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Zitat von thball
Mal losgelöst von den beiden Techniken. Man kann solche Übungen nur empfehlen. Jeder Bootstyp ist anders und bereitet eventuell besondere Probleme bei der Bergung. 
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Hi,
kann ich nur unterstreichen.
Hier mal ein Bericht einer Bergung vor 3 Jahren am Gardasee als ich noch meinen Joghurtbecher hatte.
Wir sitzen gegen Mitternacht beim Wein auf der Terrasse, in der Ferne braut sich ein Gewitter zusammen. Sagt mein Weib, schaut mal, da draußen ist so ein komisches rotes Licht. Wir schauen, nix zu sehen, das Gespräch geht weiter. 10 Min. später wieder mein Weib, diesmal sehen wir tatsächlich draußen für'n Moment etwas rot leuchten. Neugierig geworden achten wir jetzt auf den See und nach weiteren 5 Min., ganz klar, da steigt eine Rakete.
Jetzt Diskussion, der See wird durch die Gewitterböen zunehmend unruhig, ist das vieleicht ein Spinner, der seine Raketen ausprobiert, mal abwarten.
Paar Minuten später, ein kleiner roter Punkt in Höhe der Oberfläche, wir vermuten jetzt eine Handfackel. Jetzt doch ans Telefon, Numero Blu (Zentrale italienische Seenotrettungsleitstelle) angerufen, Vorfall und vermutete Position gemeldet; uns wird beschieden man kümmere sich.
Mein Kumpel holt seinen 50W Handscheinwerfer und beginnt in Richtung der Stelle zu morsen, der kann sowas noch! Tatsächlich, es gibt 'ne Antwort, aber nur unkontrollierte Blinkzeichen.
Eine halbe Stunde vergeht, das Gewitter ist jetzt voll da, kein Rettungsboot zu sehen, ab und zu 'ne neue Handfackel.
Mein Kumpel und ich beschließen jetzt doch 'rauszufahren. Gar nicht so einfach: mein kleines Beiboot, mit dem ich zum Boot an der Boje will, schlägt gleich um, also die 100 M schwimmen, sehr unangenehm, die Weste behindert kolossal, die abreißende Gischt der höchstens 1,20M hohen, aber sehr kurzen Wellen nimmt einem den Atem, dann das Boot von der Boje loszumachen, alles dauert dreimal solang wie sonst.
Trotz vorsichtiger Verdrängerfahrt nehmen wir bei jeder Welle jede Menge Wasser. Das ist wenigstens schön warm und da mein Konsolenboot selbstlenzend ist, kann eigentlich nix passieren, trotzdem stellt sich bei dieser Gelegenheit heraus, daß die beiden Lenzöffnungen zu klein dimensioniert sind.
Für die ca. 2 Km bis zu dem Riff, das unsere Bucht zum übrigen See begrenzt, brauchen wir ziemlich lang.
Dort angekommen, finden wir einen 7.50 m Joghurtbecher auf dem Riff, ein Antrieb aus dem Spiegel gerissen, der andere schwer beschädigt, das Boot mit einem Paar und zwei Kleinkindern besetzt.
Da ich mich an dieser Stelle ganz gut auskenne, kann ich von Lee bis auf ca. 10 m an den Havaristen 'ranfahren und mit Maschinenkraft das Boot einigermaßen auf der Stelle halten. Eine Kommunikation ist kaum möglich, Wind, peitschender Regen, brechende Wellen machen einen unglaublichen Lärm, dazu können wir kein Französisch, der Belgier kein Deutsch od. English.
Da durch den damaligen Wasserstand das Riff nur wenige Zentimeter heraus schaute, wurde das Boot durch die Wellen hin und her geworfen.
Da immer noch kein Rettungskreuzer in Sicht war, beschloßen wir die Leute abzubergen.
Dem Mann wurde bedeutet, die Kinder ( die keine passenden Westen hatten!)
mit der ausgebrachten Leine zu sichern, sich selbst mit einer Leine an seinem Boot zu sichern und uns so weit wie möglich entgegenzukommen, damit wir die brüllenden Kleinen nacheinander fast trocken zum Boot ziehen konnten; danach seine Frau, die bei der Aktion ihr Oberteil verlor und uns mit dem Anblick eines sehr schönen Busens erfreute.
Einen gescheiten Bergeknoten od. Palstek konnte der Mann übrigens nicht, die Schlinge die er geknüpft hatte, hat sich beim überholen nämlich ganz schön zugezogen und Hämatome verursacht.
Hat aber endlich alles ganz gut geklappt, trotz wirklich widriger Umstände und stockfinsterer Nacht.
Auf dem Rückweg, es hatte begonnen abzuflauen, kam dann doch noch der Rettungskreuzer mit Blaulicht und plötzlich 'ne ganze Reihe Boote mit Schaulustigen, obwohl es inzwischen 3 Uhr morgens war.
Offensichtlich hatten doch viele das Unglück beobachtet, sich aber nicht getraut zu helfen.
Später stellte sich heraus, die Leute hatten zwar schon mal mit Boot am See Urlaub gemacht, hatten aber keine Revierkunde und sich an ganz anderer Stelle gewähnt als sie auf's Riff gebrettert sind.
Passiert übrigens jede Saison mehrfach an gleicher Stelle, habe, glaube ich, schon mal Fotos von Havaristen hier eingestellt.