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Alt 05.02.2004, 13:05
tisum
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Wie komme ich zum Schlauchboot?

Wenn es Euch interessiert und Ihr Zeit genug habt, hier meine Geschichte (Michael hat es so gewollt):

Mit 5 oder 6 Jahren hatte ich den ersten Schlauch-Kontakt mittels eines LKW-Reifens zum Wasser. Wir hatten ein kleines Ferienhaus in Holland an einem Kanal gemietet. Den ich dann voller Abenteuerlust auf dem Reifen mit einem dicken Ring von Korkklötzen um den Bauch, ich konnte nicht schwimmen, überquert habe. Der Grundstein war gelegt. Über Freunde auf einem Campingplatz vertiefte sich die Bindung zwischen mir und dem Wasser bei Fahrten mit Falt- und Ruderboten. Ein Nachbar hatte ein großes Wiking –Schlauchboot mit Besegelung. Die Fahrt mit diesem Boot ist mit noch heute in deutlicher Erinnerung.
Ich bekam dann irgendwann ein eigenes (Bade-)Boot aus dem gleichen Material wie Luftmatratzen. Ein Heiligtum. Der in dieser Zeit entfachte Traum meines Vater von einem Metzler "INKA" ist leider mangels Masse nie Wirklichkeit geworden. Als meine Eltern den Campingplatz aufgaben trat dann eine lange Pause in Sachen Wassersport ein.
Erst als ich meine eigene Familie gegründet hatte, unser Sohn etwa ein Jahr alt war und wir mit Freunden über Pfingsten ein Zelt geliehen haben, kam die alte Sehnsucht wieder hoch. Der Campingplatz lag an einem alten Rheinarm. Wir kauften uns einen kleinen gebrauchten Wohnwagen den wir dort auf einen Dauerplatz stellten und bei einem Räumungsverkauf ein namenloses Schlauchboot mit Holzboden und Motorspiegel. Dem Versuch es mit Schwertern und einem selbst gebauten Rigg zum segeln zu bringen scheiterte. Ein Urlaub mit meinem Schwager in Philipjakov, in der Nähe von Biograd, zeigte uns was Schlauchboot fahren heißt und wie wunderschön Jugoslawien ist. Er hatte ein ca. 3 m langes Schlauchboot mit einem 5 PS AB mit. Im Schutz der Inseln haben wir herrliche Touren gemacht und sind an einem Tag auch von der Mündung bis zu den Kyrka-Wasserfällen hochgefahren.
Unser Schlauchboot wurde einige Zeit später durch ein kleines GFK Segelboot ersetzt. Nach der Methode 'learning by doing' machte ich mich langsam mit der Technik des Segelns vertraut und erzielte bald meine ersten Erfolge beim Aufkreuzen. Beim Segeln kommt bekanntlich der Wind immer von vorne.
Vom Mittelmeer fasziniert haben wir noch dreimal in Pula Urlaub gemacht und jeweils ein PVC-Kajak im Koffer mitgeschleppt. Kleidung war nicht so wichtig.
In dieser Zeit habe ich mit meinem Segelboot meinen Bruder mit dem gleichen Virus infiziert, was später noch von großer Bedeutung sein sollte. Da das Segelboot nicht so familientauglich war, war ich meistens alleine unterwegs was ich als sehr unbefriedigend empfand. Zu dieser Zeit wurde der Gedanke geboren, wir brauchten einen Wohnwagen der segelt.
Als es nach fast 10 Jahren daran ging endlich für ein eigenes Dach über dem Kopf zu sorgen wurden der Wohnwagen und das Segelboot aber erst einmal zu "Eigenkapital" für die Finanzierung unseres Häuschens umgewandelt. Nun saßen wir wieder auf dem Trockenen und waren etwas traurig. Ein kleines Trostpflaster war die Idee eines Freundes gemeinsam den Segelschein zu machen. Während der Ausbildungsfahrten auf einer VB kam ich dann wieder zum Segeln und lernte es jetzt von der Pike auf.
Glücklicher Weise hatte der Virus bei meinem Bruder bereits kräftig zugeschlagen. Er hatte sich inzwischen in Holland ein kleines Kajütsegelboot aus Stahl von imposanten 7,2 m Länge gekauft. Dank seiner Großzügigkeit waren wir oft eingeladen und durften es auch alleine nutzen, wenn er es nicht brauchte. Auf diese Weise lernten wir das niederländische Friesland mit seinen unendlich vielen Kanälen kennen und lieben. Seit dem halten wir es nicht mehr lange an Orten aus, von denen aus man den Horizont nicht sehen kann. Während dieser Zeit machte ich mit meinem Bruder dann den BR-, den Sportseeschiffer- Schein und das UKW Sprechfunkzeugnis. Aber der Reihe nach weiter.
Der Wunsch nach einem Boot wuchs. Schön wäre natürlich wenn man darauf auch übernachten könnte. Auf einer dieser Fahrten sahen wir bei einem Makler einen wunderschönen nostalgischen Langkieler an dem wir nicht vorbei konnten. Durch meinen Bruder zusätzlich animiert haben wir uns das Schiff angesehen und uns sofort verliebt.


"Jule "

Wir hatten unser erstes eigenes Schiff. Da es ein richtiges Segelschiff war, war das Komfortangebot natürlich weit von dem eines Wohnwagens entfernt. Trotzdem haben wir gemeinsam eine wunderschöne Zeit verlebt. Als Tender diente übrigens ein PVC-(Schlauch-)Badeboot.
Man wird aber älter und bequemer so dass uns die fehlende Toilette und Stehhöhe nach fünf Jahren nach Veränderung streben ließ. Die Wahl fiel auf ein Plattbodenschiff, 9,30x3,20x0,80; 7,0 t. Da war er, der Wohnwagen der segelt. Das Schlauchboot wurde durch ein zusammenfaltbares Ruderboot (Banana-Boot von Tribell, Hamburg) ersetzt.

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"Eurydice"

Nach den langen Jahren des Segelns in denen sich der Wind nur sehr selten nach den eigenen Zielvorstellungen richtete entdeckten wir unsere Vorliebe für gemütliche Fahren entlang der kleinen friesischen Kanäle durch die malerischen Dörfer. Da der Wind eben selten mitspielte, mussten wir oft motoren und trotzdem aber wegen dem Mast auf die Brückenöffnungen warten. Es stellte sich heraus, dass für diese Art Friesland zu erkunden ein Motorboot mit wenig Tiefgang (höchstens 0,8 m) und einer max. Durchfahrthöhe von 2,40 m ideal ist.
Da mein Sohn inzwischen eine eigene Familie gegründet hatte sollte es auch wenigsten für einige Tage auch Platz für uns alle haben. Nach längerem Suchen war das passende gefunden.

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"Tisum"

Ein 9,30 m langes Vlet, 3,60 m breit mit 80 cm Tiefgang. Das Steuerhaus halb offen, damit die Natur nicht so weit weg ist. Die 7,5 t schwere Dame wird von einem 65 PS GMC Diesel angetrieben, hat eine Heizung, eine komfortable Küche, fließendes kaltes und Warmes Wasser, für den Sommer eine Außen dusche usw., eben alles was sich angehende Rentner so wünschen. Nur mit dem Ruderboot ist das noch so eine Sache, und so schließt sich der Kreis, Beobachtungen in den letzten Jahren haben gezeigt, ein Schlauchboot ist das ideale Beiboot. Es lässt sich bequem schleppen, ist sehr seetüchtig (Wattenmeer) und wenn nötig auch sehr schnell.
In zwei Jahren beginnt meine Beurlaubungsphase im Rahmen der Altersteilzeit. Mein Traum ist dann noch mal auf den Antrieb durch Wind umzusteigen, binnen, mit gelegtem Mast zur französischen Mittelmeerküste zu Fahren und mich dort, wenn es sein soll auch mehrere Jahre, von einer Bucht zur anderen treiben zu lassen, vielleicht bis zur Türkei und zurück. Spätestens dann wird das gut motorisierte Schlauchboot als Tender unentbehrlich. Mit dem aufblasbaren V-Rumpf und einem 5 PS AB haben wir da hoffentlich keinen falschen Griff getan.

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"Das Schlauchboot"

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Gruß Heinz

PS: wo die Bootsnamen stehen sollten eigentlich die Bilder sein, aber das krieg ich noch hin. Also bei Interesse gelegentlich nochmal reinschauen.
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