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Smalltalk Alles was wo anderst nicht reinpasst. |
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Pflichten eines Skippers (Schwimmwesten)
Hallo Freunde,
in den neuen IBN habe ich einen interessanten Artikel gefunden. Leider ist er Online nicht verfügbar, so dass ich mal versuche kurz in eigenen Worten den Sachverhalt zu erzählen: Auf dem Ostteil des Bodensee waren wohl in einem 30er-Schärenkreuzer zwei Herren unterwegs. Zur Info - so sehen die Boote aus (sehr schön, aber eher typische Binnensegelboote): Um Links zu sehen, bitte registrieren Während der Überfahrt von einer Seeseite auf die andere kam ein Sturm mit orkanartigen Winden auf. Dabei zerrissen die Segel, das Boot kränkte extrem, das Heck geriet unter Wasser und das Boot wurde von Wellen überspült. Das Boot sank und die beiden Wassersportler gingen ohne Schwimmweste über Bord. Zuerst schwammen die beide über Wasser, aber nach einiger Zeit war einer der Segler so erschöpft, dass er unterging und verstarb. Der Skipper erreichte das Ufer und überlebte. Das Nachspiel: Die Witwe und der Arbeitgeber des Verunglückten verklagten den Skipper auf Schadensersatz. Im Gegensatz zu Bergtouren (ohne professionelle Führer), wo es i.d.R. eine Haftungsbegrenzung bei Unglückfällen gibt, hat hier das OLG Köln die besondere Sorgfaltspflicht des Skippers hervorgehoben. Er hätte das Tragen einer Schwimmweste (spätestens bei erkennbarem Aufkommen des Sturms) verlangen müssen und er hätte auch den Wetterbericht (inkl. Sturmwarnung) beachten müssen. Beide befanden sich bei voller Besegelung sogar unter Deck als der ersten Starkwinde eintrafen und hatten trotzdem beim verlassen der Kajüte keine Weste angezogen. Somit sah das OLG eine eklatante Verletzung der Sorgfaltspflicht als gegeben an, was prinzipiell für eine Verurteilung ausgereicht hätte. Das OLG hat den Skipper trotzdem nicht verurteilt weil das Boot als Schiff i.S.d. Binnenschifffahrtsgesetz gilt und damit die einjährigen Verjährungsfristen gelten. Somit waren die Ansprüche verjährt und der Skipper musste keinen Schadensersatz leisten. Wieso stelle ich es hier ein (obwohl Segler)? Manche, die hier öfters in grob fahrlässiger Art über den Sinn von ordentlicher (Sicherheits-)Ausrüstung schreiben sollten sich über die haftungsrechtlichen Ansprüche Dritter mal Gedanken machen. So könnte auch ein verletztes Crewmitglied Schadensersatz verlangen etc. Das ganze kann dann deutlich teurer werden als Schwimmwesten, Notsignale oder sonstige wichtige Ausrüstungsgegenstände zu kaufen. Abgesehen davon, dass natürlich der Tod eines Crewmitglieds wohl kaum monetär abgegolten werden kann.
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Viele Grüße vom Bodensee Tom Freiwilliger Seenotdienst e.V. (Bodensee) Infos: Um Links zu sehen, bitte registrieren. Bei Interesse bitte PN an mich! |
#2
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Hallo Tom,
Artikel 1.03 und 1.04 des BSO. Sorgfaltpflicht des Skippers und Verhalten unter besonderen Umständen
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Grüssle vom Bodensee Roland Um Links zu sehen, bitte registrieren Um Links zu sehen, bitte registrieren |
#3
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Auch in der Bayer. SchiffahrtsVO wird die Sorgfaltspflicht des Schiffführers extra herausgehoben.
Die gilt sogar (noch) an Land, es gab mal einen Unfall beim Mastlegen nachdem das Boot (H-Boot) mit Mast auf den Trailer gekrant wurde (beim H-Boot normaler Vorgang) , dabei wurde ein Crewmitglied ernsthaft verletzt und dem Skipper wurde die mangelnde Aufsichpflicht vorgeworfen. => wenn Ihr beim Slippen (RIB) nicht aufpasst und ein zweiter verletzt wird kann es eng werden. |
#4
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Schwimmwesten
Hallo Tom
Ich hätte den Beitrag nicht im 'Smalltalk' platziert... Was mich befremdet, ist, dass hier einfach wieder mal ein 'Schuldiger' für Haftungsansprüche gesucht wird. Dass der Skipper bei dem Wetter noch auf dem See war mag ja fahrlässig sein (habe keine Ahnung vom Segeln, gehe aber auch mit dem Schlauchi nicht bei Sturm raus). Dass der Segler (wir sprechen von einem Erwachsenen) die - hoffentlich vorhandene - Weste nicht anzog, dürfte doch seine eigene Schuld sein. Beispiel aus dem Strassenverkehr: wenn Du als Beifahrer nicht angegurtet bist, büsse ich Dich und nicht den Fahrzeuglenker (ausser bei Kindern, dort ist der Lenker verantwortlich). Demzufolge kannst Du bei einem Unfall die Kopfverletzung nicht einfach mir anlasten Typisch, dass wieder mal eine Verjährungsfrist hinhalten musste. Unter anderem wegen solchem Formalkram habe ich mein Jurastudium hingeschmissen... Liebe Grüsse und gutes Wetter über die Feiertage! Michael P.S. Kleiner Motz am Rande: Unterschied zwischen 'krängen' und 'kränken' |
#5
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Zitat:
der Schiffsführer ist laut Gesetz für die Sicherheit von Schiff und Crew verantwortlich. Er kann und muß daher (so blöd das für 'nen Urlaubstörn klingt) der Crew Anweisungen geben. Die Sache hat ja auch einen anderen Aspekt, nimm an Du bist nachts im Sturm mit einer SY Yacht unterwegs und es ist etwas an den Vorsegeln zu richten (z.B. wechseln), dann MUSS der Skipper jemand nach vorne schicken, wohl wissend das eine echte Gefahr für den Betreffenden besteht. Er DARF es garnicht selbst machen, da -wenn etwas passiert- er die geeignetste Person ist Gegenmaßnahmen einzuleiten. Hier ist bereits ein Skipper posthum verurteilt worden (was nicht lächerlich ist sondern Auswirkungen auf die Versicherungszahlungen hat), weil er selbst gegangen ist, über Bord gefallen und dadurch dass die andern nicht richtig segeln konnten - noch mehr passiert ist ! Eine Horrovision für jeden der Praxisausbildung auf hoher See macht. |
#6
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Zitat:
Dazu mal die Frage: Ich gebe als "Schiffsführer" (Gummibootführer) die Anweisung, dass sich alle Crewmitglieder unverzüglich die Schwimmwesten anzuziehen haben und nicht darauf rumliegen sollen, weil das so bequem ist, aber keiner kommt dem Kommando nach?!? Was dann? Was wenn das eine Crewmitglied auch den Führerschein hat, soll ich dann sagen, was solls, jetzt bist Du der "Schiffsführer"?!? Diese tragischen Unfälle passieren laufen, aber nicht wegen fehlender Sicherheitsausrüstung, sondern weil die vorhandene entweder nicht genutzt wird, oder weil man voher schon so viele Fehler gemacht hat, daß eine Signalpistole einem auch nicht mehr helfen kann... Man sollte aber auch bei der Sicherheitsaussrüstung die größe des Bootes und das Einsatzgebiet bedenken. Im Sommer am Mittelmeer trage ich sehr viel seltener eine Schwimmweste, als wenn ich im Frühjahr auf dem Neckar unterwegs bin. Das hat einen einfachen Grund: Im Meer bei moderaten Wassertemperaturen kann ich sehr wohl sogar weitere Strecken schwimmend zurücklegen, im Neckar, wenn der wirklich kalt ist, da ist nicht mehr viel mit schwimmen zu erreichen (vor allem wenn man noch dickere Kleidung an hat... in Badehose ohne Schuhe schwimmt sichs eben leichter). Das Wasser ist unser "Freund", wir fahren darauf, leben davon etc. wenn ich aber mit absoluter Panik in die unergründlichen Tiefen des Meeres schaue, sollte ich mir lieber ein anderes Hobby suchen... Gruß Markus PS: Es gibt natürlich auch Menschen, die vor Panik sofort ertrinken, sobald sie in das nasse Element fallen. Für solche Individuen empfiehlt sich in jedem Fall immer die Schwimmweste zu tragen, auch beim Spaziergang um einen See... |
#7
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Zitat:
SO EINFACH ist das ! |
#8
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#9
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Zitat:
so gut wie Dir kleiner Fehler auffallen wärst Du mit Sicherheit auch ein guter Jurist geworden! Mit der Haftung ist es so eine Sache. Bewerten will ich es eigentlich nicht. Das die Angehörigen eine Aufklärung verlangen kann ich jedoch gut verstehen. Aber wie dem auch sei, dieses Beispiel zeigt einfach dass die Haftung eines Skippers weiter geht als viele vermuten und das wollte ich auch nur mit diesem Posting aufzeigen. Ich glaube auch, dass der Skipper prinzipiell ein erfahrener Segler war. 30er Schärenkreuzer sind keine Boote, die i.d.R. von unerfahrenen Segler gefahren werden. Diese Boot sind Liebhaberstücke und werden meistens gehegt und gepflegt wie es die liebe Ehefrau erwarten würde. Trotzdem passieren Fehler und gerade von einem erfahrenen Skipper würde man wahrscheinlich auch mehr erwarten. Aber nachdem keiner von uns fehlerlos ist soll dieses Posting einfach sensibilisieren sich immer wieder mit der Materie zu beschäftigen und nicht alles sorglos zu sehen. Letztlich ist man als Skipper verantwortlich und gerade fremde Crews können vieles oft nicht wissen was für viele von uns selbstverständlich ist.
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#10
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So eine ähnliche Geschichte gibt es auch bei Tauchgängen, wo mehr oder weniger automatisiert der erfahrenste Taucher der Gruppe dafür sorge zu tragen hat, dass keiner der Gruppe zu Schaden kommt, auch mit den den entsprechenden Urteilen.
Beidem von thomas geschilderten Fall sehe ich auch ein verschulden des Schiffsführers. Ich sehe diese Verantwortung als Schiffsführer auch als ok an, ich bin vielleicht im Gegensatz zu anderen, das es sich hier beim Durchsetzen auch um eine Frage des Menschenverstandes und auch der "natürlichen" Autorität handelt, welche am besten durch eine Vorbildfunktion problemlos funktioniert. mfg Marcus |
#11
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Zitat:
Was soll man wirklich machen wenn er keine Rettungsweste anlegen will? Zwingen kann man ihn ja nicht wirklich. Zitat:
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LG Michael |
#12
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Hallo Michael,
drakonische Strafen, die da drohen wenn bei Euch an Bord nicht alles nach der Pfeife des Skippers tanzt! Zitat:
Mir ist aber so ein Fall auch noch nie untergekommen. Obwohl ich immer wieder mal mit Freunden, aber auch mal mit anfangs Unbekannten zum Segeln gehe, hat bislang jeder eine Schwimmweste angezogen wenn ich darum gebeten habe. Frage auch jedesmal vor einem Törn mit Personen, die ich nicht kenne ob sie Schwimmen können. Hatte auch schon welche dabei die tatsächlich nicht Schwimmen konnten. Bei meinem Beispiel von oben war leider auch der Skipper unvernünftig und ich denke dies war in diesem Fall auch auschlaggebend. Zitat:
Die Begründung des Gerichts war wohl, dass der Eigner einer größeren Yacht obwohl er kein Patent für das Fahrgebiet hatte, aufgrund seiner Handlungen sich wie ein Skipper benommen hat und somit auch Schiffsführer war. Bedeutet so ungefähr, dass wenn Du mit Deiner Yacht unterwegs bist, die niemand so gut kennt wie Du, die Du auch selbst bezahlt hast, dann wird es schwer sein vor Gericht glaubhaft darzulegen, dass ein Mitfahrer (der vielleicht zum ersten mal dabei ist) der Schiffsführer sein soll. Insbesondere wenn die Gegenseite vielleicht noch Zeugen auftreibt, die bestätigen können, dass Du Deine Yacht immer wie ein großen Schatz behandelst und bislang noch nie jemand anders ans Steuer durfte!
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#13
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Hi TOM
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Aber Du hast Recht - normal wird die Crew in solcher Fällen brav die Schwimmwesten anziehen - habe das auch noch nicht anders gesehen. |
#14
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ich hatte beim Rafting ein unglückliches Erlebnis, 4 Personen auf Schlauchi, davon 3 Guides. 2 Guides stritten um den richtigen Kurs, die Mannschaft paddelte dann dummerweise den falschen Kurs. Ein Besatzungsmitglied ist fast ertrunken. Und das ist weder übertrieben noch sonst etwas.
Bei mir auf dem Boot bin ich der Chef, und jeder akzeptiert das. Fertig
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#15
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Hallo zusammen,
also beim Autofahren, wenn da sich jemand nicht anschnallen will, dann lernt er bei mir (als Fahrer) erst einmal die Grenzen der Physik kennen... auf jedenfall beim ersten Kreisverkehr... und da kann man mir glauben, so jemand schnallt sich sofort freiwillig an... Im Schlauchboot mit 3m Länge kann man leider keinen so Quatsch machen... erstens ist da niemand angeschnallt und zweitens stört es sowieso niemanden, wenn er mal im Wasser landet... (gut wenn man gemein ist, dann landet er zwischen den Quallen... , aber die Viecher machen ja auch nichts... jedenfalls nicht die großen weissen...) Die Schwimmweste ist ein sehr ungern gesehenes Rettungsmittel. Ich habe die allerdings auch im Sommer sehr gerne an, der Fahrwind ist mörderisch... jedenfalls in Verbindung mit dem kalten Wasser. Daß jemand unfreiwillig von Bord gegangen wäre, habe ich noch nie erlebt... egal, was das Wetter machte... ich vermute, dazu müsste das Boot komplett umkippen (beim Kanu leicht, aber im Schlauchboot kann man aufstehen, ohne daß da was kippt). Eine Schwimmweste pro Person und ein Handy sind aber IMMER mit an Bord, man kann ja nie wissen... ich kenne Leute, die gut schwimmen können, aber wenn die im Meer landen würden, vergessen die das glatt... Salzwasser hat sowieso einige unangenehme Eigenschaften... man sieht nichts, weiss nicht wo man ist (wenn man es in den Augen und der Nase hat) jedenfalls wenn man einigen Leuten glauben schenken darf... ich finde, es gibt nichts schöneres als im Salzwasser zu schwimmen, tauchen etc. Wellen beeindrucken mich auch nicht (jedenfalls nicht bis zu einer gewissen Höhe, bisher habe ich nur 3 höhere Wellen gesehen und das in mehreren Jahren am Meer) mit dem Schlauchboot wollt ich da allerdings nicht mehr raus! Die normale "Crew" (wenn man das überhaupt so nennen darf) hört beim Schlauchbootfahren sowieso nicht auf irgendwelche Anweisungen... das fängt schon damit an, daß das Gewicht so verlagert wird, wie jeder der 2 weiteren Personen denkt, daß es gut wäre... dazu kommt immer noch die Anweisung der "Crew": GIB GAS! Super! Naja die sitzen vorne und bekommen als erstes die Welle ab. Apropo Wellen, wenn man stur Gas gibt, dann ist irgendwann auch die Schraube in der Luft... dann wird man sowieso wieder langsamer... Ich gehe jede Wette ein, das Boot überlebt die nächsten 4 Jahre nicht und ist dann noch innerhalb der Quicksilvergarantie ein Fall für den Schrott... ob man da jemanden belangen kann?!? Gruß Markus PS: Kategorie C beim Schlauchboot heist doch, man kann in küstennahen Gewässern sein Unwesen treiben und das Boot zerlegt sich dabei nur langsam?!? |
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