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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kippende LKW


thball
17.05.2006, 08:44
Hallo,

weiß zwar, dass es ein bißchen OT ist. Aber nachdem wir hier einige Polizisten haben und Leute, die beruflich viel mit LKWs zu tun haben:

Wieso kippen ständig LKWs um? Ist es Zufall, aber gestern hatte ich den 4. Stau in diesem Jahr wegen einem umgefallenem LKW. Ich verstehe es nicht. Die Dinger sind doch schwer und der Schwerpunkt hängt ja auch nicht unbedingt unter dem Dach. War übrigens in fast allen Fällen trocken und windstill...

Vielleicht kann mir jemand sagen, wieso ich deswegen so oft im Stau stehe???

Pedoli
17.05.2006, 08:59
Hallo Tom,
ich verstehe Deine Verwunderung aber Deine Annahme der Standsicherheit beruht auf der Sicht eines PKW - Fahrers. Wenn Du aber als Gespannfahrer deinen Anhänger beobachtest entwickelt der ein Eigenleben je nach Geschwindigkeit und Beladung. :ka5:
So ist es auch mit den LKW`S, die Ladung ist oft die Ursache für das Umkippen. Ein leerer LKW kann zwar auch umfallen aber der ist nicht so gefährdet wie ein Fahrzeug mit schlechter oder ungesicherter Ladung:help_3:

Ja, und der Faktor der menschlichen Versagenskette ist Dir also Vielfahrer wohl auch nicht unbekannt:angel-smi

Also allzeit gute,staufreie Fahrt!

OLKA
17.05.2006, 09:57
So ist es auch mit den LKW`S, die Ladung ist oft die Ursache für das Umkippen!

Sehe ich auch so: Das Problem ist die nicht genügend gesicherte Ladung. Wenn die (z.B. bei abrupten Lenkbewegungen) ins rutchen kommt dann verlagert sich der Schwerpunkt dramatisch.

"Lustig" wird's bei Silofahrzeugen oder Kesselwagen, die Flüssigkeiten transportieren. Da kommt es vor, dass der Zug nach einer (z.B.) Linkskurve plötzlich auf die linke Seite kippt. Wenn der Kessel nämlich nur halb voll ist rauscht die Ladung nach der Kurve von der rechten Seite zurück und "schwappt" an der linken Kesselwand hoch.

Unangenehm ist es auch mit dem Fahrzeug stark zu bremsen. Wenn du, nachdem das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist, nicht auf der Bremse stehen bleibst, rollt es im Abstand von ein paar Sekunden immer meterweise vor und zurück, durch die Schwallbewegung der Flüssigkeit.

CarstenLT31
17.05.2006, 10:16
Moin!

Reifenplatzer? Winddruck?

Bei Starkwind auf Brücken habe ich selbst mit dem Womo schon alle Fahrspuren gebraucht (Brücke NO-Kanal, Küste). Die größeren Brücken werden bei Wind für LKW/Gespanne gesperrt.

Oder einfach zu schnell gefahren, wenn sich das LKW/Hänger-Gespann erstmal aufschaukeln wirds schwierig.

Gruß
Carsten

Heinz-55
17.05.2006, 10:19
Hallo,
ich denke das der sogenannte Sekundenschlaf auch einen erheblichen Teil zu dem ganzen Dilemma beiträgt. :cognemur:

Gruß
Heinz 55:chapeau:

Erich der Wikinger
17.05.2006, 10:37
Die meisten Punkte sind hier schon genannt, welche ich noch mal zusammenfasse.

Sekundenschlaf durch übermüdete Fahrer die durch Konkurrenzdruck
über die Leistungsgrenze kommen

Ruhe u. Lenkzeiten werden nicht eingehalten

verrutschte Ladung Fehlende Verzurrung
falsch geladen z. B. aus Zeitdruck Zugmaschine leer - Anhänger voll

Windempfindlichkeit viele Brücken sind nicht auf LKW abgestimmt

zu schnelles Fahren daraus folgende abrupte Lenkbewegungen und schon
dichtes Auffahren ist der LKW gekippt

Ich meine, dass die Fahrer dermaßen unter Druck stehen und infolgedessen einfach solche Unfälle nicht ausbleiben.

Die Strafen für die Fahrzeughalter sind meist gering :sportschi , und viele Fahrer bekommen Geld mit, um bei Überschreitungen gleich bar zahlen zu können. :schlaumei

Gruß Erich

marcus
17.05.2006, 10:40
In den meisten Fällen dürfte es sich um Menschliches Versagen handeln, resultierend aus nicht angepasster Geschwindigkeit, zu geringem Abstand und falscher/nicht geeigneter Ladungssicherung; Übermüdung oder fehlende Aufmerksamkeit sowie keine Kenntnis der Physik kommen oft noch hinzu

Beispiel aus der Praxis
Mindest Abstand sind 50 m (immer noch zu wenig) aber da hält sich niemand dran. Tempo 80 bzw. 60 auf der Landstraße interessiert eh keinen
Es wird aufgefahren bis auf wenige Meter und der Vordermann reduziert die Geschwindigkeit (aus welchen Gründen auch immer)
die Reaktion kommt zu spät, um einem Unfall auszuweichen wird das Lenkrad rumgerissen und die Chose schaukelt sich auf oder stellt sich quer
dieser plötzl. Bewegung ist die Ladungssicherung nicht gewachsen, die Ladung meist mit den Worten gesichert, "das ist so schwer, das rutscht schon nicht" verschiebt sich einseitig und schon ist das Ganze in einem äußerst instabilen Fahrzustand , so dass nicht mher viel fehlt, damit die Ladung verteilt wird, allerdings auf der Straße. :schlaumei

Und bei den kleintransportern (Kurierdienste/Handwerksbetriebe) und 7,5 Tonnern fehlt die Ladungssicherung und das Verständnis oft völlig.
Woher sollen es die Mitarbeiter wissen, das kann alles mit dem PKW-Schein alter Art (7,5 to. LKW und 11 Tonnen Anhänger mit Doppelachse) gefahren werden, und in der Fahrstunde wurde hierüber nichts gesagt.
Die Kurse, die von TÜV Berufsgenossenschaft angeboten werden, interessieren nicht, die kosten Geld oder Freizeit oder sind nicht produktiv.

Bei der Kontrolle eines Miet-LKW mit 7,5 tonnen auf meine Frage wie schnell dürfen Sie fahren? Antwort 125 km/h, der Tacho geht ja so weit:pfeifer:

Marcus

thball
17.05.2006, 11:27
Hallo,

danke Euch für die Antworten! Nehme auch mal an, dass die richtige Ladung eine große Rolle spielt. Aber dass mir das schon zum 4. mal in diesem Jahr passiert? Sollte vielleicht mal Lotto spielen... :zwinkern:

So denn: Allzeit Gute Fahrt! :natur016:

Twikey
17.05.2006, 17:28
Hallo Tom
In der Region hat sich vor einigen Wochen so ein Fall ereignet - da leerte einer in der Nähe von Winterthur ein paar Tonnen grüne Farbe auf die Autobahn:cognemur:
Aus den Akten plaudern darf ich leider nicht:confused-
Dass der Anhänger des LKW massiv überladen war und der Lenker unter massivem Alkoholeinfluss stand konnte man in der Zeitung lesen. Wie er es geschafft hat, den umgekippten und ausgeleerten Anhänger noch einige Hundert Meter weiterzuschleppen ist auch mir ein Rätsel...
Ich hab dafür schon mehrere umgekippte Wohnwagen gesehen - ist jeweils auch ein schönes Bild, so in etwa 'Bodenbrett mit Rädern'.
Gruss, Michael

DieterM
17.05.2006, 21:00
Hallo Tom, hallo Freunde,

hier ist bereits vieles gesagt und vieles trifft auch zu für die Unfallhäufigkeit.

Trotzdem möchte ich hier als auch erfahrener LKW-Fahrer etwas zu gunsten der Fahrer sagen. Denn nicht alles liegt nur an schlechter Sicherung der Ladung oder an der Überladung oder an der im Verhältnis zur Verkehrsituation nicht angepaßter Fahrweise.

Vor Jahrzehnte war der Fernfahrer-Beruf noch ein Traumjob. Heute stehen die Fahrer unter extremen Zeit- und Wettbewerbsdruck. Junge Fahrer lösen ältere erfahrene Fahrer immer mehr ab weil sie einfach billiger sind und eher riskoreicher was die Fahrzeiten betrifft auch fahren.

Die modernen LKW mit Komplett-Ausstattung (ASB auch am Hänger, Tempomat, Klimaanlage, Super-Fernfahrerhäusern, Retaderausrüstungen, etc.) haben alle einen geeichten Speedlimit heute mit 90 kmh im Tachographen, die Türken wie auch einige andere Östler können umschalten von 90 kmh auf 110 kmh! Trozdem werden viele Fern-LKW's nur mit einem Fahrer besetzt, und der fährt was das Zeug hergibt weil Zeit einfach Geld ist und termine eingehalten werden müssen (Anlieferung just on time).

Vielen PKW-Fahrern würde ich empfehlen mal auf den Bock eines LKW's zu wechseln oder mitzufahren, um auch mal zu erleben wie schwierig es ist einen 30 Tonner oder 40 oder 44 Tonner im Griff zu haben, wenn ein PKW diesen schneidet, was leider allzuoft passiert, und ...manchmal auch nicht gut geht.

Flüßgkeits-Transportern (Milch-Tanker, Krafstofftanker usw.) habe alle unterteilte Tanks mit max. 5000 Litern, die zusätzlich mit Schwallblechen ausgerüstet sind. Natürlich führt Flüssigkeit viel kinetische Energie in sich wenn es schwappt, aber ganz so wild ist dasnun auch wieder nicht.

Zu guterletzt, warum LKW immer wieder umkippen, hängt zweifelos damit zusammen, das sie auch mal schnell ausweichen müssen weil geschnitten, oder einfach auch mal zu schnell in eine Kurve fahren. Bei beladenen LKW ist der Schwerpunkt leider oft sehr hoch, da reißt es einfach den LKW um. Meist passiert das so, das der Anhänger/Auflieger umkippt, der dann die Zugamschine/Sattelzugmaschine mitreißt.

Natürlich verunglücken auch LKW, weil die Fahrer einfach übermüdet sind und ein Hindernisss zu spät erkennen, vielleicht auch weil es nicht richtig gesichert ist, und dann verreißen.

Aber sein wir uns mal ehrlich, bestimmte Unfälle passieren einfach, weil die Verkehrssituation es auslöst, da hat es der LKW-Fahrer mit seinem 30-40 Tonnenzug dann besonders schwer seinen Zug im Griff zu halten. Und nicht immer kann man einen Unfall einem LKW-Fahrer anlasten. Alzuoft ist hier ein PKW oder ein Transporter (!) das auslösende Moment.

Nachdem aber heute vieles nurmehr auf der Straße angeliefert werden kann (u.a. Übernachtservice!), müssen wir mit dem LKW im Verkehr leben. Gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis ist hier wünschenswert. :biere: :biere: :biere:

Erich der Wikinger
18.05.2006, 11:08
Dieter, Deinem versierten Beitrag kann ich zu 98 % zustimmen.

Habe beruflich viel mit den Truckern zu tun, welche bei uns die Sanitärgegenstände anliefern. Das sind echt arme Schweine.

Zudem wird in vielen Speditionen gar nicht vom Fahrer geladen, sondern von Billigkräften die keine Ahnung haben.

Aber, vieles müsste nicht transportiert werden. z. B. werden in Deutschland geerntete Kartoffeln in Polen geschält und in Portugal weiterverarbeitet.

Joghurt aus italienischer Milch wird nach Deutschland transportiert und umgekehrt. :cognemur:

Da fällt einem oft nix mehr ein, wie sich das rentieren kann bei diesen Spritpreisen. :Spiegelei

Und da kommen wir ja schon zum Kern des Problems. Der Kostendruck ist schuld an vielen Unfällen. :schlaumei

Gruß Erich

OLKA
18.05.2006, 12:42
Habe beruflich viel mit den Truckern zu tun, welche bei uns die Sanitärgegenstände anliefern. Das sind echt arme Schweine.

Das ist der Grund warum ich es nicht mehr mache. Wenn der Fahrer alles macht, was der Spediteur will, dann steht er permanent mit einem Bein im Knast :cognemur:

Ich habe nach ca 3 Jahren auf einem 40 Tonner aufgehört, als mein Chef von mir verlangte, dass ich 22 Tonnen Gefahrgut mit einem dafür nicht zugelassenen Fahrzeug tranportiere :cognemur:

Aber:

Zudem wird in vielen Speditionen gar nicht vom Fahrer geladen, sondern von Billigkräften die keine Ahnung haben.

Auch wenn das Fahrzeug nicht vom Fahrer beladen wird: Für die Sicherung der Ladung ist nur er selbst verantwortlich, muss also den "Billigkräften" klar machen, was wie zu sichern ist

rotbart
18.05.2006, 13:53
Hier sind aber die Strafen viel zu gering, PKW fahrer sollen in Zukunft bis 3.000,-- EUR zahlen und für die LKW Fahrer UND Halter (Betriebe) gibt es das alles für lau.
Überhöhte Geschwindigkeit / Nichteinhaltung der Lenkzeiten / Überladen / nicht verkehrsicheres Fahrzeug (vor alle aus den östlichen Nachbarstaaten), das sind doch Massendelikte.
Die BY Grenzpolizei läßt (statistisch) 1/3 der kntrollierten Fahrzeuge garnicht weiterfahren.
Ich selbst war vor Jahren an einem Unfall beteiligt, da hat der Fahrer eines Sattelauflieger (Bitumen, Deutschland) auf der Bundesstrasse MUC - Passau die Gewalt über sein Fahrzeug verloren und 4 andere Fahrzeuge von der Strasse "gewischt" (Gott sei Dank nur Blechschaden und Schock/Prellungen)

Es stellte sich raus (A) Er war von Mailand durchgefahren (B) keine richtigen Zollpapiere und (C) keinen gültigen Führerschein, der war ihm nämlich einige Wochen vorher abgenommen worde.

Da ist mein Mitleid gering mit dem Fahrer - aber auch der Spediteur sollte bluten, denn der müsste so etwas ja auch mal kontrollieren.

Und die Schrott-LKW aus dem Osten sollte man SOFORT der Schrottpresse anvertrauen.:cognemur: