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Alles übers Bootfahren Bootfahren in der Praxis und was zu bedenken ist.

 
 
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Alt 28.08.2006, 18:02
Benutzerbild von HaraldGesser
HaraldGesser HaraldGesser ist offline
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Boot Infos

Deutschlands freundlichste Schleuse - Für Schlauchboote ein Flop?

Hallo,

Das Schlauchboottreffen am Main war zwar für dieses Jahr ins Wasser gefallen, das Ostseewasser vom Urlaub musste aber aus dem Motor und so habe ich am Samstag eine Wolkenlücke genutzt "Deutschlands wassersportfreundlichster Schleuse", so eine bundesweite Abstimmung des DMYV, einen Besuch abzustatten.
Sie liegt bei Schwabenheim und verbindet am unteren Neckar die Flussabschnitte Ladenburg - Heidelberg: Um Links zu sehen, bitte registrieren

Zur Vorgeschichte: Im letzten jahr, flussaufwärts von Ladenburg kommend, legte ich bereits einmal am Warteplatz dort an. Die Sonne schien und es war herrliches Frühlingswetter. Nachdem ich die Sonne etwa eine Stunde genossen hatte und die Lichtanlage vor den beiden geschlossenen Schleusentoren immer noch auf rot stand (der Berufsverkehr auf dem Neckar ist recht bescheiden) fur ich dann wieder zurück. Sonnenbrandgefahr.

Bei einer Umschreibung in diesem Frühjahr erklärte mir ein (wirklich freundlicher) Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Heidelberg daß dies eigentlich gar nicht hätte sein können, immerhin sei dies ja die sportbootfreundlichste Schleuse überhaupt.

Man soll ja nicht nachtragend sein, also starteten wir am Samstag dort einen zweiten Versuch.

Beide Schleusentore für die Bergfahrt noch geschlossen, die Lichtzeichen verständlicherweise auf rot. Aber das konnte ja nicht lange dauern. Also ordentlich festgemacht, rotes Schlauchboot auf braungrünem Mainwasser, das musste man ja sehen.

Nach zwanzig Minuten gesellte sich ein acht-Meter-Festrumpfboot zu uns. Schön wie wir da so lagen, man konnte sich in aller Ruhe die Regenklamotten anziehen und dem einsetzenden Wolkenbruch ein Schnäppchen schlagen. Die Frage meiner Herzallerliebsten, ob der Schleusenwärter das einlaufende Wasser denn selbst bezahlen müsse, ignorierte ich.
Nach einer dreiviertel Stunde tat sich etwas: Ein weiterer Joghurtbecher gesellte sich zu uns und, viel wichtiger, ein Lastkahn fuhr in eine Schleuse ein und senkte sich langsam ab.
Jetzt fuhr er aus und tatsächlich: Die Lichtanlage sprang um auf grün. Rekord! So kurz hatte ich hier noch nie gewartet.

Der Schleusenwärter verlängerte unsere Freude dann noch etwas als er, bei bereits geöffneten Obertoren, uns noch etwa fünf Minuten mit dem roten Ausfahrlicht in der Schleuse hielt.

Aber dann hieß es doch Abschied nehmen und die Fahrt ging nach Heidelberg mit einem kurzen, aber netten Stadtbummel.

Jetzt stand die Rückfahrt an. Kurz vor Beginn des etwa 1,5 Kilometer langen Schleusenkanals überholte ich noch ein Frachtschiff. Prima, jetzt langsam vor dem hergetuckert, dann kurz angehalten und hinter ihm in die Schleuse. Keine Wartezeit. Ein wirklicher Glückstag.
So war es dann auch. Sogar eine Schleuse war bereits für die Talfahrt geöffnet und zeigte grün.Wir machten kurz fest, der Frachter fuhr vorbei, wir in respektvollem Abstand hinterher. Der Bug verschwand in der Schleuse - und die Lichtzeichen wechselten auf rot.
Hmm. Was war das? Hat der uns nicht gesehen? Rotes Boot auf brauner Brühe? Kann nicht sein.
Die Erklärung kam schnell: Gleichzeitig wurde ein Bergfahrer geschleust. Womöglich ist die Schleusenkammer mit einem Schiff von 108 Metern Länge ja ausgefüllt und der freundlichste aller Schleusenwärter wollte uns den Komfort einer eigenen Talschleusung zukommen lassen.

Die Tore öffneten sich, der Kahn fuhr aus, die Lichtzeichen - blieben auf rot.
Jetzt kam ich doch ins Grübeln. Konnte ja sein daß sich ein weiterer Talfahrer per Funk für die Schleusung angemeldet hatte. Also noch ein viertel Stündchen gewartet.
So langsam wurde ich aber doch unruhig, immerhin näherten sich die Schleusenbetriebszeiten langsam dem Ende.

Jetzt musste langsam gehandelt werden. Ich machte mich also, in Ermangelung eines Schleusentelefons, auf den Weg zum Schleusenwärterhaus.
Immerhin gab es eine Klingel mit Gegensprechanlage. Die Gegensprechanlage schien zwar nicht zu funktionieren, eine Passantin macht mich aber darauf aufmerksam daß "da oben am Fenster jemand sei".
Ein paar Schritte zurückgetreten und ich erblickte den stumm auf mich herabschauenden Schleusenwärter der uns schon vor zwei Stunden so freundlich bergauf geschleust hatte.
Nach einem höflichen "Guten Tag" erklärte ich ihm, daß ich recht gerne zu Tal geschleust werden würde.

"Mit was denn?" war seine Frage.

Rotes Boot auf brauner Brühe. Naja.
"Mit dem Boot da." Ich zeigte in die Richtung in der, gut sichtbar weil nicht weit weg, unser Boot lag.

Dafür, erklärte er mir, müsse ich die Umtragestelle benutzen.

Es dauerte nicht lange und ich hatte meine Fassung wieder gefunden. Das Boot sei aber doch recht schwer, meinte ich.

Ob es denn einen Motor habe?

Sollte ich den etwa ohne es zu bemerken verloren haben? Erschrocken drehte ich mich um. Aber nein, er war noch da. "Ja. Fünfzig Kilo."

Darüber musste er nachdenken. Ob das Boot denn zulassungspflichtig sei?

Jetzt brauchte ich mich nicht umzudrehen, die mindestens 10 Zentimeter hohen Buchstaben aus Letterflex in Kontrastfarbe konnte ich nicht einfach verloren haben. "Ja!"

Irgend etwas arbeitete jetzt in dem Mann. "Aber eigentlich müssen Sie damit die Umtragestelle...."
So ganz sicher schien er sich jetzt auch nicht mehr.

Wie ich denn ein hundertfünfzig Kilo schweres Boot aus dem Wasser heben, es hundert Meter über Land tragen und schließlich in einen Seitenarm, der für Motorfahrzeuge gesperrt ist, einsetzen solle?

Jetzt meldete sich sein weiches Herz: Dann würde er mich eben ausnahmsweise schleusen, ich solle nur zum Boot gehen, er würde dann die Einfahrt frei geben. Aber normalerweise...

Und so war es dann auch. Ein schönes Erlebnis.



Anzumerken sei noch daß der Herr, der mir weitergeholfen hat, nicht derjenige auf der Homepage des WSA Heidelberg war. Aber wohl ein netter Kollege.



Viele Grüße

Harald
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