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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Länge läuft????


Alf2T
07.11.2007, 12:29
Hallo Bootsfreunde, Physiker, Praktiker usw....!

Hätte da eine Frage, weil ich es immer wieder in den verschiedensten Postings lese.

Der Ausdruck: "Länge läuft! ist mir ein Begriff!
(und ich bin sogar in der Lage die Rumpfgeschwindigkeit eines Verdrängers auszurechnen, wobei ich mich auf die bekannten Formeln verlassen muß)

Allerdings wundere ich mich immer wieder über diese Aussage, wenn von Schlauchbooten die Rede ist.

Wenn bei Schlauchbooten über Geschwindigkeit bzw. max. Höchstgeschwindigkeit die Rede ist, darf ich wohl davon ausgehen, dass wir von Gleitfahrt sprechen?

Und wenn hier von Gleitfahrt gesprochen wird, wundert mich der Ausdruck "Länge läuft!" immer wieder.

Mir ist schon klar, dass ein längeres (Gleit-)boot ruhiger oder sicherer laufen mag - aber warum (physikalisch erklärt) soll es schneller sein??

Konkretes Beispiel: Schlauchboot mit 15 PS AB
Da wurde in einem Thread gesagt, dass ein längers Boot mit zum Beispiel 420cm schneller als ein 360cm Boot (mit gleichem Motor) sein sollte.
(die benetzte Fläche dürfte beim längeren Boot wohl grösser sein - oder wirkt sich hier der Effekt eines "Luftkissens" aus, auf dem das längere Boot dann zu schweben scheint?)

Kann mir das jemand erklären?

Habe ICH hier einen Denkfehler oder irren sich da andere?

Danke für fundierte Aufklärung!

Alex

PS: bin zwar ziemlicher Bootsanfänger aber immer wieder lese ich hier Dinge, die mit meinem bisherigen Wissensstand schwer zu vereinbaren sind.

Chester
07.11.2007, 12:37
Länge läuft in Bezug auf Gleiter ---- ist in Zusammenhang mit Geschwindigkeit Mumpitz.

Aber ein größeres, längeres und damit schwereres Boot liegt natürlich besser in der Welle - also mehr Komfort, das ist meist in Abwandlung der Regel gemeint.

Reinhard

Alf2T
07.11.2007, 12:42
Hallo Reinhard!

Genau so habe ich mir das auch vorgestellt!

Bei Gleitern ist´s vermutlich der Gewinn an Komfort und ggf. an Sicherheit aber nicht an Geschwindigkeit!

Mich wunderten nur immer wieder solche Aussagen, welche in den Antworten dann aber nicht berücksichtigt wurden.

(Bsp. aus einem anderen Thread - auf die Frage ob Suzumar 390 mit 15 PS ausreichend motorisiert sei:
Du weißt ja, dass "Länge läuft", aber mit 4 Personen (ich gehe jetzt mal von 4 Erwachsenen aus) und 15 PS wird es wirklich eng. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist mal .....)

Erklären könnte ich mir nur, dass ein etwas längeres Boot bei gleicher Motorisierung angenehmer in Gleitfahrt übergeht, weil es durch veränderte Hebelverhältnisse weniger "aufsteigt".

lg. Alex

Chester
07.11.2007, 12:47
Sagen wir also besser:

Länge läuft = lässt (manchmal) höhere Geschwindigkeiten zu.

Reinhard

Alf2T
07.11.2007, 12:56
Sagen wir also besser:

Länge läuft = lässt (manchmal) höhere Geschwindigkeiten zu.

Reinhard

Gut formuliert und so würde ich es nach meinem Gefühl auch gelten lassen!

Danke für Deine Antworten!

Alex

Markus[LB]
07.11.2007, 14:07
Länge läuft = lässt (manchmal) höhere Geschwindigkeiten zu.


Hallo Reinhard,

das manchmal kann man auch spezifizieren (jetzt nur für Gleiter).

Also ein größeres Boot mit gleicher Motorisierung wiegt ja in der Regel auch mehr, als ein kleineres Boot. Zusätzlich muss man davon ausgehen, dass das größere Boot auch einen höheren Wiederstand im Wasser erzeugt und auch einen höheren Luftwiderstand hat... soviel zur Theorie.

Die Vorteile eines längeren Bootes: Eigentlich immer weniger Gewicht pro m² Auflagefläche, das ist neben der Motorisierung für einen Gleiter das ziemlich wichtigste... also wenn die Motorisierung grenzwertig ist, kann es vorkommen, dass das längere Boot gerade noch in den Gleitzustand kommt, während das kürzere in seinem eigenen Wellensystem "hängen" bleibt.
Weiterhin erhöht sich durch die Länge des Bootes die "Verdrängergeschwindigkeit" was im Bezug auf Drehmoment und Drehzahl des Motors ein verbessertes Angleitverhalten zur Folge haben kann.

Ein kürzeres Boot (wieder gleiche Motorisierung) hat natürlich den Vorteil, dass es durch sein geringeres Gewicht weiter aus dem Wasser kommen kann und somit weniger Fahrwiederstand hat, wenn es denn im Gleitzustand ist (falls es diesen erreicht). Gleitet das kurze Boot, dann müsste es schneller als das längere sein...

Im längeren Boot hat man meist aber den Vorteil, dass man das Gewicht besser verlagern kann (mehrere Personen an Bord) und kann somit vielleicht den Gewichtsnachteil kompensieren (gegenüber einem kürzeren Boot mit gleicher Personenanzahl).

Gehen wir von welliger See aus, so hat ein längeres Boot natürlich den Vorteil, dass es dann schneller sein kann, weil bei einem kürzeren Boot die Besatzung schon meutert... :lachen78:

Gruß Markus

PS: Länge läuft gilt auch beim Gleiter, allerdings nicht so stark wie beim Verdränger!

Alf2T
07.11.2007, 14:24
']PS: Länge läuft gilt auch beim Gleiter, allerdings nicht so stark wie beim Verdränger!

Also DEN Satz würde ich mich nicht zu unterschreiben getrauen!

Aber genau deshalb habe ich ja hier nach einer Aufklärung gefragt!

Alex

Chester
07.11.2007, 14:43
Puuh Markus - wie kompliziert.

Ab jetzt wird's was für die Theoretiker hier, die sicher gerne Berechnungen zu Wasser und Windwiderstand bzw. Flächen-/Gewichtsverhältnis verschiedener Bootslängen anstellen und mir dann auch erklären, warum bei gleicher Motorisierung - Zitat:
"das längere Boot gerade noch in den Gleitzustand kommt, während das kürzere in seinem eigenen Wellensystem "hängen" bleibt".

Hmmh, gleiche Motorisierung bei einem 4m und einem 6,5m-Boot ist aber auch eh nur theoretisch zu betrachten, oder?

Praktisch wirkt sich Länge besonders aus, wenn ich mit dem Boot nicht jedes Wellental abfahren muss.

Reinhard

Stefan
07.11.2007, 15:10
Hallo zusammen,

wenn ich das richtig verstanden habe, beziehen sich diese Dinge (Länge läuft und Rumpfgeschwindigkeit) ausschließlich auf Verdränger. Ja länger ein Verdränger ist, desto schneller kann er fahren (siehe Flugzeugträger). Die theoretische Rumpfgeschwindigkeit ist die maximal mögliche Fahrt, die eine Verdrängerrumpf durch glattes Wasser erreichen kann.

Udo
07.11.2007, 15:25
Hi Alex,
für mich bedeutet dieser Spruch einfach nur das man mit einem längeren Boot bequemer fahren kann. mehr nicht.
Bei der Rumpfgeschwindigkeit mag das ja zutreffend sein , bei Gleitfahrt macht die Länge bei der Endgeschwindigkeit nichts mehr aus.
Da spielen andere Faktoren eine viel größere Rolle , z.B. der Wasserwiderstand vom Motor oder die Rumpfform.
Häng doch nur mal einen Motor 2-3 cm höher , das bringt gleich 5 km/h mehr an Endgeschwindigkeit.
Ich sehe es oft genug bei uns auf der Maas , da fahren sehr viele Boote im 30 PS Bereich.
Ich fahre ja ein sehr kurzes ( 370 ) Boot mit 30 PS , dann sollte man ja meinen das jedes längere Boot das auch mit 30 PS motorrisiert ist schneller läuft als meins.
Weit gefehlt , ehr im Gegenteil, ich kenne bisher noch kein Boot das mit 30 PS motorrisiert ist das schneller läuft als meins :ka5:
Mein Fazit , an der Länge vom Boot kann es nicht liegen.
Allerdings fährt es sich mit einem 450 Boot angenehmer bei Wellen , aber schneller ist das durch die Mehrlänge nicht.
Gruß Udo

Chester
07.11.2007, 15:26
Ja Stefan - lies mal Beitrag 1 und 2.

Reinhard

Markus[LB]
07.11.2007, 15:29
Hallo zusammen,

wenn ich das richtig verstanden habe, beziehen sich diese Dinge (Länge läuft und Rumpfgeschwindigkeit) ausschließlich auf Verdränger. Ja länger ein Verdränger ist, desto schneller kann er fahren (siehe Flugzeugträger). Die theoretische Rumpfgeschwindigkeit ist die maximal mögliche Fahrt, die eine Verdrängerrumpf durch glattes Wasser erreichen kann.

Hallo Stefan,

prinzipiell hast Du Recht, aber gerade für Verdränger gibt es eine physikalische Grenze, was die Geschwindigkeit betrifft. Diese Grenze liegt bei ca. 50 kn!
Wer schneller will, muss auf jedenfall aus oder ins Wasser... :lachen78:

Es ist egal, welchen Weg man nun geht, beide Wege sind aber grundverschieden:

Der Gleiter: Der Gleiter muss durch starke Motorisierung und geeigneter Rumpfform "aus dem Wasser" heraus. Er MUSS sein eigenes Wellensystem verlassen, sonst hängt er in diesem fest. Der Verdränger kann sein Wellensystem nicht verlassen, egal wie stark man selbigen motorisiert. Die einzige Möglichkeit, die ein Verdränger hat ist z.B. durch surfen (bei besonders hohen Wellen) sein Wellensystem zu verlassen, was allerdings meist bei größeren Booten in einer Katastrophe enden dürfte. Deswegen wird dann durch geeignete Maßnahmen wie z.B. Treibanker das Surfen verhindert.

Ein Gleiter brauch ein möglichst geringes Flächengewicht. Ich glaube die Grenze dürfte irgendwo bei 150 kg/m² liegen, damit der Gleiter wirklich gut ist. Durch Leichtbauweise kann man das erreichen. Er muss sich ja über die eigene Welle "schieben"... je schwerer das Boot po kg/m² ist, desto höher wird diese Welle. Gehen wir jetzt einfach von 2 Schlauchbooten aus, das eine 3m lang, das andere 4m lang (ich glaube auf diese Größen sollte die Frage abzielen) beide mit 15 PS motorisiert... das 3m Boot hat eine Fläche von 4,5 qm das 4m Boot ca. 6,5 qm... das 4m Boot wiegt dafür statt 50kg eben 80 kg... beide Boote besetzt mit 3 Personen a 70 kg, dann sind wir beim kleinen bei 310 kg (incl. Motor + Tank) und beim großen ben bei 340 kg!
Das Gewicht des großen verteilt sich somit auf eine größere Fläche und die aufgebaute Welle wird kleiner sein, daher leichter zu überspringen. Steigt in beide Boot noch eine zusätzliche Person (70kg), dann wird das große unter Umständen noch gleiten, das kleine aber sicher nicht mehr... :biere:

Beim Verdränger hat man den Vorteil, dass man die Rumpfgeschwindigkeit näherungsweise berechnen kann (kommt auch auf die Rumpfform an), während beim Gleiter maßgeblich die Kombination aus Motorisierung, Gewicht und Rumpfform zu betrachten ist. Ein überladener Gleiter fällt dann wieder zurück ins Wasser und kann nicht mehr sein Wellensystem verlassen, zum Verdränger wird es deswegen trotzdem NIE... der Gleiter ist für hohe Geschwindigkeiten gebaut, wenn er die nicht fahren kann (z.B. Wellen) dann ist er unglücklich... :futschlac

Die Gewichtsverteilung spielt natürlich unter anderem eine große Rolle und da hat das große Boot wieder mehr Vorteile... außer im kleinen sitzen lauter Artisten... :futschlac :biere: :chapeau:

Gruß Markus

PS: Es kommt bei schwacher Motorisierung auf das Angleiten an, kommt man nicht in den Gleitzustand, dann wird man NIE schnell!

ghaffy
07.11.2007, 15:41
Also meine Ansicht dazu:

"Länge läuft" ist kein Naturgesetz sondern eine technische Grenze, eine Erfahrung aus der (Gross-) Schifffahrt. Die Rumpfgeschwindigkeits-Näherung steht eh in Wikipedia, wenn du die anwendest auf ein 4,5 m Boot (3 m Wasserlinie) und ein 6,5 (4,5 m Wasserlinie) m Boot, dann siehst du, dass das praktisch keinen Unterschied ausmacht. Bei 4,5 m zu 18 m wirds dann schon interessant. Diese Rumpfgeschwindigkeits-Formel macht nun mal NUR Sinn in Verdrängerfahrt.

Beim Gleiter: Dass längere Boote grundsätzlich in vielen Bereichen Vorteile haben, liegt ja auf der Hand, wie längerer Radstand beim Auto. Dass es Situationen gibt, wo jeder Vorteil zum Nachteil werden kann, ist auch eine Binsenweisheit.

Ich meine daher, "Länge läuft" ist ein "Verdränger-Spruch", weil ich im "Verdränger-Bereich" ausser der Länge praktisch keine konstruktiven Möglichkeiten habe, die Geschwindigkeit über ein bestimmtes Mass hinaus zu erhöhen (und lassen wir jetzt den "Eder'schen DG-Hull" (siehe dort in Wiki) mal weg). Beim Gleiter hingegen habe ich mehrere konstruktive Stellgrössen, um die Geschwindigkeit zu beeinflussen.

Der "Gleiter-Spruch" hinsichtlich der Geschwindigkeit müsste wohl heissen "Besser als Power ist noch mehr Power".



Gruss Andreas

Alf2T
07.11.2007, 15:50
']... außer im kleinen sitzen lauter Artisten... :futschlac :biere: :chapeau:

Gruß Markus

PS: Es kommt bei schwacher Motorisierung auf das Angleiten an, kommt man nicht in den Gleitzustand, dann wird man NIE schnell!

Als solcher "Artist" habe ich mich im letzten Sommerurlaub gefühlt!

Die Geschichte habe ich schon in einem anderen Thread erzählt!

Ohne Verrenkungen bzw. das Steuern mit dem großen Zeh wär´ ich nie ins Gleiten gekommen!:lachen78: (4PS, ca. 260cm, Gesamtgewicht ca. 180 kg)

Alex