Mariner 90: LEistungsverlust und extremer Treibstoffverbrauch

[Novamarine]

Hallo,

ich bin gerade in Kroatien auf Urlaub.

Gestern auf der Fahrt zum Zrmanje Canyon. 6 Personen an Bord. Gleitfahrt ca. 20 Knoten bei 3800 U/min.

Plötzlich ein extremer Leistungseinbruch. Bei Vollgasfahrt waren maximal 8 Knoten bei 2800 U/min möglich.

Wir sind dann bis nach Obrovac gefahren um das Boot vollzutanken.

Langsam sind wir dann mit Vollgas nach Hause gefahren und haben in ca. 2 Stunden ca. 80-90(!!) Liter Treibstoff bei 7-8 Knoten verbraucht.

Was kann da los sein ?

Wolfgang

[Rotti]

2 oder 4takt Motor?
Läuft der Motor unrund?
Raucht er stark ?
Was ist dir noch aufgefallen ?

[Novamarine]

Es handelt sich um einen 2-Takter Mariner 90.

Der Motor läuft rund. Keine Vibrationen etc. Kein Qualm. Ich denke alle drei Zylinder zünden.

Etwas Benzingeruch, aber keine erkennbaren Leckstellen.

Ich habe das Boot mittlerweile zum Mercury-Service nach Zadar gestellt.

Trotzdem wär ich an einer Erklärung interessiert. Denn ich habe für diese Situation leider keine.

Wolfgang

[OLKA]

Max 2800 Umdehungen lässt auf Notprogrammm schließen.

Den Spritverbrauch könnte man mit der "unwirtschaftlichen" Geschwimdigkkeit erklären. Du warst bestimmt mit 8 Knoten die ganze Zeit in Halbgleitfahrt und hast dabei die Bugwellle vor dir hergeschoben?

[Novamarine]

Hallo Olka,

ich weiss jetzt nicht ob mein Motor ein Notprogramm hat? Eigentlich ist das ein normaler Vergasermotor ohne elektronische Motorsteuerung.

Natürlich habe ich eine Bugwelle vor mir hergeschoben. Die Frage ist halt warum der Motor in dieser Situation 40Liter pro Stunde gebraucht hat und dabei nur wenig Leistung abgegeben hat.

Im normalen Betrieb benötigt das Boot ca. 16-18 Liter pro Stunde.

Wolfgang

[the_ace]

Welches Baujahr ist der Motor?

Im Halbgleiten säuft mein 90er Yamaha auch wie ein Loch, erst ab 3200 Touren kommt er dann mit 0,42L/km aus. Darunter zieht der sich merklich mehr durch.
Nun ist Dein Boot ungleich grösser als meins und wird bei der Drehzahl sicher bestenfalls aber eine Vorstufe des Gleitens fahren können. Mein 460er macht bei 2800rpm zwar Gleitfahrt, aber mit höherer Wake und demzufolge auch deutlich unwirtschaftlicher als mit mehr Drehzahl.
In Verdrängerfahrt jedenfalls würde ich 40l/h als denkbar einstufen.
Die grosse Frage ist: WARUM dreht er nicht mehr höher?


Ich hatte auf der Nordsee bei unserer Inseltour über Amrum letztes Jahr ähnliche Probleme; der Motor ging sogar zwischendurch aus. Prinzipiell lief er aber, nur hatte ich einen Leistungsverlust, der sich mit Deiner Beschreibung deckt.

Zwischen Vergaser und Tankanschluss sitzt bei mir etwas, von dem ich vermute, dass es eine Membranpumpe ist. Jedenfalls habe ich den Vergaserschlauch und den Eingangsschalauch abgemacht und kräftig reingepustet. Heraus kam neben etwas Treibstoff auch Dreck. Nach dem Zusammenbau und gefühlte 8 Minuten später war alles wieder okay.

Auf dem GPS-Track sieht man von Osten kommend, wo ich das Boot gestoppt habe und mich zwecks Reaparatur treiben lassen musste, ein Stück weiter der Start zur Weiterfahrt beginnend mit einem Kreis.
War also keine grosse Sache. Ich hoffe das hilft

[George-Gordon]

Benzingeruch wäre für mich ein Zeichen, dass da ein Zylinder nicht zündet. Lässt sich leicht daran erkennen, ob die Kerzen nass sind, oder nicht.
Notlauf braucht nicht unbedingt eine elektronische Motorsteuerung. Sobald die Zündung elektronisch ist (CDI-Zündung, wird von Mercury seit ende der 70er verbaut), kann eine einfache Schaltung dafür sorgen, dass bei zu hoher Motortemperatur der Zündzeitpunkt zurückgestellt wird. Dann verliert der Motor auch massiv an Leistung. Normal ist ein Zündzeitpunkt von ca. 20 bis 25° vorm oberen Totpunkt. Gibt allerdings auch Aussenborder, bei denen bereits 32° BTDC gezündet wird.

[the_ace]

gibt es denn neue Erkenntnisse?

[Novamarine]

Ja, es gibt neue Erkenntnisse.

Am Montag waren waren wir in Zadar und haben das Boot zu Wasser gelassen. Dann haben sich zwei erfahrene Mechaniker von der Mercury-Service Station über den Motor gestürzt. Rasch wurde diagnostiziert, dass der erste Zylinder (der ganz oben) nicht arbeitet.

Die Mechaniker haben ca. 3 Stunden geschraubt und Fehler gesucht und alle Standardchecks durchgeührt (Kompression, Zündung, ..) Alles war ok und die Werte erstklassig.

Immer wieder haben sie Probefahrten gemacht und die Gesichter sind immer ratloser geworden.

Als letztes haben sie - ich glaube aus Verlegenheit - die Vergaser auseinandergenommen und siehe da: beim relevanten Vergaser war die Hauptdüse komplett falsch eingestellt. Dadurch hat der betroffene Zylinder viel zu viel Sprit bekommen.

Ich besitze das Boot seit vier Jahren und bin ca. 100 Stunden damit gefahren. Seit ich das Boot besitze hat sicher niemand an dieser Düse hantiert.

Die Vergaser wurden wieder eingebaut und der Motor läuft nun 1A. Beim Start ist die Maschine nun auf den ersten Zucker da. Die Gasannahme ist wesentlicher besser und auch besser dosierbar. Der Motor dreht auch ruhiger.

Ebenfalls ausgetauscht wurde der ca. 10cm kurze Treibstoffschlauch, der direkt aus dem Motor kommt. Dieser Schlauch war undicht und hat Treibstoff verloren. Möglicherweise hat er dort auch Luft gezogen.

Warum uns der Motor letzten Freitag so plötzlich im Stich gelassen hat - dafür habe ich keine Erklärung. Möglicherweise hat die Koexistenz beider Fehler zum Versagen geführt.

Ursache für den hohen Treibstoffverbrauich von ca. 40 Litern/Stunde war dass zwei Zylinder auf Vollast gelaufen sind und der dritte Zylinder das (fette) Gemisch nur durchgepumpt hat und keine Leistung abgeben hat.

Alleine hätte ich den Fehler nie gefunden, denn diese Düse hätte ich nie kontrolliert.

Jetzt habe ich die Gewissheit, dass der Motor in erstklassigem Zustand ist und ich sicher noch viele Jahre damit fahren kann.

Die Kosten für die Raparatur (zwei Mechaniker haben ca. 3 Stunden gearbeitet) betrug 600.- Kuna, nicht Euro :-)

Wolfgang

[corrado_saar]

Zitat von Novamarine

Die Kosten für die Raparatur (zwei Mechaniker haben ca. 3 Stunden gearbeitet) betrug 600.- Kuna, nicht Euro :-)

Wolfgang

Das ist ja mal ein Erstklssiges Preis/Leistungsverhältniss

[the_ace]

Dann bleibt ja nur, viel Spass zu wünschen!!!

[TOSCH]

Vielleicht habe ich ja in der Schule nicht richtig aufgepasst, aber kann mir mal einen erklären wie man eine Hauptdüse einstellen kann ?

[Flipperskipper]

Zitat von TOSCH

Vielleicht habe ich ja in der Schule nicht richtig aufgepasst, aber kann mir mal einen erklären wie man eine Hauptdüse einstellen kann ?

Wollte auch schon derartiges fragen, bin dann aber still geblieben, weil ich vermute, dass der Schreiber Laie ist bzw. die Mechaniker mit der deutschen Sprache im Detail doch Probleme haben sollten.
Hauptsache er fährt wieder und hoffentlich ohne weitere Probleme.

Gruß Werner

[Novamarine]

Der Mechaniker war der deutschen Sprache gut mächtig und hat mir gezeigt, dass die Hauptdüse nicht komplett eingeschraubt war. Es fehlten einige Millimeter bis zur korrekten Position.

Vergasertechnisch bin ich tatsächlich nicht so gut bewandert und habe ein Bild von dem Teil (a) angehängt.

Wolfgang

[Flipperskipper]

Zitat von Novamarine

beim relevanten Vergaser war die Hauptdüse komplett falsch eingestellt. Dadurch hat der betroffene Zylinder viel zu viel Sprit bekommen.

Wolfgang

Wolfgang, es ist jetzt alles klar.

Es war ja nur die Aussage, dass "die Hauptdüse falsch eingestellt war", für einen Motorentechniker unverständlich. Nur darauf bezog sich mein Posting.

Ich wünsche dir weiterhin viel Freude mit deinem Motor.

Gruß Werner