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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlauchboot für Wasserrettung


wrd101
01.11.2014, 13:25
Hallo,

ich habe eine Frage an euch und hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt :)

Ich bin seit geraumer Zeit ehrenamtlich in der Wasserrettung aktiv und bereite derzeit ein Projekt zur Anschaffung eines ergänzenden Rettungsbootes für unsere "großen" Alu-Boote vor. In der Vergangenheit zeigte sich der Bedarf nach einem kleineren Schlauchboot, teils als Rückfallebene für die größeren Boote (z.B. bei einer Havarie), teils als Erweiterung der Handlungsfähigkeit (Z.B. versch. Einsätze im näheren Umkreis aber abseits des eigentlichen Reviers).

Daher meine große Frage an euch: Welches Schlauchboot könntet ihr hierfür empfehlen?

Ich habe mich zwar intensiv in die Materie eingelesen, würde aber sehr gerne eure Meinungen, Erfahrungen und Tipps einholen wollen. Es sind auch schon ein, zwei Hersteller samt Modellen im Kopf (Zodiac Futura, Bombard Commando), aber auch das muss noch geordnet werden.

Wichtig ist, dass folgende Kriterien erfüllt werden:

Länge über alles: max. 5 Meter
Länge innen: mind. 3 Meter
Breite über alles: max. 2,5 Meter
Breite innen: mind. 0,8 Meter
Bootsgewicht: max. 150 Kg
Nutzlast: mind. 800 Kg
Bootsbesatzung: mind. 4 Personen
Motorisierung: 30 PS Außenborder, Pinnensteuerung

Ferner sollte das Schlauchboot robust sein, eine Lebensdauer von mind. 10 Jahren aufweisen und für den Binnenbereich möglichst ausgelegt sein. Kleinere Wellen sollten bei schnellerer Fahrt kein Hindernis darstellen. Wellen bis max. 1 m sollten bei angepasster Fahrt bewältigt werden können.

Was würdet ihr bei den Kriterien empfehlen?

v-kiel
01.11.2014, 15:03
Hallo, für mich käme - zu den Erwähnten - in jedem Fall noch Sportis als weiterer Kanditat hinzu, falls ihr auch an ein RIB denkt.

marcus
01.11.2014, 16:02
Das kommt meines Erachtens auf verschiedene Faktoren an:
1. Gewässer - z.B. Großer Badesee ohne weiteren Bootssport
oder Bundeswasserstraße,
Hochwassereinsätze?
oder mehrere mögl. Einsetzgebiete
2. Wasserlieger an einer Station oder nicht oder Mobil
3. Unterbringung bei nichtgebrauch
4. wetter und Wellencharakteristik insbes. b. Schlechtwetter
5. nur Bade(Schönwetter)saison oder das ganze Jahr
6. Budget
7. Nähe zur Landrettung (nur kurze Strecke oder Langer Weg zur Übergabe des Getetten an den Notarzt
8. regelm. Wachdienst oder nur Alarmierung im Rahmen Katastrophenschutz?
9. Wasserstand als Gefahr für den Propeller - nach jedem Einsatz ein neuer Prop macht keinen Spaß
10. Wie pfleglich behandeln Eure Mitarbeiter das Material?

In einem der Schlauchbootforen war ein Wasserretter such mal die Beiträge und sprich den mit PN an auch wegen der möglichen kontroversen (Neid-) Diskussion was mit Spendengeldern passiert.

es gibt ribs mit alu-Rumpf die recht unempfindlich sind,
Doppelmotorisierung erforderlich?


Grüße
Marcus

Wasserarbeiter
01.11.2014, 16:03
Moin,

was für Hunde-Wasserarbeit gut ist, kann für Wasserrettung nicht schlecht sein. Also die Quicksilver Heavy-Duty-Serie. Bei den vorgegeben Daten für Gewicht und Motorisierung ist bei knapp 4,5m eh Schluss.

DieterM
01.11.2014, 17:03
Hallo guter Wasserfreund,

erstmal willkommen hier im FORUM!

Zu Deiner Überlegung paßt zumindest nicht ein 5 m Rettungsschlauchboot mit nur 30 PS Antrieb. Das sollte unbedingt etwas kürzer sein, da 5 m lange Schlauchboote einfach zu unhandlich sind.

Als bekannter deutscher Rettungsboote Hersteller fungierte über lange Zeit die Fa. DSB in Augsburg - Eschenhausen (seit 1931), die nicht nur die bekannten und bewährten Schlauchboote mit Aluminiumrumpf bauten, sondern auch Rettungsinseln und vieles andere mehr auch für die deutsche Handels-Marine. Siehe hier

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Schlauchboot

Diese Firma gibt es leider nicht mehr. Daher empfehle ich Dir Dich mit TomB (einer unseren Moderatoren hier) kurz zu schließen, denn er ist seit langem führendes Miglied bei der Rettungswacht am Bodensee, und weiß was Sache ist. :smileys5_

hobbycaptain
01.11.2014, 17:07
http://zodiacmilpro.com/inflatable-boats/emergency-response-boats/

wrd101
01.11.2014, 20:42
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Kurz vorweg: Ein RIB kommt eher nicht in Frage. Wesentliche Kriterien sind: Mobilität, Flexibilität, geringe (Folge-)Kosten. Des Weiteren soll das Schlauchboot nur als Ergänzung bzw. temporärer Ersatz für bestehende Strukturen dienen.

Die Frage nach einem Festrumpfschluchboot wird uns vermutl. in 2-3 Jahren umtreiben, wenn Gedankenspiele hinsichtlich einer Erneuerung des Fuhrparks konkreter werden und Vor- und Nachteile von Festrumpfschlauchbooten, Alu- und GFK-Booten mit unseren finanziellen Möglichkeiten in Einklang gebracht werden müssen. Bei den RIBs wäre DSB (vermutl. das 6.5) ein klarer Favorit für die Schlauch-Fraktion.

@marcus

zu 1: Einsatzgebiet
primär: Bundeswasserstraße mit regem Bootsverkehr und vielen Badestellen
sekundär: Badeseen abseits der Bundeswasserstraße

zu 2 + 3: Auf jeden Fall eine flexible Unterbringung (KFZ, Wache, o.ä.), ein weiterer Liegeplatz steht nicht zur Verfügung

zu 4: Das Wetter ist durchwachsen. Wellen sind max. 1,5 zu erwarten (ausgenommen es kommen alle ungünstigen Momente auf einmal zusammen).

zu 5: Prinzipielle im Rahmen des Wachdienstes vom 1. Mai bis 30. September, bei passendem Wetter ist ein längerer Einsatz möglich und auch wahrscheinlich.

zu 6: Der Knackpunkt. Wie es im Ehrenamt leider häufig der Fall ist. Das muss noch eruiert werden.

zu 7: Übergabepunkte zur Landrettung sind von jedem Punkt auf dem Gewässer in 5 min erreichbar (Referenz Gleitfahrt @60 km/h). Der landseitige Retttungsdienst braucht mehr Zeit, ein anderes (leidiges) Thema.

zu 8: Ergänzung für den regelmäßigen Wachdienst. Wenn unsere regulären Rettungsboote in den KatS-Einsatz gehen (Hochwasser) soll das Schlauchboot das Heimatrevier in einem überschaubaren Zeitrahmen absichern können.

zu 9: ausreichend tief, Untiefen sind bekannt.

zu 10: Das Material wird pfleglich behandelt - dennoch müssen wir uns in die Materie "Schlauchboot" auch und gerade hinsichtlich der Pflege einarbeiten.

@wasserarbeiter

Eine dumme Frage: Ist Quicksilver von Mercury geschluckt? Ich finde kaum passende Schlauchboote unter der Fa. Quicksilber?

@hobbycaption

Wo liegen bei Zodiac denn die Unterschiede zwischen der zivilen classic-Reihe und der emergency-Reihe bzw. bei der militärischen und der Futura-Reihe? Der Aufbau scheint mir recht ähnlich zu sein.. außer, dass es bei der emergency/military-Reihe keinen Alu-Innenboden gibt?

Dann wären jetzt soweit Zodiac (classic, Futura, emergency, military) Quicksilver (heavy duty), Bombard (commander) grundlegend denkbar. Die müssen zwar auch noch aussortiert werden (gerade hinsichtlich des Rumpfes), aber das ist nach einem Brainstorming erst der zweite Schritt.

Wasserarbeiter
02.11.2014, 01:23
...
@wasserarbeiter

Eine dumme Frage: Ist Quicksilver von Mercury geschluckt? Ich finde kaum passende Schlauchboote unter der Fa. Quicksilber?

...

....ja, die laufen heute als Mercury Inflatable Boats. Serie Heavy Duty XS.

DieterM
02.11.2014, 10:33
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.


...

Bei den RIBs wäre DSB (vermutl. das 6.5) ein klarer Favorit für die Schlauch-Fraktion.

@marcus

zu 1: Einsatzgebiet
primär: Bundeswasserstraße mit regem Bootsverkehr und vielen Badestellen
sekundär: Badeseen abseits der Bundeswasserstraße


...
zu 10: Das Material wird pfleglich behandelt - dennoch müssen wir uns in die Materie "Schlauchboot" auch und gerade hinsichtlich der Pflege einarbeiten.


...

@hobbycaption

Wo liegen bei Zodiac denn die Unterschiede zwischen der zivilen classic-Reihe und der emergency-Reihe bzw. bei der militärischen und der Futura-Reihe? Der Aufbau scheint mir recht ähnlich zu sein.. außer, dass es bei der emergency/military-Reihe keinen Alu-Innenboden gibt?

Dann wären jetzt soweit Zodiac (classic, Futura, emergency, military) Quicksilver (heavy duty), Bombard (commander) grundlegend denkbar. Die müssen zwar auch noch aussortiert werden (gerade hinsichtlich des Rumpfes), aber das ist nach einem Brainstorming erst der zweite Schritt.

- hast Du nicht notiert, das es DSB Boote nicht mehr gibt? Oder irre ich mich da?

- Einsatzgebiet: Großraum Berlin?

- es müssen robuste Boote sein, warum da nicht echte Rescue Boote nehmen? Freizeitboote sind da fehl am Platz!

- Ferdi hat Dir da schon die richtige ZODIAC MIL Version als Rescue Boot vorgeschlagen! Die sind mehr als robust jedoch preislich weit oberhalb der Freizeitboote einzustufen. Dafür sind diese wegen ihrer Auslegungsart nicht kaputt zu bekommen und werden noch in robustem Hypalon Material gefertigt. Der Innenboden dürfte in seefestem Aluminium sein, und nicht in verottbarem Holz.

Mir sind leider derzeit keine deutschen Hersteller für echte Rettungsboote bekannt.:smileys5_

wrd101
02.11.2014, 12:03
DSB ist weiterhin in der RIB-Produktion aktiv und auf allen Kommunikationskanälen erreichbar, allerdings sind sie nun Teil der Survitec Group.

Das Einsatzgebiet ist in der Tat nahe Berlin.

"Echte" Rescue Boote bzw. Rettungsboote sind einfach für eine ergänzende Lösung viel zu teuer, sowohl in der Beschaffung als auch in den laufenden Kosten. Die Idee besteht darin, etwas leicht kleineres für Unterstützungszwecke bzw. als temporären Ersatz anzuschaffen. Wie oben beschrieben steht bei uns frühstens in 2-3 Jahren das Thema "echtes" Rettungsboot auf der Agenda, wenn nichts dazwischen kommt.

Gibt es denn deutsche Händler, die die Zodiac Mil-Reihe führen und bei denen man sich einfach mal nach den Kosten erkundigen kann? Bzw. Händler im nahen EU-Ausland (Polen, Tschechien, Dänemark?)

Händler für "echte" Rettungsboote gibt es genügend. Da bewegt man sich dann aber auch auf einem anderen finanziellen Level. Es geht bei ca. 35 TEUR los und reicht ohne Probleme bis 90 TEUR. Dummerweise fehlt aber den Freiwilligen Feuerwehren und den Hilfsorganisationen i.d.R. das Geld vorne und hinten. Die teuren Lösungen (70-90 TEUR) können sich i.d.R. auch nur das Technische Hilfswerk und Berufsfeuerwehren leisten, da sie staatlich finanziert sind. Anders sieht es teils noch im Süden aus, wo die Wasserrettung auch eine bessere staatliche Unterstützung erfährt. Andernfalls heißt es sparen, sparen, sparen und Sponsoren gewinnen.

marcus
02.11.2014, 12:32
Die von Dir propagierte "günstige" Lösung verkehrt sich daher zum Gegenteil, wenn da der freiwillige Helfer in Gefahr gebracht wird.
z.B. wenn ein PVC-Boot z.B. bei Hochwasser eingesetzt wird und hier beschädigt wird und Einsatzkräfte verletzt oer getötet werden.

Soweit ich das weiß, müssen die Boote bestimmte Kriterien erfüllen, da bei einem Unfall im Einsatzfall der Gemeindeunfallversicherungsverband (GUV) zu Leistung eintritt. wenn diese Kriterien nicht erfüllt wurden und es kommt zu einem Schadensfall wer zahlt dann? Der Vereinsvorsitzende? der Ortsverein? der Dachverband? oder gar niemand?
Ich glaube auch, dass zudem bestimmte Kriterien von den Berufsgenossenschaften erfüllt werden müssen.
Bei einem Personenschaden ermittelt in jedemFalle die Staatsanwaltschaft und wenn dann Unfallverhütungs- oder Ausrüstungsvorschriften nicht beachtet wurden, gibts ein Problem, und der Leistungsträger (z.B. GUV) bekommt Akteneinsicht und zahlt nicht.

Ich will hier freiwilliges Engagement nicht schlecht reden, nur sollte es nicht zum Nachteil der Freiwilligen, die damit umgehen, erfolgen,
Und daher würde ich erst die Eckdaten überprüfen, dann die Voraussetzungen und notfalls muss halt gespart werden und das Boot etwas später beschafft.
Oder ihr kauft Euch ein gebrauchtes Boot (dass dann mehr Pflegeaufwand benötigt).

Grüße
Marcus

wrd101
02.11.2014, 13:22
Sicherlich erstrecken sich einschlägige interne Anweisungen und externe Vorschriften auf alle Einsatzfahrzeuge. Mit anderen Worten wird in jedem Fall die notwendige persönliche Schutzausrüstung und die gleiche Sanitätsausrüstung im Fall einer Schlauchbootanschaffung vorgehalten. Interne Dienstanweisungen greifen zudem den Arbeitsschutz auf und flankieren eher allgemeine Ausführungen der Berufsgenossenschaft mit noch schärferen Dienstanweisungen.

Das alles hilft aber nicht, wenn sich Einzelne über das alles hinwegsetzen und z.B. bei einer Alarmfahrt sich im KFZ nicht anschnallen oder bei Gewitter und für unsere Verhältnisse schweren Seegang keine Rettungsweste anziehen - es geht solange gut, bis etwas passiert. Derartiges Verhalten habe ich allerdings noch nicht erlebt. Zudem würde solch ein Verhalten resolut durch den Vorstand begegnet werden.

kurzgefasst: Grundsätzlich sollte nichts gegen ein Schlauchboot sprechen. Die Bootsmannschaft müsste natürlich ausgiebig eingewiesen werden und sich im Umgang mit dem Boot üben, das ist aber völlig normal. Anweisungen und Vorschriften behalten ihre Gültigkeit.

Es sollte auch klar sein, dass ein Schlauchboot ohne Festrumpf (nach meiner Ansicht) in Hochwassergebieten kaum etwas zu suchen hat - Untiefen sind unbekannt, Unterwasserhindernisse sind unbekannt, evtl. Strömungen sind unbekannt, das gesamte Revier ist a) unbekannt und b) bei Hochwasser schwer einschätzbar. Ohne Festrumpf kann das gehörig nach hinten losgehen.

Für uns bedeutet das, dass wir uns ausgiebig umschauen werden und evtl. bei benachbarten Gliederungen im nächsten Jahr ein, zwei Probefahrten unternehmen werden. Dort sind Schlauchboote vorwiegend im Bereich der Schnellen Einsatz Gruppen eingesetzt und erfreuen sich großer Beliebtheit. Und auch im Küstenbereich finden sich viele DSB 3.5er RIBs zur Strandnahen Rettung. Mit anderen Worten sollte das Vorhaben durch Anweisungen, Vorschriften und Gesetze nicht blockiert sein solange man sich an sie hält (was wir vorhaben).



Grundsätzlich problematisch sollte das nicht

fjordtaucher
02.11.2014, 16:58
Wäre denn das hier (http://www.schlauchboot-online.com/showthread.php?t=30170) vorgestelle nicht was für euch?


RIB Hypalon + Alurumpf 4,60m Highfield (http://www.poelmansboten.nl/en/highfield-boten-modellen/reef-460/)

thomson
02.11.2014, 17:02
Hallo,

eventuell wer daß was? (die Open Version)

http://www.wasser-sport-center-hopp.de/schlauchboote/yamahaschlauchboote/yamaha-rib-eye/index.php

eccolor
02.11.2014, 17:12
Must du so eine Anschaffung nicht öffentlich Ausschreiben....???
Oder wer bezahlt so etwas?

Mfg Tobias