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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Satellitentelefon eine sinnvolle Ergänzung?


thball
14.01.2011, 07:26
Hallo,

Funk ist das klassische Kommunikationsmittel in der Seefahrt. Ein UKW Funkgerät ist in jedem Fall sinnvoll nachdem man damit direkt in Kontakt mit anderen Schiffen in der Nähe (und ggf. einem MRCC) in Kontakt treten kann. Nachteil ist jedoch die begrenzte Reichweite des UKW Verfahrens. Als Alternative steht das LRC mit seinen Berichtigungen für Mittelwelle und Grenzwelle zur Verfügung. Wer jedoch in den Zubehörkatalogen nach Geräten dieser Bauart sucht wird enttäuscht sein - es gibt sie bei den üblichen Anbietern nicht zu kaufen. Zudem eignen sie sich auch nicht für kleinere (und offene) Boote wie unsere und werden heute wahrscheinlich nur noch von Langzeitfahrern verwendet.

Wer trotzdem öfters mal die Küste verlässt, möchte aber vielleicht trotzdem eine Redundanz durch ein weiteres Kommunikationssystem erzielen. Eine Alternative wäre ein Satellitenhandy mitzunehmen. Je nach Anbieter ist das heute keine allzu teure Angelegenheit mehr und auch die Anlagen sind deutlich kompakter geworden. Die Anbieter sind auch relativ überschaubar und man wird relativ leicht den passenden finden.

Nachdem ein kleines Telefon sich leicht in einer wasserdichten Box verstauen lässt und ich davon ausgehe, dass sich die wenigsten eine große Anlage an Bord installieren möchten, wäre Thuraya (www.thuraya.de) ein möglicher Anbieter.

Das SO-2510 ist nicht viel größer als ein herkömmliches Telefon und kostet mit ca. EUR 600 auch nicht viel mehr als ein Mobiltelefon der oberen Klasse. Zwar hat Thuraya eine eingeschränkte Netzabdeckung: Thuraya-Netz (http://www.thuraya.de/media/THURAYA-Netzabdeckung-2008-S.jpg) Der amerikanische Kontinent fehlt, aber Europa, Asien und Afrika sind größtenteils vom Netz erfasst. Wer es weltweit möchte, der sollte sich Iridium anschauen. Hier sind aber die Anschaffungskosten etwa doppelt so hoch. Thuraya ist von den Gesprächsgebühren moderat (ca. 1,50 EUR/ Min.) und bietet auch Datendienste an (wie eigentlich alle SAT-Telefon Anbieter). Vorsicht bei Anrufen in ein Satellitennetz. Das kann schnell mal bis zu 5 EUR / Min. kosten. Wer noch bei der Telekom ist kann in jedem Fall auf Preselection Anbieter zurückreifen, lt. der Seite von Teltarif kann man schon für EUR 0,70 pro Minute telefonieren. Für jemand, der sich nur sporadisch in Gebieten ohne herkömmliche Netzabdeckung bewegt wäre ein Mietgerät eine Alternative.

Eine weitere Alternative wäre auch noch ein SPOT-Messenger (http://www.schlauchboot-online.com/showthread.php?t=19982&highlight=spot+messenger). Dieser hat auch Tracking Funktionen und ist günstiger in der Anschaffung, aber eine direkte Kommunikation ist natürlich nicht möglich.

thball
15.01.2011, 08:48
Sorry, ich meinte natürlich Call by Call und nicht Pre-Selection. Aktuell kostet es beispielsweise mit 01071 (ohne Anmeldung und mit Tarifansage) 75 Ct in das Netz von Thuraya.

Interessant wäre es jetzt zu wissen ob Call-by-Call bei anderen Anbieter wie die Telekom (1und1, Vodaphone etc.) auch funktioniert. Laut diversen Infos aus dem Netz soll es nämlich nicht gehen...

Klaus Därr
16.01.2011, 10:03
Hallo thball,
die Verbindungsgebühren bei Satellitentelefonen sind ein kompliziertes Thema. Unter ungünstigen Bedingungen ("Wenigtelefonieter") kann eine Verbindungsminute bei Verwendung eines Thuraya Satellitentelefons (http://www.thuraya.de) wie von Dir erwähnt 1,50€/Minute kosten. Wer zumindest 120 Minuten pro Jahr telefoniert wählt eine andere Thuraya-SIM-Karte und bezahlt 1 €/Minute.
"Call by Call" - Tarife für Anrufe aus dem deutschen Festnetz auf ein Thuraya Satellitentelefon findet man bei www.teltarif.de in der erweiterten Länderliste unter dem "Land" Thuraya. Ein solcher "Call by Call" dürfte aber tatsächlich nur funktionieren wenn man Kunde der Dt. Telekom ist und nicht, wenn man bei einem anderen Netzanbieter unter Vertrag ist.
Aber auch aus dem Netz der Dt. Telekom sind Anrufe nur möglich, wenn der Thuraya-Benutzer mit seinem Telefon auf den Satelliten eingeloggt ist, was erfahrungsgemäß eher selten der Fall ist. Deshalb ist die Möglichkeit besonders interessant aus dem Internet kostenlos eine SMS an ein beliebiges Thuraya zu senden. Da kann man ja sein Anliegen kurz darstellen und ggf. um Rückruf bitten. Die SMS wird zugestellt, sobald der Thuraya-Benutzer sich ins Netz einloggt. Hier der Link zu der Webseite von der aus man seine SMS verschicken kann: https://sms.thuraya.com .
Relativ neu am Markt sind die "IsatPhone-Pro" (http://www.IsatPhone-Pro.de) Satelliten-Handys des sehr erfahrenen Satelliten-Netzbetreibers INMARSAT. Die Telefone sind nicht teurer als die Thurayas, die Verbindungsminute kostet 0,80 € und die jährlichen Fixkosten sind sehr gering.
Einen aktuellen Überblick über die am zivilen Markt verfügbaren Satellitentelefone, deren Besonderheiten und mit deren Verwendung verbundenen Kosten findet ihr hier (http://www.daerr.info/index.php?satellitentelefon-kommunikation).

thball
29.07.2012, 21:49
Hallo,

vielleicht für den ein oder anderen eine interessante Präsentation:

http://www.expeditionstechnik.de/pdf/satellitennetzimvergleich.pdf

Berny
10.12.2012, 09:57
http://www.isatphone-pro.de/
Ev wichtig für Besitzer derartiger Geräte...

Oliver74
10.12.2012, 12:25
Hallo,

mit unseren kompakten Booten unternimmt man ja keine wochenlangen Reisen über die Ozeane.
Von daher wird sich der Kommunikationsbedarf ausserhalb der UKW und Handy Grenzen hauptsächlich auf den Notfall beziehen, oder?

Wäre da ein PLB/Epirb (zB http://www.acrartex.com/products/catalog/personal-locator-beacons/resqlinkplus/) nicht die passendere Wahl?
Der Notruf ist quasi global empfangbar, die Position wird mitgeschickt und es wird ein Peilsignal für den hoffentlich erscheinenden SAR Heli mitgeschickt.
Das alles für 300-400 Euro :chapeau:

Bei einer Altantiküberquerung würde ich sicherlich ein Sat Telefon zusätzlich mitführen, um mit der Heimat sprechen zu können. Aber bei Tagestörns an der Küste? :confused-

Viele Grüße,

Oliver

Erich der Wikinger
10.12.2012, 12:26
Sehr interessante Sache, absolut informativ, auch wenn man
so was eher nur auf "großer Tour" benötigt.
Da ich davon ausgehe, dass man ja eher nur im Notfall telefoniert,
sind die Preise für die Gespräche nicht so im Vordergrund.

Es sei denn man muss sich täglich bei der besseren Hälfte melden.
:lachen78: :lachen78: :lachen78:

Gruß Erich

thball
10.12.2012, 17:50
Hallo,

ist natürlich immer einer Frage für welchen Zweck man eine Sat-Handy verwendet. Kann ja auch der Abenteuerurlaub durch Namibia, Asien oder sonst wo sein. Mancher von uns segelt ja auch. Die bessere Hälfte mag auch ein Thema sein... :zwinkern:

Oliver, als Alternative habe ich oben den Spot Messenger genannt:

http://www.schlauchboot-online.com/showthread.php?t=19982&highlight=spot+messenger

Den sinnvollen Einsatzzweck muss jeder für sich selbst wissen. :biere:

thball
15.03.2017, 19:22
Hallo,

nachdem ich seit Jahren ein Satphone besitze, habe ich den alten Thread ausgekramt. Nach wie vor bin ich froh, dass ich es ernsthaft nicht benötigt hatte. Trotzdem halte ich es für Fahrten abseits der Mobilfunkmasten für sinnvoll.

Kurzes Fazit:

Spot Messenger: immer noch eine Alternative, die kostengünstiger ist (aber die jährlichen Gebühren sind nicht ohne), nur einseitige Kommuniktion mit vordefinierten Nachrichten und Notfalltaste (mittlerweile gibt es auch Tracker mit Antwortmöglichkeit - DeLorme); ich finde den Messenger als Tracker ganz gut

Thuraya: mein erstes Satphone; relativ günstiger; Europa mit Mittelmeer und Asien ist relativ gut abgedeckt

Inmarsat: weltweit (bis auf die Pole), etwas teurer als Thuraya und die Guthaben (Prepaid) heben nicht so lange wie beim Thuraya

Iridium: geht zwar weltweit, ist mir aber immer noch zu teuer

Nachteil bei allen Varianten - mit Internet sieht es immer noch nicht rosig (günstig) aus. Hier könnte die nächsten Jahre ein neuer Anbieter kommen. Leider kann man nur abwarten oder viel Geld bezahlen.

Habe im Satphone immer die loaklen MRCC gespeichert (je nach Region), MRCC Bremen (helfen ggf. auch) und die funkärztliche Beratung. Aber glücklicherweise alles noch nie benötigt. :biere:

thball
02.03.2019, 09:13
Hallo,

ein kurzes Update:

Thuraya ändert seine Gebühren. Ab 01. April verfallen Guthaben spätestens nach 365 Tagen. Falls jemand eines hat - dies betrifft auch die jährliche Gebühr, die automatisch abgebucht wird.

bomber
02.03.2019, 09:28
Hallo Tom ,
Wir haben früher in Zentralasien ein Thuraya in der Firma gehabt da es dort damals wirklich absolut keine anderen Möglichkeiten zur Kommunikation gab wenn wir tagelang irgendwo unterwegs waren .
Auf dem Wasser in Europa sehe ich das wesentlich entspannter .
Es gibt so viel Traffic das ich auf ein Satellitentelefon verzichten kann .
Ich möchte jetzt nicht auf die verschiedenen Möglichkeiten hinweisen die an Bord sein sollten wenn man sich von der Küste entfernt . Die wurden schon ausreichend diskutiert . Ein EPIRB habe ich übrigens auch nicht mehr an Bord - halte ich in Europa für einen Overkill .
Wichtig ist immer genug Wasser an Bord zu haben . Dann kann man auch mal ein paar Stunden ausharren .
Wer aber meint er muss permanent Verbindung zur Zivilsation via Satelliten haben muss der sollte sich vielleicht auch mal dieses Geräte anschauen .

Garmin inReach Explorer + Satelliten-Communicator
https://buy.garmin.com/de-DE/DE/p/561269

thball
02.03.2019, 09:33
Hallo Jürgen,

den Garmin inreach mini hatte ich mal in einem anderen Thread dargestellt. Ist aber in Verbindung mit einem GEOS Vertrag sicherlich eine adäquate Ergänzung oder Ersatz. Guter Hinweis von Dir.