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Alt 05.04.2016, 10:17
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uli_hd uli_hd ist offline
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Boot Infos

So noch knapp 50 Tage, dann geht’s los auf die große Tour, geplant ca. 6.200-6.500 km. Die Monate nach der Übernahme unseres Bootes in Italien und dem Sommerurlaub 2015 in Kroatien waren geprägt von der Tourplanung, der Zusammenstellung, was ist alles wichtig für so einen Törn, einschl. der Beantragung von neuen Reisepässen (braucht man ja fast nicht mehr). Zwischenzeitlich noch beide schnell den Funkschein gemacht, Frequenzzuteilung und Flaggenzertifikat beantragt. Hier muß ich mal ein großes Lob an die Telekommunikationsbehörde loswerden. Antrag donnerstags losgeschickt, Rückruf aus Hamburg montags, weil ich vergessen hatte das Geburtsdatum auf dem Antrag einzutragen, donnerstags war die Urkunde da. Mal sehen wie lange das BSH für das Flaggenzertifikat braucht.

Einige Bedienungsanleitungen ausgedruckt, diese werden ja leider in vielen Fällen nur noch auf CD mitgeliefert. Verschiedene Bedienungsanleitungen, die auch im Netz nicht zu finden waren und nur in französisch bzw. italienisch vorlagen, mit Google bzw. Wörterbuch übersetzt.

Die letzten Kleinigkeiten wie Bimini, bzw. Stromaggregat werden nächste Woche noch bestellt, dann dürfte so ziemlich alles komplett sein. Auch einen etwas großzügiger ausgestatten Werkzeugkoffer werde ich zusammenstellen und mitnehmen, in der Hoffnung nicht allzu oft davon Gebrauch machen zu müssen. Vermutlich werden wir vorher noch einmal für eine Woche nach Rab fahren, um kleinere Um-, bzw. Anbauten vorzunehmen, um dann möglichst in der letzten Mai Woche, sofern das Wetter passt, zu starten. Ankunft in Rab ist dann wieder für die zweite/dritte Sept. Woche geplant.

Nachdem ich mich mit Berichten über den Kauf und die Überfahrt ja bis dato. zurückgehalten habe, nun ein kleiner Bericht:

Nach unserer Überfahrt im letzten Juli von Ancona nach Rab und anschließenden 6 1/2 Wochen Urlaub, ca. 1000sm, 65 Motorstunden und 2.657l verbranntem Sprit kann ich nicht behaupten, das Handling vollkommen zu beherrschen. Das steuern mit zwei Maschinen (Drehen auf dem Teller) ist relativ easy zu verinnerlichen und in engen vollbelegten Buchten von Vorteil. Das Anlegen an einer Mole schon problematischer, weil das Teil vorne brutal hoch und hinten die Badeplattform direkt über der Wasserlinie liegt, so daß man nicht so einfach überspringt, um festzumachen. Außerdem durch den hohen Aufbau sehr windempfindlich, man wird schneller vertrieben ist, als einem lieb ist. In Marinas kein Problem, da nehmen einem ja die Marineros die Leinen entgegen, in kommunalen Hafenbecken immer versucht Platz zu finden, um längsseits festzumachen.

Nachdem das Boot von der Westküste Italiens an die Ostküste mittels nächtlichen LKW-Transports

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gebracht wurde, haben wir in Ancona gekrant.

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Die Einweisung seitens des Vorbesitzers beim Händer in Braccagni

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war relativ schmerzlos und es blieb für mich einiges im Unklaren. Kein Wunder hatte er das Boot doch gerade mal für 3 Urlaube im Wasser und insgesamt selbst nur 116 Betriebsstunden gefahren. An erklärter Technik, Elektroinstallation usw. blieb da einiges offen, was auch das Eignerhandbuch nicht hergibt.

Morgens im Hotel fiel mir siedend heiß ein, daß der Transport ja Überbreite hat und somit mit Sicherheit keine Luft mehr in den Schläuchen ist. Also „Whats App“ an den Besitzer, ob denn eine Pumpe, ggfs. fest installiert, an Bord ist. Weiß er nicht, hat er bis dato noch nie gebraucht. Den Händler über den Spediteur angerufen -man spricht nur italienisch-, der meinte ich sollte mir in der Marina eine Handpumpe besorgen.

Dem Security Mann an der Marina Rezeption mit Händen und Füßen klar gemacht, was ich brauche. Der hat mich dann an den Staff vom Kran verwiesen, endlich ein Mensch der englisch spricht, und dieser hat dann den weiteren Gang in die Hände genommen. Er hatte ein Golfcaddy und damit waren die Wege in der Marina erträglich. Zuerst ging es zur Rezeption um die Krankosten € 160,-- zu löhnen. Dort wollte man das volle Programm, Speditionsschein, Bootspapiere, Führerschein, Personalausweis usw. usw. Der Staff hat dann die übereifrige Sekretärin abgewürgt und klar gemacht, daß wir nur ins Wasser wollen und es dann nach Kroatien rüber geht. In diesem Fall genügte auf einmal die Visa-Karte.

Nachdem er sein Ticket für den Kran hatte ging alles ganz schnell und das Boot ohne Luft ins Wasser. Er hat mir gegenüber eine Box zugewiesen und gemeint ich solle das ZAR erst einmal dorthin verlegen. Er verständigt einen Mechaniker vom Gommone Händler, der würde dann schon Luft in die Schläuche machen.

Jetzt lag der Ball wieder bei mir, denn ich musste auf die Suche gehen, wo sind denn eigentlich die Ventile. 6 Kammern, also achterlich, mittig und vermutlich im vorderen Bereich. Im Heckraum wurde ich sofort fündig, aber bei dem Ventil an Backbord dürfe es Probleme geben, denn davor sind die 3 Batterien verbaut und mein Arm mit Sicherheit 25 cm zu kurz, um an das Ventil zu kommen. Die restlichen 4 Ventile habe ich dann in der Kajüte gefunden, backbord natürlich hinter der Treppe verbaut, steuerbord im Schrank, aber einigermaßen zugänglich.

Kurz darauf kam dann auch der Mechaniker mit Bravo Pumpe und separater Batterie. Sah ganz gut aus, groß, schlank, lange Arme, der könnte eventuell an das problematische Ventil an Backbord kommen. Er faltete sich im Heckstauraum zusammen und füllte dann zuerst einmal die achterliche Steuerbordkammer. Die Backbordkammer hat er nach kurzem Versuch abgebrochen und sich erst einmal den Kammern in der Kajüte gewidmet. So jetzt waren 5 Kammern voll, aber die achterliche Backbordkammer halt nicht.

Im Heckstauraum ist er immer mehr eingetaucht, der Arm wurde immer länger, aber der Schlauch ließ sich einfach nicht aufstecken. Meinen Vorschlag, zur Not die Batterien ausbauen, wollte er einfach nicht akzeptieren. Immer wieder der Versuch, aber es fehlten halt die letzten 5 Zentimeter. Letztendlich haben wir das Ventil dann von außen mit dem Fuß Richtung GFK-Rumpfbohrung durchgetreten. Das waren die fehlenden Zentimeter und mit jedem bisschen Luft, ist das Ventil in Richtung Innenraum gewandert. Das Problem war gelöst und großes Erstaunen bei mir, daß er für die Leistung noch nicht einmal Geld forderte, immerhin hat er sich fast eine Dreiviertelstunde bemüht. Ohne Vorkasse geht nach meiner Erfahrung in Italien eigentlich gar nichts. Ich habe dann die neue Bravopumpe gekauft, € 220,--, und jetzt waren wir bis auf den Sprit eigentlich abfahrbereit. Der Staff hat alles beobachtet und uns dann noch an der Tankstelle angemeldet, die scheinbar nicht immer besetzt ist.

Im Vorfeld hatte ich mir schon einen Plan der Marina

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zu Gemüte geführt, sonst hätte ich mich vielleicht noch zwischen den Stegen verfahren. Die Tankstelle liegt an der Marina Ausfahrt und der Kran genau an der gegenüber liegenden Seite. Zwischenzeitlich war es 11 Uhr und so langsam wurde es Zeit die Überfahrt anzugreifen. Um nicht zu knapp zu kalkulieren, haben wir dann 400 l gebunkert, sprich 200 l in jeden Tank, € 650,--. Bei rund 140 km nach Losinj bzw. 175 km nach Rab sollte das eigentlich gut reichen. Bis jetzt waren wir gerade mal ein paar Meter im Hafenbecken gefahren und schon über € 1.000,-- los. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß der Urlaubsbeginn immer am teuersten ist.

Die Wetterprognose war ok, es war diesig nicht zu heiß und 5 Bf angesagt. Für Kroatien war für die Nacht Bora angesagt, so daß ich unbedingt noch an diesem Tag nach Rab wollte. Zu Hause hatte ich mir schon Wegpunkte auf dem Hand GPS angelegt, weil mir klar war, daß ein Einstieg in die Nutzung des vorhandenen Plotters nicht in 5 Minuten möglich war. Da aber vor Ancona Verkehrstrennungsgebiete und Einfahrtschneisen für die Fähren liegen, die für Sportboote gesperrt sind, wollte ich möglichst schnell und problemlos das offene Wasser erreichen. Unterwegs sind einige Bohrinseln, die ich mir auch namentlich eingeprägt hatte und an denen es mit dem nötigen Sicherheitsabstand vorbeigehen sollte, die aber für die Orientierung und als Wendepunkte ganz gut waren.

Der Plotter war noch auf italienische Sprache eingestellt und so hatte ich zwar die Anzeige, wo wir gerade waren, aber eine Routenplanung konnte ich nicht vornehmen. Mein Hand GPS tat sich schwer Satelliten zu finden und so sind wir letztendlich seit langer Zeit mal wieder nach Kompass gefahren, da ich mir die Gradzahlen für den direkten Kurs notiert hatte. Mit etwas Abdrift von ca. 1-1,5 km haben wir dann nach ca. 3,5 Stdn. die Einfahrt von Losinj getroffen, kurz vorher noch die Q-Flagge gesetzt.

Insgesamt nicht schlecht, denn wir wurden durch die uns schräg von bb entgegen laufenden Wellen und Wind und dem hohen Aufbau immer wieder stark nach Süden versetzt. Die Reisegeschwindigkeit lag bei ca. 25-30 kn, der Verbrauch zwischen 65-85 l/h. Zwischenzeitlich mal kurz den Hebel auf den Tisch, die Verbrauchsanzeige springt auf astronomische 220 l/h. Nach der Geschwindigkeit habe ich in dem Moment gar nicht geschaut, sondern schnell wieder auf Reisegeschwindigkeit reduziert, zumal auch das Fahren bei ca. 1,5-2 m Welle dann nicht mehr angenehm war

In Losinj dann das nötige Prozedere. Einklarieren und Anmeldung beim Hafenkapitän. Das Einklarieren lief super problemlos, wir konnten längsseits anlegen, und die Mädels und Jungs vom Zoll sehr freundlich. Sie wollten nicht aufs Schiff und haben uns auch so geglaubt, daß wir keine Drugs mitbringen. Der Hafenkapitän ist mittlerweile auf der anderen Seite des Hafenbeckens und es dauerte eine geraume Zeit bis wir ihn gefunden hatten. Trotz Schlafplätzen auf dem Boot mussten wir keine Kurtaxe entrichten, nachdem wir versichert hatten, für den Urlaub zusätzlich noch ein Appartement gemietet zu haben. Das ganze unter Beobachtung aus der Pfalz mittels Videoüberwachung, wie wir später erfahren haben.

So jetzt waren wir wieder in unserem Haus- und Hofgebiet und ließen es ruhig angehen. Wir beschlossen erst einmal etwas zu essen, nachdem morgens das Frühstück ja ausgefallen war und die Brückenöffnung in Losinj abzuwarten, um nicht außen herum fahren zu müssen. Kurz vor 18 Uhr dann in die Reihe der Segler eingereiht, um nach der Privlaka-Durchfahrt dann die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen. Nach der Durchfahrt sah die Welt schon etwas anders aus. Die angekündigte Bora ließ grüßen, also die Reisegeschwindigkeit auf 35 kn erhöht, um möglichst schnell nach Rab zu kommen.

Die Geschwindigkeit passte ganz gut zu den Wellen und so war auch recht schnell Tovarnele in Sicht. Dolfin ließ ich an bb liegen und als wir es querab hatten fing plötzlich eine Maschine zu stottern an. Na ja dachte ich, kann man gleich mal ausprobieren, wie es mit einer Maschine weitergeht, letztendlich war es ja nicht mehr allzu weit. Doch kurz darauf war auch die zweite Maschine aus. Mir ging alles möglich im Kopf rum, woran kann es liegen. Gudrun stellte natürlich sofort wieder die richtige Diagnose –der Sprit wird wohl all sein-. Also eingetaucht in den Kofferraum und tatsächlich die Filter waren staubtrocken. Das konnte aber von der getankten Menge, den gefahrenen Kilometern und dem angezeigten Durchschnittsverbrauch absolut nicht sein.

Ich erinnerte mich, daß mir der Händler in Italien noch gesagt hat, man kann jeweils eine Maschine auf einen Tank fahren, man kann beide Maschinen auf den rechten oder linken Tank fahren, also mehrere Möglichkeiten. Vorgefunden habe ich dann 4 Elektromagnetventile, 6 Benzinschläuche und 2 manuelle Dreiwegehähne. Die Elektromagnetventile waren offen, also konnte es eigentlich nur an den manuellen Hähnen liegen. Mehrer Stellungen ausprobiert aber es ließ sich mittels der Pumpbälle absolut kein Sprit ansaugen. Dummerweise sind die Schläuche so verlegt, daß nicht klar zu erkennen ist, welche aus dem Tank ansaugen und welche die Motoren versorgen. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt und so dümpelten wir erst einmal breitseits in den Wellen. Von Pag waren wir weit genug entfernt und die Wellen trieben uns Richtung Süden, weg von Pag. Also kein MAYDAY, sondern nur PAN PAN, in dem Fall mit dem Handy zu Franz (Armstor), der ja noch auf Rab weilte. Dieser hatte sich schon gewundert, daß wir noch nicht eingetroffen waren. Leider hatte er sein Boot schon zugeplant, weil er am nächsten Morgen nach Hause fahren wollte und so organisierte er das Abschleppmanöver durch einen weiteren Bekannten aus unserem Ferienhaus.

Es dauerte dann doch fast eine Stunde bis wir am Haken hingen und der Wellengang hatte ständig zugenommen. Wir entschieden uns dafür sofort an die Tankstelle und nicht erst an unseren Haussteg zu schleppen, wieder eine Dreiviertelstunde. An der Tankstelle war ich auf die zu tankende Menge gespannt, da ich mir die Sache immer noch nicht erklären konnte. Die Dreiwegehähne hatte ich wieder in die ursprüngliche Stellung gestellt. Zapfpistole in den Stutzen für den ersten Tank und 294 l getankt. Also der war mal richtig leer. Umgesteckt auf den zweiten Tankeinfüllstutzen und 96 l getankt, also hier waren die in Italien getankten 200 l noch drin. Des Rätsels Lösung, die Maschinen hatten sich nur aus einem Tank genommen. Das Starten an der Tanke dauert dann doch noch eine ganze Weile, geschätzt so ca. 1-2 Minuten bis die Benzinpumpen das System wieder gefüllt hatten und beide Maschinen wieder rund liefen.

Mittlerweile war es fast 22 Uhr und irgendwie war es mir etwas mulmig bei dem Gedanken achterlich zwischen den Booten an einem unbekannten Steg anzulegen. Aber auch das hatte Franz gut organisiert, die Enkel standen mit Taschenlampen auf dem Steg, beleuchteten die Zufahrt zwischen den Booten,
Franz und Martin übernahmen die Leinen, eine Muring hatten wir in der Dunkelheit auch nicht gefangen und so konnte man das leicht verspätete Abendessen in Angriff nehmen.

Resumee: laß dir nicht von einem Italiener in gebrochenem Englisch außerhalb des Bootes erklären, daß das Boot zwei Tanks hat, daß man so, oder so schalten kann, sondern die Einstellmöglichkeiten zeigen.

Gruß Uli
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