, die irgendwo die Energie abbauen müssen und eben bis in etwa zur Mitte dieser Bretter geht.
Das Boot ist zugelassen für 15 PS und da hängen eben 15 PS dran. Von einer schonenden Fahrweise halte ich nichts, ich kaufe dann lieber öfter ein neues Boot... was solls :lachen78: :futschlac :lachen78:

Diese Effekte so geschwind einmal durchzurechnen ist nicht möglich. Alle Effekte die sich aus dem Unterströmen des Wassers ergeben sind sehr schwer zu errechnen, bei einem Rumpf mit wenig Steifigkeit sowieso ein Problem. Dadruch daß wir in einem mit Druck beaufschlagtem Körper unterwegs sind, ergeben sich die tollsten Sachen, wo der Wasserdruck stark wirken kann, gibt das Material nach und "beult" dafür an anderer Stelle mit niedrigem Wasserdruck aus.

Aus diesem Grund habe ich nur das Beispiel für den Spiegel gebracht, die Kräftelinien muss man aber auch in diesem Fall interpretieren. Wie man sehen kann treten die Kräfte vor allem an der Verkebung auf, dort wo diese am schwächsten ist, gibt sie dann auch nach. Die Kräfte in der Mitte des Spiegels sind wahrscheinlich nicht so gravierend, wobei wenn man sich einen realen Spiegel anschaut ist dieser auch in diesem Bereich verstärkt und man kann davon ausgehen, daß er an dieser Stelle vermutlich hält. Wenn nicht müsste er neben der Motorbefestigung brechen...
Man hat eben immer das Problem, daß das Boot nur so stabil ist wie seine schwächste Stelle...

Gruß Markus

PS: Ich werde vermutlich noch nach einer Lösung für mein hinterstes Bodenbrett suchen, die die Kräfte optimal verteilt. Das werde ich durchrechnen und falls Interesse besteht auch gerne weiter mitteilen... bei einem Luftboden wird die Lösung allerdings nichts bringen...

Markus[LB]
16.09.2007, 01:26
Der Spiegel ist zuerst OBEN angelöst worden, nicht unten.


Hallo Jörg,

spaßeshalber habe ich noch eine Frequenzanalyse gemacht... die zeigt eindeutig, daß die Frequenz oben am Spiegel mehr Einfluss hat, als unten... war aber zu erwarten... Hebelarm sei Dank!

http://home.arcor.de/mkisch/boot/4.JPG

Nicht dass jetzt alle beunruhigt sind, das Bild zeigt den Spiegel, wenn er total überlastet ist. Also da müsste dann schon ein Schaden am Getriebe oder eine Schraube mit Unwucht dafür sorgen, daß der Motor "hüpft".
Ich denke ich baue mir ein Modell, um einmal zuermitteln, wie ich mein Boot stabiler bekomme, wenn ich mir das unter dem Gesichtspunkt anschaue, dann ist es durchaus möglich die Stellen, die mehr Stabilität brauchen zu verstärken.

Gruß Markus