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Alles übers Bootfahren Bootfahren in der Praxis und was zu bedenken ist.

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  #1  
Alt 26.08.2004, 09:01
Michel
Gast
 
Beiträge: n/a


Seenotsignalmittel

Hallo Freunde,

hier mal eine Beschreibung aus dem Netz, welche Arten von Seenotsignalmitteln es gibt und allerlei wissenswertes darüber. Vielleicht interessiert es ja jemanden:

Beschreibung der einzelnen Signale von Jochen Grikschat

Es folgt eine ausführliche techn. Beschreibung der einzelnen Signale mit den meiner Meinung nach besonderen Vorzügen / Einsatzbereichen / Besonderheiten, sowie noch ein paar allg. Infos und Tips zur Handhabung, Zusammenstellung, Unterbringung.

Achtung nächster Absatz gilt nur für Deutschland:

Alle Pyrotechn. Signalmittel sind generell ab 18 Jahren frei. Lediglich für die Raketen ist zusätzlich ein Pyroschein erforderlich, für die Kal.4 Signalmunition muß zudem eine gültige Munitionserwerbsberechtigung nachgewiesen werden. Es gilt die jeweils aufgedruckte / geklebte Verbrauchsdauer von i.d.R. 3 Jahren.



Handfackeln:

Rot (15.000cd) und weiß (10.000cd), Rundstabform 240x34mm, ca. 275g, einhandtauglicher Schlagzünder (Platzpatrone = lauter Knall), Brenndauer mind. 60s.

Vorsicht! Die Fackeln brennen sehr heiß und hell! Nicht hineinblicken und von brennbaren Gegenständen fernhalten. Es handelt sich Nahbereichssignale, sowohl tags als auch nachts bei jedem Wetter einsetzbar, bedingt tauglich zur Erstalarmierung. Weiß dient als Antikollisionswarnsignal. Der Kunststoffgriff erwärmt sich erst nachdem die Fackel komplett ausgebrannt ist, es tropft keine Schlacke und die Fackeln brennen auch unter Wasser weiter. Die rote Fackel ist m.E. auch für den Binneneinsatz geeignet.

Rauchsignale:

Handrauchfackel (Pinpoint)
Keulenform 248x43mm, ca. 215g, einhandtauglicher Schlagzünder(Platzpatrone = lauter Knall). Es wird für mind. 60s ein dichter orangener Rauch verbreitet.

Rauchsignal Mk5 (Lifesmoke)

Dosenform 145x82mm, ca. 500g, schwimmfähig, Reißzünder unter Schraubkappe. Es wird mit ca. 5s Verzögerung nach der Zündung für mind. 3min ein sehr dichter orangener Rauch verbreitet.

Rauchsignale sind Tag- und Nahbereichssignale, bedingt tauglich zur Erstalarmierung und windanfällig. Bei zu starkem Wind, wird der Rauch rascher verweht und verliert dabei deutlich an Signalwirkung. Die Rauchdose ist aus Metallblech und einfach beschichtet, sie sollte daher regelmäßig auf Korrosion überprüft werden. Obwohl es SEEnotsignal heißt, empfehle ich speziell Rauchsignale auch für den Binneneinsatz, bspw. auf Seen oder großen Flüssen. Der auffällige Rauch dürfte genügend allgemeinverständliche Alarmwirkung besitzen.

Tag/Nachtsignal:

sehr kompakte Rundstabform 137x40mm, ca. 200g. Rauchseite verbeitet mind 18s orangenen Rauch, die Fackelseite (Riffelmarkierung) brennt für mind. 20s bei 10.000cd rot, jeweils Reißzünder unter wasserdichter Schraubkappe.

Es ist das einzige Signal das bis 30m absolut wasserdicht ist, es ist auch eine bis 150m dichte Schraubhülse (Taucher) erhältlich. Es richtet sich an Personen, die fast keinen Platz für normale Signalmittel haben (bspw. am Körper zu tragen), nur Minimalversorgung bevorzugen, oder im Wasser agieren (Rettungsschwimmer). Nach Verbrauch einer Seite ist die jeweils andere immer noch voll einsetzbar. Nachteilig ist der sehr hohe Preis.

Miniflare 3 Signalgeber:

Hartgummiblock (150x70x20mm), ca. 250g, beinhaltet 8 Schuß rote Signalsterne (ca. 60m, 6s, 3000cd) und den eingeschobenen Signalstift (Spannfederabschuß mit Bajonettverschluß).

Wie alle gängigen 6s-Mini-Leuchtsterne ist es ein absolutes Nahbereichssignal mit geringem Aufmerksamkeitswert und somit kaum ein Seenotsignalmittel im herkömmlichen Sinn. Jedoch ist es sehr kompakt und daher auch gut als Reserve und für "spezielle" Anwendungen am Körper mitzuführen. Auch ist es geeignet für Bergwanderer und sonst. Outdoorbegeisterte. Es findet auch Verwendung in der Notfallausrüstung bei (Militär)Piloten. Die Patronenlager sind erst nach einfetten des Verschlußstreifens dicht. Die Zündhütchen sind mit einer dünnen Lackschicht versehen und der ganze Körper ist etwas geölt. Durch die getrennte Lagerung ist eine unabsichtliche Auslösung ausgeschlossen. Leider ist die Nachschubfrage der Patronen immer noch ungeklärt. (Im direkten Vergleich zum Nico halte ich die techn. Flugdaten der Signalsterne hier für wesentlich realistischer. Die Signalsterne sind auch beinah identisch mit denen von Nico.)

Nicosignal:

Es handelt sich um eine griffige Kunststoff-"Dose", mit fest integriertem Abzug, sowie einem aufgsetztem 6-fach stufenweise drehbaren "Revolverkopf", der 6 Signalsterne beinhaltet, die einzeln ausgtauscht werden können. Die Signalsterne sind technisch praktisch identisch mit denen vom Miniflare3, jedoch werden von der Fa. nach oben abweichende Angaben zu ihrer Leistung gemacht, deren Richtigkeit nur schlecht oder im Vergleich mit andern Signalsternen "überprüft" werden kann. Die Abschußeinrichtung verfügt über eine Steck- und eine Schiebesicherung. Das ganze Signal ist aufgrund seines etwas klobigen Aufbaus nur bedingt gut am Körper zu transportieren. Es ist aber gut einhändig bedienbar. Aufgrund der unterdimensionierten Signale ist ein Einsatz aber nur auf kurze Distanz und v.a. nachts wirklich sinnvoll. Es ist ein Reservesignal und "besser als nichts" und letzlich genauso einzustufen wie der Miniflare3. Beide ersetzen keine herkömmlichen Seenotsignalmittel!

Fallschirmrakete Mk3:

Rot (30.000 cd), Weiß (80 oder 100.000cd (?) = militär. "Vorfeldbeleuchtung"), Steighöhe ca. 300m, Brenndauer mind. 40s, 265x46mm, einhandtauglicher Umklappzünder, ca. 360g. In gleicher Bauform gibt es die Blitz-Knall-Rakete (Maroon Rocket), in 300m Höhe explodiert sie mit ca. 1 Mio. Candela und einem ca. 156 dB lautem Knall, Gewicht 295g

Es handelt sich um Fernsignale zur Erstalarmierung. Das rote Signal erreicht nachts Sichtweiten von bis zu 30 Seemeilen, tagsüber sind es weniger. Aufgrund seiner langandauernden enormen Helligkeit ist es die 1.Wahl für pyrotechn. Notsignale. Weiße Signale dienen zur Kollisionswarnung oder einfach zur (Notfall)beleuchtung. Die Blitz Knall Rakete ist zwar recht teuer, erreicht aber einen hohen Aufmerksamkeitswert und wird am besten kurz VOR einer roten Rakete oder einem sonstigen Notsignal gezündet.

Kal.4 Signalpatronen:

Es handelt sich um die gängigen (in Deutschland ist nur ein Hersteller auf dem Markt) Leuchtpatronen und hochaufsteigende Geschosse die auch mit Raketenantrieb (bis 300m) und Fallschirm erhältlich sind, sowie Blitz-Knall-Patronen. Es ist hierfür aber eine Kal.4 Signalpistole erforderlich, für diese bedarf es einer oft schwer erhältlichen besonderen Genehmigung (Bedarfsnachweis !). Für Kanuten machen Signalpistolen nur bedingt Sinn, nicht nur wegen der Lagerungsprobleme (unterwegs). Für den Erwerb der Munition ist eine gültige Munitionserwerbsberechtigung nachzuweisen.

Leuchtstäbe:

Verschiedene Ausführungen / weiß, rot, grün, gelb, blau, orange für 8-12 Stunden Leuchtdauer / "Hi-Version "weiß, rot, gelb für 30 min. deutlich heller leuchtend / "Hi-Intensity" orange für 5 Min sehr hell leuchtend, dann noch mehrere Stunden normal leuchtend. Es handelt sich um Kunststoffröhrchen, gefüllt mit Organochemischen Substanzen, die mittels eines dünnen Glasröhrchens getrennt sind. Wird das innenliegende Glasröhrchen durch knicken zerbrochen (Knick-Stäbe), vermischen sich die Substanzen und es entsteht kaltes chemisches Licht in verschiedenen Leuchtintensitäten und Leuchtdauern.

Sie eignen sich bspw. zur Markierung von Mitpaddlern bei Nachtfahrten, Notbeleuchtung, Signalmittel (bspw. an Schnur im Kreis wirbeln). Auch Leuchtstäbe haben Verfallsdaten, zudem sollte man darauf achten, daß die mit Schutzgas versehenen Verpackungshüllen nicht beschädigt werden, sonst dringt langsam Sauerstoff ein und dieser kann die Leuchtsubstanz langsam schwächen und langfristig zerstören. Die Leuchtstäbe können über den normalen Hausmüll entsorgt werden.

Verkehrswarnfackeln:

auch Bengalische Fackeln, Rundstäbe aus Presspappe gefüllt mit einer 20 Min. rot brennenden Substanz die mit einer Reibfläche (wie ein Streichholz) entzündet wird. Die Amerikanische VWF ist etwas kürzer und hat einen ausziehbaren doppelten Drahtbügel, der als Bodenständer (schräg und flach stehend) oder Haltegriff dient. Die Deutsche VWF (etwas teurer) kommt mit einem stabilen kreuzförmig zusammensteckbaren Bodenständer aus faserverstärkter Wachspappe, sie steht senkrecht und sicherer, das Fußstück ist bedingt als Handhalterung benutzbar. Sie brennt etwas heller.

Man sollte generell nicht direkt in die grelle Flamme sehen, Blendgefahr. Auch sollten die Rauchgase nicht eingeatmet werden. Die Fackeln entwickeln heruntertropfende heiße Schlacke und sind windstabil. Sie sind nicht für den Wassereinsatz geeignet, durch Wasser und durch vorsichtiges ausklopfen leicht löschbar, aber ebenso sind wieder neu entzündbar (Wunderkerze oder Sturmstreichholz, Masse vorher etwas ankrümeln).

Sinnvolle Zusammenstellung von Signalen:

Durch die sehr verschiedenen Wirkungen und Einsatzbereiche der Signalmittel ist es nicht leicht sie sich optimal zusammenzustellen. Eine wirklich als optimal anzusehende Zusammenstellung kann es kaum geben. Bei den Seglern / Sportbootfahrern gibt es aber Sets, an die man sich zu Anfang erstmal halten / orientieren kann. Man darf aber nicht übersehen, daß pyrotechn. Signalmittel in Kombination mit anderen Alarmierungssystemen sinnvoller wirken und euingesetzt werden können. Ebenso ist es ein Unterschied ob eine Handfackel auf einem ohnehin sichtbaren großen Motor- oder Segelboot gezeigt wird, oder von einem flachen Schlauchboot.

Das Inshore-Set besteht aus je 2x Handfackel rot und Handrauchfackel und ist für den Küstenbereich bis 5 sm gedacht. Beim Coastal-Set kommen noch 2 Fallschirmraketen rot hinzu und es wird bis 7 sm Küstenentfernung empfohlen. Über 7 sm gibt es das Offshore-Set, welches ein Coastal-Set + 2 Rauchdosen ist, untergebracht in einem wasserdichten PVC-Schraubcontainer.

Es ist bei Gruppenfahrten nicht nötig, daß jedes Boot ein komplettes Sortiment mit sich führt. Hier kann man sich untereinander absprechen und ergänzen und so die Gruppe zur sichersten seegängigen Sportboot-Einheit machen. Für den einzelnen sollten auf jeden Fall Nahbereichssignale an Bord sein. Das könnte/sollte neben der obligatorischen Signalpfeife (!!) 1-2 rote Handfackeln sein, evtl. auch eine Rauchfackel. Signalstifte oder Tag / Nachtsignal sollten nur als Reserve angesehen, aber dafür am Körper getragen werden, falls man vom Boot getrennt wird. Fahrtenleiter und ausgesuchte Personen führen Fallschirmraketen und evtl. Rauchdosen mit sich, evtl. auch weiße Handfackeln.

Bei Solofahrern oder Minigruppen wird es etwas schwieriger, v.a. auch wegen des Platzbedarfs. Ich z.B. führe in einer Westenrückentasche immer Handfunk sowie eingetütet 1x Handfackel rot und Handrauchfackel mit mir. 1-2 Fallschirm- und 1 Maroonrakete werden entweder im Cockpit oder auf Deck in speziellen und dichten Rohren mitgeführt.


Zur individuellen Zusammenstellung sollte man sich u.a. folgende Fragen stellen:

wieviele Pers. sind dabei?
wieweit entferne ich mich vom Ufer/Küste?
Wetter-/Wasserbedingungen?
eigene Fähigkeiten?
einsame oder belebte Gegend?
sonstige Alarmierungsmöglichkeiten?
Unterbringung der Signalmittel:

Pyrotechn. Signalmittel sollen generell möglichst trocken und kühl gelagert werden. Das dies nicht immer und speziell bei uns kaum machbar ist, leuchtet ein. Obwohl die Signalmittel in der Regel dicht sind, sollte man sich darauf nicht prinzipiell verlassen, sondern aktiv Vorsorge tragen. Raketen kann man prima in DN50 Sanitärrohren dicht und sicher unterbringen, ebenso die Handrauchfackeln.

Alle Fackeln und auch die Miniflare kann man gut in wiederverschließbare Gefrierbeutel geben, diese sind schnell geöffnet und billig. Bei der Rauchdose sollte man die seitl. Dosenlötstelle mit etwas Lack überpinseln. Alle O-Ringe sollten regelmäßig überprüft und etwas eingefettet werden. Generell sollte man alle Signalmittel regelmäßig auf mögliche Schadstellen inspizieren, was bei PW-Signalen recht einfach geht.

Ich hoffe das war interessant für Euch, das Nico Signal habe ich mal extra rot markiert, da dies einige von uns haben, (ich auch) im glauben so ein vernünftiges Signalmittel an Bord zu haben.

Nächstes Jahr fliegt das Ding von Bord.

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  #2  
Alt 26.08.2004, 09:09
DieterW
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Michel
Da wird man ja blind :glotz:
Nein, schöner Bericht. :coool:
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  #3  
Alt 26.08.2004, 09:23
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Wie "entsorgt" ihr eigentlich die Leuchtsignale?

Ein Nico-Signal ist ca. so wie die Signalaufsätze für Gaspistolen, die kann man ja noch zu Silvester verschießen.

Aber wie ist das mit den 300m Fallschirmraketen. Ich habe mal von einem Verkäufer gehört, der hat so ne Rakete zu Silvester von der Donauinsel starten lassen . Danach war die Polizei bei ihm und hat 3000ATS verlangt. Sie meinten Raketen schön und gut, aber sowas ist zuviel und fällt selbst zu Silvester auf.

MfG Mike
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  #4  
Alt 26.08.2004, 09:26
Michel
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Beiträge: n/a


Wir entsorgen die Munition natürlich "fachgerecht"

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  #5  
Alt 26.08.2004, 09:31
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Zitat:
Zitat von Michel
Wir entsorgen die Munition natürlich "fachgerecht"

Und wie? Ab in den Ofen damit , und mit den alten Autoreifen mitverheizen .


Mike
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  #6  
Alt 02.09.2004, 17:38
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Kapt.Bo Kapt.Bo ist offline
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Frage an Euch

Wer hat von Euch schon die Erfahrung gemacht, wen Leuchtmittel, Raketen
oder die Signalpistole im Auto transportiert werden, welche Regelung an der Grenze
oder der Anmeldung an der Grenze erforderlich ist ?

In welcher Form der Transport im Auto sein soll?
Mir sind nur die Regeln bekannt wen ich von See in ein Land reise..

Waffenbesitzkarte und Munitionserwerbsberechtigung habe ich.



Gruß Boris


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