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Alles übers Bootfahren Bootfahren in der Praxis und was zu bedenken ist.

 
 
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Alt 16.01.2008, 15:20
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handbreitwasseruntermkiel handbreitwasseruntermkiel ist offline
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Boot Infos

Alles ist machbar !

Hallo Markus,
bin beim Stöbern hier im Forum über Deinen Bericht gestolpert und will mich auf diesem Wege nach dem aktuellen Stand Deiner Törnplanung erkundigen, bzw. von meinen Erfahrungen berichten.

Mein Name ist Andreas. Seit Anfang - Mitte der 90er haben meine Frau und ich den SFB, SFS, Funkpatent. Unser Hauptboot (neben vers.Schlauchbooten) ist ein gut 7m langer Gleiter mit 4.3 Mercury Alpha One. Unser Heimathafen ist Bingen, d.h. wir kennen den Rhein.

In 2002 haben wir mit unserem" Kleinen Hai" die Sauerkrauttour gemacht ( Bingen - Koblenz, dann Mosel bis hinter Trier, dann Saar, Saar- Kohle- Kanal, dann in den Rhein- Marne- Kanal und in Straßburg wieder in den Rhein und zurück nach Bingen).

So gut ich´s weiß noch aus dem Kopf heraus:
Fahrtstrecke: ca. 850 - 900 km
Fahrtkosten (Benzin): ca. 2300.- Euro
Fahrtzeit: 3 Wochen

Die Tour ist m.E. von Länge, Revier und Dauer mit Deiner geplanten vergleichbar.

Meiner Auffassung ist Deine Tour über Straßbourg, Canal du Medi, etc. ins Mittelmeer bei sorgfältiger Vorplanung in 3 Wochen durchführbar.

Folgende Tipps, welche mir spontan einfallen ( gerne auch Kontaktaustausch per PN und Telefon möglich):
1) Boot und Crew( bei gut 9m Boot empfehle ich Skipper und 2-3 Crew, geht zwar auch zu zweit, aber als Skipper Lenkrad und Schaltung zu bedienen und mit dem Schleusenhaken dabei noch die Treppe in der Schleuse zu erwischen, ist schon stressig) erst (aufeinander) und einfahren, Erfahrung mit dem Boot und dem langsamen Fahren sammeln. Ich empfehle einen (Wochen-) Trip in den Neckar. Da ich bei deinem Boot von einem Gleiter ausgehe und diese sich nur schwierig in Verdrängerfahrt auf Kurs halten lassen, scheint es sinnvoll, daß Du Dein Boot mal 6, oder 8, oder 10 Stunden am Stück bei niedriger Drehzahl erfährst (möglichst nachdem es eingefahren ist).
In Verdrängerfahrt bist Du ständig am lenken, das ist auf die Dauer nicht nur sehr anstrengend, sondern nervt auch ordentlich.
Ihr solltet auch vorher schon mal geschleust haben! Das nimmt vor allem auch die Angst vor den 2 riesigen Rheinschleusen, welche Ihr von Karlsruhe nach Straßbourg vor Euch habt. Und wenn 2 Schubverbände vor Euch beim Rausfahren ordentlich Schraubenwasser machen, wird auch ein 9,35m langes und 5to schweres Boot zum Piongpong- Ball, wenn einer der Crew die Schwimmpoller nicht ordentlich belegt hat.
2) Wenn die für den Törn zur Verfügung stehende Zeit auf max. 3 Wochen limitiert ist, empfehle ich die Strecke Karlsruhe - Kehl/Rhein am Wochenende zuvor zu absolvieren und das Boot im außerordentlich guten (und abgeschlossenen) Hafen von Kehl die Woche über zu lassen.
3) Funkgerät mitnehmen (See -Handgurke langt). Sehr zu empfehlen zum Anmelden in den Schleusen ( in Deutschland muss!, für Frankreich sinnvoll, übers Meer unbedingt!!!)
4) Hauptferienzeit meiden. Dann sind nämlich alle auf dem Wasser, Privatboote, wie Leihpenichen und die Wartezeiten vor Schleusen in den touristisch attraktiven Bereichen Deiner Tour können sich extrem verlängern. Ganz abgesehen, das es für Dein Boot dann manchmal in keinem Hafen auf 20 - 30 km Kanalfahrt einen freien Liegeplatz gibt. In Frankreich ist "wildes" Campen zwar erlaubt ( ich meine am Kanalrand), aber manche Kanäle sind am Rand mit kreisförmig gebogenen Betonhalbrohren eingefasst, was Anlanden sehr unangenehm macht.
5) Leihboote meiden wie die Pest !!!!
Meist können diese weder Boot fahren, noch kennen sich mit den Verkehrsregeln aus (Seemanschaft ist für diese ein Fremdwort. Habe schon einige Leihboote munter fahren gesehen, wo auf dem Bug einer lustig und lachend die "Rote Fahne" schwenkt.) Und annehmen tut Dich von denen sowieso keiner. Ganz im Gegenteil, nehmen die Dir die Vorfahrt und rammen auch Dein Boot. Sicher !! Weil es denen egal ist, ob eine Schramme an Ihren Leihpott kommt und sie nicht wissen, wie teuer so ein Boot überhaupt ist.
6) Am besten in einem Tross von 2-3 Privatbooten dürch den Kanal und die Schleusen fahren. Egal, ob Du einen Verdränger oder einen Gleiter hast, im Kanal ist sowieso nur Verdrängerfahrt angesagt. Und Du wirst sehen, daß Du nach 2- 3 Tagen abends im Hafen oder über Tag immer die selben Privatbootfahrer siehst. Warum diese nicht mal ansprechen, wo es hingeht und ob man nicht einen Teil (z. B. Kanalabschnitt oder Schleusentreppe) zusammen fahren kann. Die können Bootfahren und sind vorsichtig, weils das eigene Boot ist und sie wissen, was Reparaturen kosten.
7) Sich darüber klar sein, das etwas kaputt geht ! Schrammen gibt es immer und Gleiter haben es garnicht gerne, wenn sie 8, oder 10 Stunden bei Standgas gefahren werden (Leerlaufsägen, Zündkerzen verrußen,etc.)
Also auch nach geeigneten Werftmöglichkeiten entlang der Tour vorher Ausschau halten. Bootsausrüstung auch in Reserve mitnehmen, denn ein Feder fliegt sicherlich, Tampen kann man nie genug haben (verschiedene Längen für verschieden hohe Schleusen vorkonfektionieren, usw. usw,)
8)Mobilität ausserhalb des Bootes haben. Häfen oder Anlegestellen sind oft weit ausserhalb und weg von Einkaufs- Tank- und Essensmöglichkeiten. Bordfahrräder (oder kleine, klappbare Mopeds wie Honda Monkey und Dax) erhöhen Deinen ausserbordlichen Aktionsradius.
Außerdem gibts oftmals in Frankreich in den Häfen weder Strom noch warmes Wasser zum Duschen. Im Standgasbetrieb eines Gleiters wird die (werden die) Batterie (Batterien) nur unzureichend geladen. Brennt dann noch die ganze Nacht das Licht und saugt ein Wechselrichter beim Fernsehen die Batterie leer, gibts morgns Freude beim Motorstarten. Ein kleines Stromaggregat hilft hier ungemein.
9) Ruhetage einplanen. Nach ein paar Tagen immer nur an Bord, werdet Ihr anfangen beim Landgang zu schwanken ( auch auf Binnengewässern). Es kann auch sein, daß es dem einen oder anderen schlecht wird. So eine Tour ist zwar sehr toll, aber auch stressig. Damit sich kein Bordkoller aufbaut sind Ruhetage an Land wichtig. Ich empfehle pro Woche Tour einen Ruhetag. So kann stressfrei nachgebunkert werden (Sprit und Nahrung) der Motor und das Schiff inspiziert werden und es sind immer noch 21 Stunden vom Tag übrig um abzuschalten, Spass zu haben und wieder Kraft und Konzentration für die kommenden Törntage zu sammeln.
10) Die Arbeitzeiten der Schleusenwärter und Feiertage in Frankreich berücksichtigen. Von 12:00 - 2:00 geht nämlich gar nichts, weil Mittagspause. Da haben wir schon Mitten in der Wildnis alleine in der Schleuse gestanden, weil der uns begleitende Schleusenwärter erst mal mit dem Auto zu seinen Kumpels zum Futtern und zum mittaglichen Klönsnack abdüsen mußte. Und vor 08:00 funktioniert auch keine Schleuse (Automatikschleusen abgeschaltet, bei manuellen ist noch kein Schleusenwärter da), und nach 19:00 sowieso nicht. Feiertags ist alles dicht (z. B. Französischer Nationalfeiertag 14.07.) An solchen Tagen am besten einen Ruhetag einplanen.

Sicherlich ist meine spontane Liste nicht vollständig.
Gerne können wir uns austauschen.

Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
wünscht
Andreas E.
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