Die Geschehnisse der Wendezeit begannen ja eigentlich viel früher als am 09. November, schon im Sommer 89, als die ersten DDR-Bürger über Ungarn und Tschechien in die BRD kamen.
In Passau sind wir ja eigentlich weit ab vom Schuss, aber für einen kleinen Moment rückten wir doch ins Interesse des Geschehens: Als die ersten Flüchtlinge aus Ungarn mit dem Zug durch Österreich in Passau ankamen. Muss Mitte August 89 gewesen sein.
Die Ankunft des ersten Zuges war recht spät abends und sie war nur kurz zuvor angekündigt worden. Trotzdem fanden sich am Bahnsteig mehrere Hundert, vielleicht sogar 1000 Passauer ein, um die DDR-Bürger zu begrüßen. Vom Mauerfall träumte da ja noch keiner, die Menschen waren geflohen, hatten ihre Heimat und sämtliches Hab und Gut aufgegeben. Die Stimmung war fröhlich, doch auch irgendwie feierlich. Spontan und ohne dass irgendeiner dazu aufgefordert hätte, sangen alle zusammen dann die Nationalhymne.
Für die Flüchtlinge war Passau nur Zwischenstation und schon wenige Tage später rückte dann die Westdeutsche Botschaft in Prag in die Schlagzeilen...
Am 09. November waren wir dann wieder am Ende der Welt, Berlin war ewig weit weg. Viel zu weit, um hin zu fahren. Und außerdem hatte ich eine Hausarbeit im Öffentlichen Recht zu schreiben, und die schien mir damals wichtiger. Heute ärgere ich mich, dass ich mich nicht ins Auto gesetzt habe und nach Berlin gefahren bin.
Klaus
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Viele Grüße aus Passau
Klaus
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