Motor-Notlauf bei Kanalüberquerung
Hallo zusammen!
Warum dieses Thema?
Im Jahr 2007 haben Peter (YAMAHA 115PS) und Ingo (SUZUKI 140PS) mit ihren beiden Booten und Besatzungen den Kanal von Belgien nach England überquert. Dabei kam es bei beiden Motoren mehrmals zur Aktivierung des Notlaufprogramms. Wie mir Ingo telefonisch bestätigt hat, konnte die Ursache dafür leider nie wirklich geklärt werden.
Deshalb habe ich meinen Besuch auf der Boot am Mittwoch dazu genutzt, einmal YAMAHA und SUZUKI auf die von Peter und Ingo geschilderten Probleme anzusprechen. Ich möchte hier weder alte Geschichten aufwärmen noch irgendwem die Schuld für irgendetwas geben, aber die Antworten der beiden Motorenhersteller finde ich sehr interessant. Außerdem können sie vielleicht dazu beitragen, dass anderen Bootfahrern, die unter "anspruchsvollen" Seebedingungen unterwegs sind, das Fahren im Motor-Notlauf erspart bleibt.
Zur Erklärung:
Motor-Notlauf bedeutet einfach gesagt, dass der Motor selbstständig in einen "Schon-Modus" schaltet, der die Drehzahl auf ca. 2000-2500 U/min begrenzt. Das soll den Motor schonen und ein Ankommen im nächsten Hafen sicherstellen. Da es auf dem Wasser selten Pannenstreifen gibt, eigentlich eine sinnvolle Erfindung. Sollte der gleiche Fehler, der den Notlauf ausgelöst hat, innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht wieder auftreten, läßt sich der Motor normalerweise durch Schalten in den Leerlauf wieder in seinen normalen "Arbeits-Modus" bringen.
Was sagen YAMAHA und SUZUKI?
Dass beide Motoren mehrmals in den Notlauf gingen, ist ja nun mal eine Tatsache. Im Thread über die Kanalüberquerung wurde aber allgemein recht schnell davon ausgegangen, dass der Öldruck-Sensor für die Auslösung des Notlaufs verantwortlich war. Das würde heißen, der Öldruck wäre (kurzzeitig) zusammengebrochen. Die Vermutung war, dass die Boote zu steil in den Wellen standen und die Ölpumpen (kurzzeitig) Luft statt Öl angesaugt haben.
Dazu sagen beide Hersteller unabhängig voneinander, dass ihnen ein solches Problem vollkommen unbekannt ist. Die Lage des Bootes beim Gegenanfahren von steilen Wellen schließen beide (bei korrektem Ölstand) als Ursache aus. Die Begründung von beiden Herstellern ist, dass die Ölwannen eine trichterartige Form haben und das Öl an der tiefsten Stelle angesaugt wird. Um Luft anzusaugen müßte sich das Boot eigentlich überschlagen. Und das ist ja zum Glück nicht passiert.
Allerdings gibt es neben dem Öldruck-Sensor noch weitere mögliche Auslöser für den Motor-Notlauf.
(Ab hier bezieht sich meine Erläuterung auf das Gespräch mit SUZUKI.)
Ein Auslöser ist das Überdrehen des Motors. Das heißt, wenn der Motor bis in den Drehzahlbegrenzer hochgedreht wird, schaltet er danach in den Notlauf. Dies ist nach den Schilderungen von Peter und Ingo aber eigentlich auszuschließen.
Ein weiterer Grund für die Auslösung des Notlaufs ist eine Überhitzung des Motors. Auch das kann man eigentlich unter den geschilderten Umständen ausschließen. Natürlich hätte bei einem Motor der Kühlwassereinlaß durch eine Plastiktüte verstopft sein können. Aber bei beiden Motoren und mehrmals hintereinander?
Aber es gibt noch einen weiteren, sehr interessanten Grund, weshalb der Notlauf ausgelöst wird. Auch bei Spannungs-Schwankungen kann ein Motor in das Notlauf-Programm schalten. Und das ist eine böse Falle. Es reicht also eine etwas lockere Klemme an der Batterie oder am Hauptschalter. Oder der Hauptschalter selber hat Spiel. Laut SUZUKI ist die Auslösung des Motor-Notlaufs durch "Elektroprobleme" eine Ursache, die in der Werkstattpraxis immer wieder vorkommt und entsprechend schwer zu finden ist. Ein Problem bei der Suche ist auch, dass der SUZUKI-Fehlerspeicher nicht differenziert, durch welchen Sensor der Notlauf ausgelöst wurde. Und der 115PS YAMAHA (nach SUZUKI-Angaben) erst gar keinen Fehlerspeicher hat.
Ich bin wirklich kein Motorfachmann, aber wenn man mal davon ausgeht, dass der Ölstand bei beiden Motoren ok war, die Motoren nicht überdreht wurden und bei den geschilderten Bedingungen eigentlich auch nicht überhitzen konnten, dann finde ich persönlich die Theorie von einer Spannungs-Schwankung nicht ganz unwahrscheinlich. Nimmt man "zum Spaß" mal einen fehlerhaften Batterie-Hauptschalter oder eine lose Klemme an, so würde das zumindest erklären, warum der Notlauf immer nur bei Lageveränderungen der Boote oder bei harten Schlägen aktiviert wurde.
Natürlich wäre es toll, wenn sich eine solch "einfache" Ursache noch nachträglich als Fehlerquelle herausstellen würde und beide Motoren eigentlich technisch in Ordnung sind und waren. Mir als YAMAHA-Fahrer wäre dann zumindest deutlich wohler, wenn ich das nächste Mal auf dem Rhein in den Berufsschiffwellen "rumhüpfe".
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Gruß aus Köln
Thomas
Tornado 5.4m (Tweety) + YAMAHA F80 BETL
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