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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht Istrien


misch
08.08.2007, 12:36
Ich möchte euch einen kurzen Erfahrungsbericht mit meinem Schlauchboot auf Istrien/Pula/Campingplatz Tasalaera schildern:

Allgemein ist die westliche Seite der Südspitzel Istriens sehr reizvoll. Die östliche Seite kann da nicht mithalten. M. E. n. lohnt sich eine östliche Fahrt hinter die Insel Levan (der einzige Fleck in der Gegend mit Sandstrand) nicht. Mein Aktionsradius beschränkte sich allerdings auf max. 30 km mit Sicherheitsabschlag.

Dinge die man niemals machen sollte sind Schlauchboot Hoch- und Weitsprung! Den größten Effekt erzielt man, wenn man zwischen zwei parallel fahrenden Motoryachten durchfährt, die in voller Verdrängerfahrt sind. So mir geschehen. Anfangs dachte ich mir nichts dabei, bis ich meinen Kurs nicht mehr ändern konnte und sich ein riesiger Wellenberg vor mir aufbaute (In Physik hatte ich mal gehört, daß sich Wellenberge und -täler addieren können). Gas wegnehmen half nichts mehr. Anfangs flog ich mit meinem Schlauchboot und gleich drauf alleine. Danach krachte es und ich hatte das Gefühl tiefer zu sitzen. Nachdem ich meine Knochen sortiert hatte fiel mir auf, daß der Motor aus war, ich auf meinem Tank saß, da die Sitzbank durchgebrochen war und div. Kleinteile wie Schwimmwesten, Anker, etc. sich um und im Boot verteilten.

Vom Campingplatz wurde mir eine Boje zur Verfügung gestellt, die ich dankbar annahm. Am 30.07. wollte ich mit den Kindern auf die Insel Levan, die ca 5 km östlich unseres CP liegt und durch parallele Fahrt zur Küste bequem zu erreichen ist. Ich konnte mich nicht durchsetzen und so machten wir - zum Glück - einen Stadtbummel in Pula. Am späten Vormittag kamen wir zurück und wollten nach dem Essen doch noch fahren. Punkt 14.00 Uhr setzte die Bora ohne Vorwarnung ein und blies mit bis zu 45 Knoten bis zum nächsten Mittag. Wären wir auf der Insel gewesen, an ein Fortkommen wäre nicht zu denken gewesen. Für mich heißt dies: ab sofort wird auch bei kleinsten Touren parallel zur Küste der Wetterbericht eingeholt, dieser hatte die Bora für 14.00 Uhr angekündigt, allerdings nicht mit dieser Wucht.

Natürlich machte ich mir bei dem Wind und dem dazugehörigen Wellengang Sorgen um mein Boot. Also runter in die Bucht und nachgesehen. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß ALLE Boote samt Bojen Richtung Land wanderten. Dies hatte 2 Gründe. Zum einen waren die Gewichte der Campingplatzbojen zu gering ausgelegt (Schönwetterbojen) und zum anderen mußten alle Boote mit kurzer Leine gesichert werden, da sich zu viele Boote in der Bucht drängten. Der Schwoikreis mußte ja entsprechend klein gehalten werden. Folglich hob das Boot bei einer Welle die Gewichte an. Ich habe meinen Anker genommen und diesen 10 m vor meinem Boot ausgebracht und beim zurückschwimmen zum Boot solange über den Boden gezogen bis dieser fest war. Die Ankerleine am D-Ring befestigt und die restliche Leine an einer 2. Boje unter Spannung festgemacht. Danach blieb es auf Position.

Und warum erzähle ich das alles? Nun, ich bin nicht scharf auf Spott, davon hatte ich schon genug. Ich hatte riesiges Glück, andere haben ihr Boot zum Teil schwer beschädigt am Ufer wiedergefunden. Und damit euch das nicht passiert der viele Text.

Allzeit gut Fahrt und eine handbreit Wasser unterm Kiel.

Michael

style0410
08.08.2007, 12:47
Danke... das nehme ich mir als blutiger Anfänger gerne zu Herzen!
In 14 Tagen zeigt sich bei mir, ob ich solchen Problemen HERR werde :confused-

Vielen Dank und Dir weiter unfall- und chaosfreie Fahrt! :chapeau:

rotbart
08.08.2007, 13:12
.........Punkt 14.00 Uhr setzte die Bora ohne Vorwarnung ein und blies mit bis zu 45 Knoten bis zum nächsten Mittag. Wären wir auf der Insel gewesen, an ein Fortkommen wäre nicht zu denken gewesen. Für mich heißt dies: ab sofort wird auch bei kleinsten Touren parallel zur Küste der Wetterbericht eingeholt, dieser hatte die Bora für 14.00 Uhr angekündigt, allerdings nicht mit dieser Wucht.

Allzeit gut Fahrt und eine handbreit Wasser unterm Kiel.

Michael
Hi
Den Bericht finde ich Spitze :chapeau: :chapeau: :chapeau: und er zeigt, das Erfahrung auch bei kleinen Booten notwendig ist !!!

Zum anderen räumt er auch wieder mit einer Legende auf, Du schreibst :
Punkt 14.00 Uhr setzte die Bora ohne Vorwarnung ein
und dann einen Satz später :

der Wetterbericht eingeholt, dieser hatte die Bora für 14.00 Uhr angekündigt

Die Bora (ein normaler Fallwind:ka5: ) kann man natürlich vorhersagen, das Problem ist meist nur, dass sich niemand um die Vorhersage kümmert und das EINTRETEN der Bora sehr schnell geht, sozusagen ein Formel 1 Start.

Wenn Dein Bericht dazu hilft dass zwei Bootfahrer mehr den Wetterbericht lesen, dann war Deine schlechte Erfahrung und dieser Bericht wirklich was wert
:chapeau: :chapeau: :chapeau: :chapeau: :chapeau:

Hansi
09.08.2007, 20:56
Hallo Michael

dieser Bericht ist genial geschrieben.:chapeau:
Habe es schon von Bekannten erfahren, dass die Bora in Medulin einige Boote demoliert hatte.

@Rotbart

normaler weise höre ich immer das Wetter per Funk ab:confused- leider konnte ich dieses Jahr in Turanj nichts empfangen weis nicht wieso ???
Ein Freund von mir hat das gleiche Funkgerät und der konnte auf Kanal 73 auch nichts empfangen :confused- :confused-

lg Hansi

Gummifetischist
09.08.2007, 23:12
Auch als Schlauchbootskipper ist man wie man aus dem Erfahrungsbericht entnehmen kann sehr auf das Wetter angewiesen. Wieviel Anker man die Nacht über ausbringt oder ob man sich zusätzlich zum Bojenstein einen zweiten Anker setzt kann man meist nur vorher wirklich entscheiden. Ist der Wind mit voller Wucht erst mal da wird alles mühseliger und in der Nacht mitunter gefährlich. Aber auch bei kürzeren Inselsprüngen ist es gut wenn man konsequent den Wetterbericht berücksichtigt (der zum Glück im Mittelmeer um ein vielfaches präziser ist als das schwachsinnige Kaffeesudlesen der Alpenmeterologen - zugegeben bei uns ist es auch deutlich schwieriger). Ich schocke meine Familie und Freunde nur mehr ungern mit nassen und kalten Überfahrten. Was einem geübten Bootfahrer als herrlich vorkommt, das kann ein anderer schon nur mehr mit Todesängsten bewältigen.

Ich hab mir aus diesem Grund heuer zusätzlich zum Funk (das Gestammel in diversen Sprachen ist mir zu mühselig) ein NAVTEX Gerät angeschafft. Ich kann nur sagen sensationell!!! Diese Seewettermeldungen (und andere Sicherheitsmeldungen) sind kostenlos, präzise und allzeit abrufbar, werden automatisch aktualisiert und können individuell programmiert werden. Das Gerät ist nicht ganz billig aber klein, zuverlässig und ein wertvoller Reisebegleiter - EMPFEHLENSWERT!

Und man kann ruhig schlafen und vom Bootsliegeplatz mal getrost sich entfernen - die Vorhersagen sind innerhalb 24 Stunden hochpräzise, innerhalb von 48 Std immer noch sehr genau - darüber hinaus auch absolut brauchbar!

Wilfried250548
09.08.2007, 23:27
Ich möchte euch einen kurzen Erfahrungsbericht mit meinem Schlauchboot auf Istrien/Pula/Campingplatz Tasalaera schildern:

Allgemein ist die westliche Seite der Südspitzel Istriens sehr reizvoll. Die östliche Seite kann da nicht mithalten. M. E. n. lohnt sich eine östliche Fahrt hinter die Insel Levan (der einzige Fleck in der Gegend mit Sandstrand) nicht. Mein Aktionsradius beschränkte sich allerdings auf max. 30 km mit Sicherheitsabschlag.

Dinge die man niemals machen sollte sind Schlauchboot Hoch- und Weitsprung! Den größten Effekt erzielt man, wenn man zwischen zwei parallel fahrenden Motoryachten durchfährt, die in voller Verdrängerfahrt sind. So mir geschehen. Anfangs dachte ich mir nichts dabei, bis ich meinen Kurs nicht mehr ändern konnte und sich ein riesiger Wellenberg vor mir aufbaute (In Physik hatte ich mal gehört, daß sich Wellenberge und -täler addieren können). Gas wegnehmen half nichts mehr. Anfangs flog ich mit meinem Schlauchboot und gleich drauf alleine. Danach krachte es und ich hatte das Gefühl tiefer zu sitzen. Nachdem ich meine Knochen sortiert hatte fiel mir auf, daß der Motor aus war, ich auf meinem Tank saß, da die Sitzbank durchgebrochen war und div. Kleinteile wie Schwimmwesten, Anker, etc. sich um und im Boot verteilten.

Vom Campingplatz wurde mir eine Boje zur Verfügung gestellt, die ich dankbar annahm. Am 30.07. wollte ich mit den Kindern auf die Insel Levan, die ca 5 km östlich unseres CP liegt und durch parallele Fahrt zur Küste bequem zu erreichen ist. Ich konnte mich nicht durchsetzen und so machten wir - zum Glück - einen Stadtbummel in Pula. Am späten Vormittag kamen wir zurück und wollten nach dem Essen doch noch fahren. Punkt 14.00 Uhr setzte die Bora ohne Vorwarnung ein und blies mit bis zu 45 Knoten bis zum nächsten Mittag. Wären wir auf der Insel gewesen, an ein Fortkommen wäre nicht zu denken gewesen. Für mich heißt dies: ab sofort wird auch bei kleinsten Touren parallel zur Küste der Wetterbericht eingeholt, dieser hatte die Bora für 14.00 Uhr angekündigt, allerdings nicht mit dieser Wucht.

Natürlich machte ich mir bei dem Wind und dem dazugehörigen Wellengang Sorgen um mein Boot. Also runter in die Bucht und nachgesehen. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß ALLE Boote samt Bojen Richtung Land wanderten. Dies hatte 2 Gründe. Zum einen waren die Gewichte der Campingplatzbojen zu gering ausgelegt (Schönwetterbojen) und zum anderen mußten alle Boote mit kurzer Leine gesichert werden, da sich zu viele Boote in der Bucht drängten. Der Schwoikreis mußte ja entsprechend klein gehalten werden. Folglich hob das Boot bei einer Welle die Gewichte an. Ich habe meinen Anker genommen und diesen 10 m vor meinem Boot ausgebracht und beim zurückschwimmen zum Boot solange über den Boden gezogen bis dieser fest war. Die Ankerleine am D-Ring befestigt und die restliche Leine an einer 2. Boje unter Spannung festgemacht. Danach blieb es auf Position.

Und warum erzähle ich das alles? Nun, ich bin nicht scharf auf Spott, davon hatte ich schon genug. Ich hatte riesiges Glück, andere haben ihr Boot zum Teil schwer beschädigt am Ufer wiedergefunden. Und damit euch das nicht passiert der viele Text.

Allzeit gut Fahrt und eine handbreit Wasser unterm Kiel.

Michael

Ich kann nur hoffen, das sich alle deinen Bericht zu Herzen nehmen.
Und nicht noch versuchen mit 8 PS und vier Personen von KRK nach Rab zu fahren.
Die Bora war tatsächlich angekündigt. Ich gehe davon aus, das du das später erst erfahren hast.
Dies zeigt, wie wichtig es ist, den tägliche Wetterbericht einzuholen.
Aber, die lokalen Fallwinde treten auch ohne Vorwarnung auf. Nicht so heftig und so lange. Aber Fraksausen kriegste schon, wenn de dringsteckst

rotbart
10.08.2007, 09:18
Hallo Michael

dieser Bericht ist genial geschrieben.:chapeau:
Habe es schon von Bekannten erfahren, dass die Bora in Medulin einige Boote demoliert hatte.

@Rotbart

normaler weise höre ich immer das Wetter per Funk ab:confused- leider konnte ich dieses Jahr in Turanj nichts empfangen weis nicht wieso ???
Ein Freund von mir hat das gleiche Funkgerät und der konnte auf Kanal 73 auch nichts empfangen :confused- :confused-

lg Hansi

Kanal 73 :confused- :confused- :confused-
Probier doch mal

Rijeka Radio Kanal 24 Zeiten 07:35 16:35 21:35
Split Radio Kanal 81 Zeiten 07:45 16:45 21:45
Dubrovnik Radio 07 08:25 15:20 23:20

(aus www.skippertipps.de)

oder
http://prognoza.hr/jadran_n.html

Seewettervorhersage auf deutsch im Internet

magic6
18.08.2007, 13:55
das boote beschädigt wurde ,ist ärgerlich für die eigner, aber an diesem tag sind leider auch 6 menschen ertrunken,lt. dem wirt vom skrape auf dem camp medulin.
weiter draussen in richtung leuchturm lag auch eine segelyacht auf den felsen, lt. anderen bootsfahrern ein opfer der bora.

ich selber war leider auch ohne auch ohne wetterbericht nach levan rübergefahren und wurde von der bora überrrascht.sie zog innerhalb 5 minuten auf ohne vorankündigung.lag am strand und es kam wind auf, ich blickte rüber richtung kazela, oh scheisse weisse schaumkronen auf den wellen.
schnell alles zusammen und mit vollgas los, hatte kräftig wellen und das dorado war zeitweise gut aus dem wasser, fühlte mich jedoch zu keiner zeit unsicher,mein glück war das ich wind von hinten hatte und ich so das gas gut stehen lassen konnte.
irgendwie war ich sogar stolz auf mein boot, den es lief super, auch unter solchen bedingungen.
die booote mit 5 ps hatten arg mit wasser über schlauch und mit dem vorwärtskommen zu kämpfen.
ich hielt auch stets ausschau nach leuten welche eventuell hilfe brauchen um evtl. auszuhelfen.
kollegen draussen beim leuchturm hatten weniger glück, sie mussten gegen den wind und wellen angehen, suchten sich eine bucht sicherten ihre boote im verbund mit vielen ankern und ketten schwammen ans ufer und machten sich zu fuss auf den heimweg, sie holten am nächste tag aber ihre boote unversehrt ab.

was habe ich gelernt ? unterschätze nie das wetter und die natur !

und noch etwas ot: die jet ski jungs nervten diess jahr enorm, die heizen kreuz und quer mit einem affenzahn, aber vergessen dabei sich umzusehen, mir wäre fast so ein trottel reingefahren

nichts desto trotz war es ein toller urlaub und ich wünsche allen ein schönes wochenende.

martin

Ranger 380
31.08.2007, 19:24
Schöne Infos, danke

Alf2T
11.09.2007, 12:17
und noch etwas ot: die jet ski jungs nervten diess jahr enorm, die heizen kreuz und quer mit einem affenzahn, aber vergessen dabei sich umzusehen, mir wäre fast so ein trottel reingefahren

martin

Hi Martin!

Ich kann Dir da bloß beipflichten, waren dieses Jahr im Juli auf ZATON (nähe Zadar) - bei den "Jet - Ski - Jungs" kann man sich bloß wundern und fragen, ob die tatsächlich jemals einen Schein gemacht haben.

Wer die Bucht vom CP Zaton kennt, weiß wovon ich spreche.

Keine Ahnung wie schnell moderne Jet Skis laufen aber jedenfalls viel zu schnell für Hafeneinfahrt und Schwimmerzone!

Irgendwie sind die Fahrer ja zu verstehen: "Da kauft man sich um viel Geld das neueste Jetski Modell und beherrscht auch enge Kurven schon recht brauchbar - da macht´s doch keinen Spaß, weiter draussen zu fahren - man will den tausenden Badegästen ja zeigen, was man besitzt und wozu man damit in der Lage ist...."

jedenfalls lief das dort meist nach diesem Motto ab...

wenn ich dann mit unserem Mini - Booterl in gemütlicher Verdrängerfahrt den Hafen ansteuerte, mußte man wirklich Angst um Mensch u. Material haben!

...von jedem 4PS Schlaucherl verlangen´s das Küstenpatent und dann wird so etwas nicht konsequent unterbunden - bis etwas ernstes passiert und dann noch strengere Maßnahmen uns ALLE betreffen....schade!

Alex