Zurück in's Mittelalter ?????

Jede Woche ein Piratenüberfall - Kölner Stadtanzeiger :
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Auf brutalem Beutezug
VON FRANK RÄTHER, 29.12.06, 07:00h
Johannesburg - Die Piraten kommen immer näher. Gehörten bisher vor allem die west- und ostafrikanischen Küsten zu ihren Zielen, kommen sie nun immer weiter nach Süden und bedrohen bald auch die Gewässer rund um Südafrika. Davor warnten jetzt Experten der internationalen maritimen Sicherheitsorganisationen IMB und IMO. Gefährdet ist sowohl Südafrika, das etwa 95 Prozent seines Außenhandels per Schiff abwickelt, als auch die um das Kap der Guten Hoffnung laufende internationale Schifffahrtsroute, die mit sechs Millionen Tonnen Gütertransit im Monat zu den geschäftigsten der Welt gehört.

Die Zeiten, als vor Afrika überwiegend kleine Piratenschiffe aktiv waren, seien vorbei, haben die Sicherheitsbehörden ermittelt. Hoch organisierte und international operierende Verbrechersyndikate übernehmen den Experten zufolge in wachsendem Maße die Piraterie. Sie verfügen über Mutterschiffe, die - getarnt als Handelsschiffe - schwimmende Kommandozentralen sind. Inzwischen besitzen sie sogar Hubschrauber. Ihre Angriffe werden nach militärischem Muster durchgeführt. Die für die Überfälle benutzten Schnellboote sind inzwischen nicht nur mit Maschinengewehren, sondern sogar mit Raketen, Panzerfäusten und Flugabwehrgeschützen ausgerüstet.

Die Piraten erbeuten die Schiffskassen und rauben alle Wertsachen an Bord. In schlimmen Fällen ermorden sie die gesamte Besatzung und stehlen das Schiff samt Ladung. In den Häfen von Kapstadt, Durban, Port Elizabeth und Richards Bay sind Informanten stationiert, die die Piraten detailliert über Fracht, Mannschaftsstärke, Abfahrtzeiten und Routen unterrichten. Ein Schiff von Richards Bay mit Kurs auf die Vereinigten Arabischen Emirate wurde kürzlich vor der somalischen Küste mit Schnellbooten und einem Hubschrauber angegriffen. Zwei Tage später attackierten 15 Piraten auf der Reede vor Daressalam in Tansania ein Containerschiff, das nach Durban unterwegs war. „Die Angriffe erfolgen immer weiter südlich“, warnt Henri Fouche von der Technischen Universität Pretoria, der zu den führenden Spezialisten maritimer Sicherheit in Südafrika zählt. Die Piraten fühlten sich zu Überfällen geradezu ermutigt: „Sie wissen, dass es vor den Küsten von Mosambik, Madagaskar und Namibia nur wenige Patrouillenboote gibt.“

Da die Routen oft weit draußen im offenen Meer verlaufen, haben die Gangster wenig zu befürchten. Die Überfälle vor der afrikanischen Küste, so warnt der Direktor des Internationalen Maritimen Büros (IMB), Kapitän Pottengal Mukundan, gäben „außerordentlichen Grund zur Sorge“, vor allem da extreme Gewalt angewendet werde. „Wir sind besorgt, weil es in Afrika an Kriegsmarine und auch auf Piratenangriffe spezialisierten Einheiten fehlt.“

Keine Woche verging im vergangenen Jahr ohne einen Piratenüberfall. Allein im vergangenen halben Jahr gab es sechs Angriffe vor Tansania. Auch vor der angolanischen Küste sind schon Piraten. Dies bedeute, dass sie ihre „traditionellen Gebiete“ im Golf von Guinea und am Horn von Afrika immer mehr ausweiten würden, so Henri Fouche. An die Küstenstaaten Afrikas appellieren die internationalen maritimen Behörden deshalb, ihre Kriegsmarine auszubauen. Und Südafrika wurde zur Luftunterstützung seiner Marine aufgefordert - der einzig nennenswerten auf dem Kontinent.



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